Das Outsourcing-Geschäft geht zurück

10.07.2006
Sowohl die Zahl als auch der Wert der Deals sind im zweiten Quartal gesunken.

Das weltweite Outsourcing-Geschäft hat im zweiten Quartal abgenommen. Einer Erhebung im Auftrag des Brancheninformationsdiensts "Computerwire" zufolge lag sowohl die Zahl als auch der Wert der Deals unter denen des Vorjahreszeitraums: Es wurden 388 und damit 18 Prozent weniger Verträge als im zweiten Quartal 2005 unterzeichnet. Der Gesamtwert der Deals sank um elf Prozent auf 22,2 Milliarden Dollar.

Bei etwa 57 der im zweiten Quartal angekündigten 388 Deals handelte es sich um Folgeaufträge der zweiten oder sogar dritten Generation. Ferner beobachteten die Analysten, dass die große Mehrheit der Kunden - 93 Prozent - ihrem Provider treu bleiben, wenn sie Verträge erneuern oder verlängern. Nur vier Prozent haben ihren Anbieter im zweiten Quartal gewechselt.

So beendete die australische Energieversorger Woolside Petroleum den Infrastruktur-Deal mit HP vorzeitig und schloss mit CSC einen neuen Vertrag ab. Ein Teil der ausgelagerten Bereiche soll jedoch wieder in das Unternehmen zurückgeholt werden. Die australische Regierung hat einen umfangreichen Outsourcing-Deal mit EDS gestoppt und ihr gesamten Netz-Management im Wert von 30 Millionen Dollar an Dimension Data übergeben. Und das britische Wiltshire County Council hat seinem langjährigen Partner Sunguard Vista den Laufpass gegeben und die IT-Infrastruktur für umgerechnet 21,9 Millionen Dollar an Steria ausgelagert.

Die Outsourcing-Anwender sind in einer stärkeren Position denn je zuvor. Sie haben mittlerweile viele Erfahrungen im Verhandeln und bei der Steuerung ihrer externen Dienstleister gesammelt. Außerdem profitieren sie von der zunehmenden Konkurrenz im Markt, die sich durch die Präsenz indischer Anbieter weiter verschärft und günstige Preisstrukturen zur Folge hat. Auf der anderen Seite muss man bedenken, dass es weit weniger aufwändig und riskant ist, einen Vertrag mit einem langjährigen Lieferanten zu verlängern als sich einen neuen Partner zu suchen.

Bei den meisten Deals - 85 Prozent - lagerte der Anwender die betreffende Unternehmensfunktion zum ersten Mal an einen externen Anbieter aus. Diese hohe Zahl kommt laut Computerwire unter anderem dadurch zustande, dass viele Firmen erste Erfahrungen im BPO-Geschäft (Business Process Outsourcing) - speziell in den Bereichen Human-Resources-, Procurement- und Finance&Accounting-Outsourcing - machen. Hinzu komme, dass einige der großen Deals in Ländern unterzeichnet wurde, in denen der Outsourcing-Markt noch nicht sehr reif ist - etwa Frankreich, Dänemark oder Israel.

Das zweite Quartal war schwach, aber es sind noch eine ganze Reihe von neuen Verträgen in der Pipeline. So verhandelt die niederländische Bank ING mit Accenture, Atos Origin, Getronics und KPN über ein Desktop-Auslagerungsabkommen im Wert von einer Milliarde Dollar. In den Gesprächen zwischen HCL Technologies und der südafrikanischen Versicherungsgesellschaft Old Mutual geht es um einen Deal über 400 Millionen Dollar. Und Vodafone will Gerüchten zufolge HP mit einem Teil seines IT-Outsourcing-Programms beauftragen.

Den größten Anteil am Outsourcing-Markt - nämlich 16,7 Prozent - hatte im zweiten Quartal CSC: Der IT-Dienstleister konnte laut Computerwire 14 Deals mit einem Gesamtwert von 3,7 Millionen Dollar an Land ziehen. An zweiter Stelle folgt EDS mit 16,4 Prozent Marktanteil und einem Gesamtvertragswert von 3,65 Millionen Dollar. (sp)