Supportkosten senken

Das müssen Sie über Softwarewartung wissen

08.12.2009 von Frank Niemann
Softwarewartung ist ein sicheres Geschäft - für die Hersteller. Doch zunehmend hinterfragen die Kunden die Leistungen und die dafür verlangten Gebühren. Wer an den richtigen Schrauben dreht, kann die Kosten drücken.

Für Softwarehäuser stellt die Wartung eine lebenswichtige Einnahmequelle dar. Ein Beispiel dafür liefert Oracle. Der Konzern musste für das im August zu Ende gegangene erste Quartal des neuen Geschäftsjahres einen Rückgang des Lizenzverkaufs um 17 Prozent hinnehmen. Die Wartungseinnahmen konnte der Anbieter von Datenbanken, Middleware und Applikationen jedoch steigern. Laut Oracle-Präsidentin Safra Catz wirft das Wartungsgeschäft im Vergleich zu den Lizenzeinnahmen einen höheren Gewinn ab. Weil der Anteil der Maintenance-Einnahmen am Gesamtumsatz steige, könne Oracle eine höhere Marge erzielen.

Nicht wenige Unternehmen der IT-Branche nehmen mit Wartung mehr Geld ein als mit dem Verkauf von Softwarelizenzen. Insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind ihnen die regelmäßig fließenden Wartungserlöse willkommen: Sie sorgen auch dann für Umsatz, wenn ein Neugeschäft mit Softwareprodukten ausbleibt.

DSAG-Roundtable 2009
SAP-Anwender, vertreten durch die DSAG, diskutierten mit der COMPUTERWOCHE unter anderem, wie es in Sachen Enterprise Support weitergeht.
DSAG-Roundtable 2009
Nach Ansicht der Anwendervertreter bemüht sich SAP, wieder stärker auf die Kunden zuzugehen.
DSAG-Roundtable 2009
Etwa 50 Prozent der Kunden nutzen nach Angaben der DSAG bereits ERP 6.0, meist vollziehen sie dabei technische Release-Wechsel, erläutert Karl Liebstückel, Vorstandsvorsitzender der DSAG.
DSAG-Roundtable 2009
Vielen SAP-Nutzern sind die neuen Funktionen und Vorteile von ERP 6.0 nicht bekannt. Tools wie der Solution Browser, den SAP auf Drängen der Anwender eingeführt hat, sollen hier mehr Klarheit schaffen, erklärt Andreas Oczko, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DSAG.
DSAG-Roundtable 2009
Noch immer ist den Softwarenutzern die Business Suite zu komplex, unter anderem wegen redundanter Funktionen und Datenhaltung. Unlängst begonnene Gespräche mit SAP über eine Verbesserung bewertet Waldemar Metz, als DSAG-Vorstandsmitglied für das Ressort Prozesse verantwortlich, positiv.
DSAG-Roundtable 2009
Firmen wollen heute genau wissen, was ein IT-Projekt bringt. Selbst für harmlose SAP-Release-Wechsel müssen IT-Verantwortliche heute einen Business-Case vorlegen, so Otto Schell, Mitglied des DSAG-Vorstands, Ressort Branchen.
DSAG-Roundtable 2009
Die DSAG hat sich eigenen Angaben zufolge komplett neu aufgestellt, um bei SAP mehr Gehör zu finden. Mittlerweile gibt es Vorstandsvertreter für Service und Support, Technologie, Branchen und die Business Suite, so Mario Günter, Geschäftsführer der DSAG.
DSAG-Roundtable 2009
Zwar wissen die Kunden, wie es mit den Produkten von SAP und Business Objects weitergeht, doch die Zusammenführung beider Firmen ist aus Sicht der Anwender noch nicht abgeschlossen.

Wie die Hersteller sind auch die Softwarekunden meistens auf die Wartung angewiesen. Doch nicht immer halten sie die Forderungen der Softwareanbieter für gerechtfertigt. Insbesondere die SAP-Kunden schrien auf, als der Anbieter ankündigte, die Wartungsmodelle umzustellen und damit die Gebühren von 17 auf 22 Prozent vom Lizenzpreis zu erhöhen. Ob der höhere Preis wie von SAP versprochen dazu führt, dass SAP-Anwender ihre Betriebskosten senken können, ist noch nicht ausgemacht. Die Kunden haben sich mit dem Softwarehaus auf ein Kennzahlensystem verständigt, mit dem sie herausfinden wollen, ob der Enterprise Support ihnen Vorteile bringt. Weltweit beteiligen sich 100 ERP-Nutzer an diesem Messverfahren. Experten glauben, dass solche Leistungsnachweise für Wartungsdienste auch anderswo gefordert werden könnten, wenn das Beispiel Schule macht. Inzwischen hat SAP die Entscheidung über weitere Preiserhöhungen auf Januar 2010 verschoben. SAP zufolge habe zwar die Prüfung ergeben, dass der Enterprise Support einen Mehrwert bringe. Anwendervertreter bezweifeln die Ergebnisse jedoch und fordern transparentere und statistische belastbarere Messungen.

Sauer sind auch SAP-Kunden in Österreich und Deutschland, die wie die Mehrheit beim Standardsupport geblieben sind. Der Grund: SAP erhöht die Wartungsgebühren für solche Nutzer analog zum Arbeitskostenindex des Statistischen Bundesamts vom Zeitpunkt des Vertragsabschlusses an - und das rückwirkend bis zum Jahr 2000. Doch auch scheint SAP gesprächsbereit. Die Deutschsprachige SAP Anwendergruppe (DSAG) geht davon aus, dass es vorerst keine Preiserhöhungen geben wird.

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Ob das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Wartungsleistungen noch passt, hinterfragen nicht nur SAP-Anwender. Für Oracle-Kunden waren die Wartungsangebote ihres Softwarelieferanten immer wieder Grund für Ärger. Sie zahlen schon seit einer Weile 22 Prozent an Wartungsgebühren. Doch in Sachen Wartungsqualität hat sich in den letzten Jahren offenbar einiges verbessert. Den Oracle-Support hatten die Anwender immer wieder heftig kritisiert. Darauf hat der Konzern reagiert: "Die Wartungsleistungen werden grundsätzlich sehr positiv gesehen", sagt Christian Trieb, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Oracle-Anwendergruppe (Doag) und dort Leiter Competence-Center Supportfragen. Anlass zur Kritik haben die Anwender dennoch: Es gebe keine vernünftige deutschsprachige Unterstützung, die mehr zu bieten habe als eine bloße Übersetzung aus dem Englischen. Das Problem besteht auch anderswo: "Sprachprobleme sind immer wieder ein Thema - auch auf internationaler Ebene, nicht nur in Deutschland", so Trieb weiter. Oracle habe auf Druck der internationalen Anwendergruppen verstärkt in die Englisch-Ausbildung der Supportmitarbeiter investiert.

Wartung ist kaum vergleichbar

Es fällt schwer, die Wartungsdienste von Softwareherstellern zu vergleichen, da die gebotenen Leistungen und die Ermittlung der dafür verlangten Gebühren sich stark unterscheiden. Die Höhe der Wartungsgebühren sagt dabei wenig über die gebotenen Leistungen aus. Microsoft etwa bietet im Rahmen der "Software Assurance" unter anderem Programm-Updates sowie Wartungsleistungen im Paket an, so dass sich kaum feststellen lässt, was die Wartung wirklich kostet. Bei SAP und Oracle erwirbt der Käufer Softwarelizenzen und schließt einen Wartungsvertrag ab. Die jährliche Gebühr errechnet sich aus dem Lizenzpreis. Die Prozentsätze variieren dabei deutlich, ebenso die Bemessungsgrundlage. Einige konkrete Beispiele liefern andere Hersteller von Business-Applikationen: Beim ERP-Spezialisten Abas etwa lauten die Wartungskonditionen: "Die Kosten des Updates für eine Hauptversion betragen zwölf Prozent des Listenpreises der aktuell zum Zeitpunkt der Durchführung des Updates installierten Bildschirmarbeitsplätze." Der Konkurrent AP AG verlangt 18 Prozent vom Lizenzpreis. Bei der CSB-System AG zahlen Kunden ein Prozent vom Kaufpreis im Monat, was auf eine Jahresgebühr von zwölf Prozent hinausläuft. Das Softwarehaus IFS verlangt 18 Prozent vom Angebotspreis.

Hinzu kommt, dass der Wartungssatz nicht bei allen Herstellern über die Vertragslaufzeit gleich bleibt. SAP sieht eine "Hauptwartung" zum Preis von 17 Prozent vor, auf die eine auf zwei Jahre befristete erweiterte Wartung folgt, deren Gebühr um zwei Prozentpunkte steigt. Ein ähnliches Konzept verfolgt Microsoft mit den Dynamics-Produkten (fünf Jahre Hauptwartung und fünf Jahre erweiterte Wartung).

Integrierte Wartung bei Microsoft

Microsoft bietet Softwarewartung im Rahmen der "Software Assurance" an. Die darin enthaltenen Supportleistungen hängen unter anderem von der Vertragsgröße und der Vertragsart ab. Generell erhalten Software-Assurance-Kunden Support über ein Online-Portal. Wie viele Personen dort Anfragen stellen dürfen, regelt das Vertragswerk. Es gibt zwar auch eine telefonische Betreuung, doch die ist genau bemessen: Bei Server-Produkten dürfen die Kunden pro 21.500 Euro Vertragswert (Server-Lizenzen und Client Access Licences) einmal innerhalb der 36-monatigen Vertragslaufzeit Telefonsupport in Anspruch nehmen.

Wer weitergehende Leistungen will, muss den "Premier Support" abschließen. Je nach Vereinbarung steht dem Kunden dann auch ein persönlicher Betreuer zur Verfügung (Technical Account Manager). Premier Support richtet sich auch an Kunden, die ihre Produkte nicht im Rahmen eines Software-Assurance-Vertrags erwerben, sondern mit Microsoft eine eigene Supportvereinbarung schließen.

Supportpakete variieren stark

Je nach Vertrag umfassen die Angebote Programm-Updates und Fehlerbereinigungen sowie Hotline beziehungsweise Supportsysteme, die bei Anwenderproblemen weiterhelfen. Zudem sehen viele Modelle vor, dass der Wartungskunde neue Programmversionen ohne Aufpreis erhält. Davon ausgenommen sind mitunter neue Funktionen, die als Zusatzlösung zu erwerben sind. Manche Hersteller verlangen für neue Programmversionen auch von Bestandskunden mit Wartungsvertrag Geld. Sie begründen dies mit einer "neuen Produktgeneration", die mehr biete als ein neues Release.

Wartungsverträge sehen regelmäßige Zahlungen vor, egal ob der Kunde Supportleistungen in Anspruch nimmt und Programm-Updates einspielt oder nicht. "Am liebsten würde ich natürlich nur dann etwas bezahlen, wenn ich etwas nutze", wünscht sich Hans-Jürgen Steeb, Leiter IT und Organisation bei der Ritz Pumpenfabrik in Schwäbisch Gmünd. Doch kein Softwarehaus biete ein solches Modell an. Zwar könnten Anwender den Vertrag für die Softwarewartung kündigen. Wenn sie sich dann jedoch später wieder mit einem Softwareproblem beim Hersteller meldeten, verlange dieser eine Nachzahlung der Wartungsgebühren.

Die Ritz Pumpenfabrik nutzt eine Geschäftssoftware der Firma Abas aus Karlsruhe. Der Wartungssatz des Herstellers liegt Steeb zufolge im Marktdurchschnitt. Über die Updates erhält das Unternehmen eine Reihe zusätzlicher Funktionen. Zudem biete Abas eine funktionierende Hotline.

Doch die über die Wartung abgedeckten Upgrades oder Funktionserweiterungen nützen dem Kunden nur, wenn am Ende Features dabei sind, die ihm etwas bringen. Manche Hersteller arbeiten eng mit Nutzervereinigungen zusammen, um deren Wünsche bei der Weiterentwicklung zu berücksichtigen. Steeb hat bereits Erfahrungen mit einer Reihe von ERP-Softwareanbietern gemacht. Vor allem kleinere Anbieter haben seiner Meinung nach einen guten Draht zu den meist mittelständisch geprägten Kunden.

Auslaufmodell Lizenz-Wartung?

Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass die klassischen Lizenz- und Wartungsmodelle der Softwarebranche sich wandeln. Anwender verlangen mehr Flexibilität, als ihnen die heutigen Vertragswerke oft bieten. Zudem finden Softwarekunden wenig Gefallen daran, sich ständig mit den Lizenzvereinbarungen ihrer Lieferanten auseinandersetzen zu müssen, wenn sie ihre IT-Landschaft verändern wollen.

Die Anbieter wiederum wollen die Kunden an sich binden. Ferner suchen sie nach Wegen, um vom reinen Lizenzverkauf unabhängiger zu werden: Wer langfristige Vereinbarungen mit dem Hersteller eingeht, beschert diesem regelmäßige Einnahmen und ist weniger gewillt, den IT-Bedarf mit Drittprodukten zu decken.

Manche Softwarehäuser legen Software-Subskriptionen auf, bei denen der Kunde eine längerfristige Vereinbarung mit dem Anbieter eingeht und für Softwarenutzung sowie Wartung eine jährliche Gebühr entrichtet.

Das planen die großen Softwarehersteller

Oracle, Microsoft und SAP entwickeln derzeit neue Supportmodelle beziehungsweise kombinierte Lizenz- und Wartungsangebote. Damit sollen die Kunden Software flexibler und kostengünstiger nutzen können. Die Hersteller wollen die Anwender auf diese Weise an sich binden und davon abhalten, bei der Konkurrenz zu kaufen.

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