Bedroht durch DVD und Internet

Das kurze Leben von Blu-ray

12.01.2009
Vor einem Jahr sahen die Aussichten für die hochauflösende Blu-ray Disc noch rosig aus.

Das Filmstudio Warner Brothers hatte sich im Formatstreit von HD DVD abgewandt und seine Unterstützung der Blu-ray-Technik zugesagt. Damit war der Kampf um die Nachfolge der DVD entschieden. Blu-ray schien eine goldene Zukunft bevorzustehen. Doch es mehren sich Sorgen, dass diese goldenen Zeiten erheblich kürzer ausfallen könnten als erhofft.

Denn über der Branche haben sich düstere Wolken zusammengezogen. Die Anzeichen einer tiefen und langen Rezession häufen sich. Dabei trifft es die Unterhaltungsbranche als erste. Verbraucher schrauben Ausgaben für Heimelektronik zurück. Großbildschirm-Fernseher bleiben in den Läden stehen und damit ist es für die meisten Verbraucher sinnlos, ihre DVD- gegen höher auflösende Blu-ray-Geräte auszutauschen. Zudem ist der rege Gebrauchthandel mit den noch vergleichsweise teuren Blu-ray-Filmen über das Internet Gift für die Unterhaltungsbranche.

Weinhnachtsgeschäft mit DVD und Blu-ray

So wird Hollywood von der weltweiten Rezession ausgebremst, nachdem die Branche im vergangenen Jahrzehnt viele Milliarden Dollar mit DVDs umgesetzt hat. Das neue Format, welches mit dem blauen Lichtstrahl erheblich mehr Daten übertragen kann als der rote Laser der CD/DVD, sollte nahtlos an deren Erfolg anschließen. Entwicklerfirmen, Elektronikhersteller, Filmstudios und Einzelhändler hatten viel Geld in die Technik gesteckt und setzen nun alles daran, das Projekt auch in der Krise zu einem Erfolg zu machen.

Ein erster Schritt kam vor Beginn der Weihnachtssaison mit einer konzertierten Aktion der Elektronikhersteller und des Handels. Am Freitag nach dem amerikanischen Erntedankfest wurden im ganzen Land die Preise für Blu-ray-Spieler drastisch gesenkt. Prompt wurden sie von den Regalen weggekauft und auch der Absatz der Blu-ray-Filme lief an. Später, im November, starteten Filmstudios und Blu-ray-Hersteller eine 25 Millionen Dollar starke Werbe-Offensive im Fernsehen und machten dem weltgrößten Filmmarkt USA Blu-ray schmackhaft. Zum Weihnachtsgeschäft schließlich fielen Rabatte und der natürliche Preisverfall elektronischer Geräte zusammen. Einige Blu-ray-Spieler gingen für unter 200 Dollar über den Tisch - vor zwei Jahren waren sie noch doppelt so teuer.

DVD bleibt

Trotz des Schubes für Blu-ray kaufen Amerikaner aber immer noch mehr DVD-Spieler als Geräte der neuen Technik. Das wird sich auch 2009 nicht ändern, sind sich Marktforscher sicher. Einen Wechsel von DVD hin zu Blu-ray gibt es auf breiter Front nicht, sagen Einzelhändler. Grund für den zögerlichen Wechsel sind die hohen Kosten und Zweifel, ob sie sich lohnen. Der Sprung von VHS-Kassetten zur DVD war gewaltig: die Bildqualität erheblich besser, die Bedienung viel bequemer. Der Unterschied zwischen DVD und Blu-ray ist subtiler. Zumindest für all jene ohne hochauflösende Fernseher.

Scheiben werden obsolet

Neben der Konkurrenz durch die Vorgängertechnik DVD droht Blu-ray Gefahr durch das Internet. Alle Scheiben könnten bald obsolet werden, wenn Filme online direkt in das Wohnzimmer übertragen werden. Waren der Bildqualität angesichts mäßiger Bandbreiten bislang Grenzen gesetzt, so eröffnen die neuen Hochgeschwindigkeits-Leitungen ganz neue Möglichkeiten. Damit könnten DVD- und Blu-ray-Spieler bald den gleichen Status erlangen wie heutzutage die Audio-Kassette.

Doch die Blu-ray-Gemeinde hält dagegen. 2008 brachte einen großen Schub, der gekrönt wurde durch den Erfolg des Batman-Films "The Dark Knight". An einem einzigen Tag wurde dieser im Blu-ray-Format mehr als 600.000 Mal verkauft. "Vergangenes Jahr haben wir Anlauf genommen, 2009 bekommen wir starkes Wachstum", sagt Andy Parsons, Vorsitzender des Verbands von Blu-ray-Herstellern. "In diesem Jahr wird das Format im Massenmarkt richtig durchstarten."

"Blu-ray ist eine Übergangstechnik"

"Was Blu-ray und DVD entgegenkommt, sind die sinkenden Preise für die Abspielgeräte. Außerdem eignen sich Filme sehr gut als Geschenke und Mitbringsel", sagt Reed Hastings, Chef des Internet-Filmportals Netflix. "Man darf auch nicht vergessen, dass die DVD-Sammlung wichtig ist für das eigene Selbstverständnis, wie einst die Bibliothek. Das Zeitfenster für DVD und Blu-ray ist nicht unendlich, aber länger als man denkt."

Doch eine neue Gefahr namens "Vudu" droht. Diese Technik erlaubt es Fernsehern, Filme in hochauflösender Qualität ohne Computer oder Kabelbox direkt über eine Breitband-Internetverbindung zu empfangen. Filmstudios wittern die Chance, mit "Movies on Demand" dem Graumarkt von Billig-Streaming in schlechter Qualität das Wasser abzugraben. Der Analyst Rob Enderle bringt das Dilemma auf den Punkt: "Ich denke, Blu-ray ist eine Übergangstechnik. Sie wird die DVD nie ersetzen und in nicht allzu ferner Zukunft von der Filmübertragung über das Internet abgelöst." (dpa/tc)