M2M-Studie von Vodafone

Das Internet der Dinge ist in deutschen Unternehmen längst angekommen

31.07.2015 von Manfred Bremmer
Eine von Vodafone in Auftrag gegebene Studie zeigt: Machine-to-Machine- (M2M-) Kommunikation ist in Unternehmen keine Geheimwaffe mehr, sondern vielmehr ein probates Mittel, um die Produktivität zu erhöhen, Wettbewerbsvorteile gegenüber Billiganbietern zu nutzen und neue Geschäftsmodelle zu erschließen. Deutsche Firmen sind dabei in Europa Spitzenreiter.
  • 51 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland nutzen bereits M2M-Technologie
  • Bei 47 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland hat sich ihr Geschäft durch M2M erheblich verändert
  • Treibende Kräfte im deutschen Markt: Industrie 4.0 und vernetzte Fahrzeuge
Egal ob M2M, Internet of Things (IoT) oder Internet der Dinge: Die digitale Vernetzung ist in den meisten Unternehmen bereits angekommen.
Foto: nopporn - shutterstock.com

Wie die diesjährige weltweite Befragung "M2M Barometer 2015" von Vodafone ergab, nutzen 51 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland bereits M2M-Kommunikation - bei Vodafone synonymisch zum Internet der Dinge oder Internet of Things (IoT) gebraucht. Weitere 39 Prozent planen die Umsetzung eines M2M-Projekts innerhalb der nächsten zwölf Monate. Damit liegen die deutschen Firmen im europäischen und weltweiten Vergleich deutlich über dem Durchschnitt - in Europa sind es im Schnitt 31 Prozent, die M2M-Techniken im Einsatz haben (plus 30 Prozent in Planung), weltweit lediglich 27 Prozent der Befragten (in Planung: 26 Prozent).

Dabei sind auf dem deutschen Markt insbesondere das Thema Industrie 4.0 und die deutlich zunehmende digitale Vernetzung von Fahrzeugen der ansässigen Automobilbranche die treibenden Kräfte. Im Detail wurden insbesondere in den Bereichen Gesundheitswesen, im Handel, dem Automobil- und dem Energiesektor deutliche Zuwächse festgestellt, während die Nutzung von M2M im Produktionsumfeld bei einem Anteil von 17 Prozent stagnierte.

Obwohl gerade hier das unter dem Überbegriff Industrie 4.0 häufig strapazierte Internet der Dinge eigentlich Hochkonjunktur haben sollte, ist dieses Ergebnis aus Sicht von Marc Sauter, Head of M2M Central Europe & Africa bei Vodafone, wenig überraschend. So machten die komplexen Produkte und Lösungen Sauter zufolge die Einführung und Anbindung von M2M-Techniken im Produktionsumfeld schwieriger.

Wenig Zuwachs wurde auch in der Logistik mit nur zwei Prozent Plus gegenüber dem Vorjahr registriert - aus dem einfachen Grund, so Sauter, dass der Bereich mit dem Fleet-Management bereits in der Vergangenheit eine Vorreiterrolle bei M2M spielte und daher weniger Raum für neues Wachstum biete.

Die weltweite Nutzung von M2M-Kommunikationstechnik nach Industrien 2015
Foto: Vodafone

Wie M2M das Geschäft verändert

Ein interessantes Ergebnis war auch, welche große Bedeutung Unternehmen dem Einsatz von M2M inzwischen schenken. So gaben in Deutschland 47 Prozent der befragten Unternehmen an, dass M2M ihr Geschäft erheblich verändert habe. 66 Prozent der Befragten schätzten M2M-Kommunikation als sehr relevant für ihr Geschäft ein. Auch hier hebt sich der deutsche Markt klar vom weltweiten Durchschnitt ab: International sehen nur 42 Prozent der Befragten M2M als sehr relevant an, signifikante Veränderungen für ihr Geschäft stellen lediglich global 22 Prozent der Unternehmen fest.

Im Detail stellten die Studienteilnehmer zahlreiche Verbesserungen durch den Einsatz von M2M fest, etwa bei Prozessen und Produktivität (52 Prozent), beim Kundenservice (47 Prozent) oder bei der Möglichkeit, schneller und flexibler Entscheidungen zu treffen (46 Prozent).

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M2M zahlt sich in kurzer Zeit aus

Einig sind sich die meisten der Befragten, konkret 83 Prozent, auch darin, dass sie durch den Einsatz von M2M-Technologie Wettbewerbsvorteile erzielen. Zudem berichteten 59 Prozent aller Befragten von einem signifikanten Return on Investment (ROI) ihrer M2M-Anwendung; zumeist bereits im ersten Jahr nach Einführung.

Die Vodafone-Manager Vodafone Eric Brenneis (links) und Marc Sauter bei der Vorstellung der Ergebnisse des Vodafone M2M Barometer.

Für Erik Brenneis, bei Vodafone für das weltweite M2M-Geschäft verantwortlich, sind die Ergebnisse wenig überraschend: "Das Internet der Dinge verändert zunehmend Unternehmen und Geschäftsmodelle - und das so schnell wie keine Technologie zuvor". Dabei seien die Auswirkungen dieser Veränderungen für Unternehmen vergleichbar mit der flächendeckenden Einführung des Büro-PCs vor rund 25 Jahren, so der Director Machine-to-Machine bei Vodafone weiter. Viel Hoffnung, mit M2M ein absolutes Alleinstellungsmerkmal zu haben, macht Brenneis Unternehmen allerdings nicht. In Anlehnung an Gartners Hypecycle sieht der Vodafone-Manager den M2M-Markt bereits in einer frühe Reifephase, mit großem Wachstum, der Tendenz zu standardisierten Lösungen und Projekten, die in die Breite gehen. Die Konsequenz für Unternehmen: "Es gibt nicht mehr nur einen Innovationsführer", so Brenneis, "beginnt ein Anbieter, müssen die Wettbewerber nachziehen."

Für das "M2M Barometer 2015" untersuchte Vodafone bereits zum dritten Mal in Folge aktuelle Trends und Entwicklungen im Machine-to-Machine Markt. Dafür befragte das britische Marktforschungsunternehmen Circle Research im Auftrag von Vodafone weltweit Unternehmen zum Einsatz von M2M-Anwendungen. An der Umfrage nahmen mehr als 650 Firmen aus 16 Ländern und sieben Schlüsselindustrien teil.