Das Festnetzgeschäft verliert an Bedeutung

27.07.2006
Die drei Carrier BT, France Télécom und Telefónica verzeichnen unterschiedliche Erfolge, die Abwanderung von Festnetzkunden zu mobilen und Internet-basierenden Diensten zu kompensieren.

Am schlechtesten schlug sich der ehemalige französische Staats-Carrier France Télécom, dessen Nettogewinn im ersten Halbjahr 2006 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp ein Viertel auf zirka 2,8 Milliarden Euro zurückging. Hintergrund sind Abschreibungen auf die im vergangenen Jahr erworbene spanische Mobilfunkgesellschaft Amena (siehe auch: "France Télécom erwirbt Mobilfunker Amena zu 80 Prozent"). Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) erhöhte sich um 1,8 Prozent auf rund 9,5 Milliarden Euro. Ohne die Berücksichtigung von Amena hätte France Télécom sogar einen leichten Rückgang verbucht.

Der Umsatz des Pariser Unternehmens kletterte im Jahresvergleich um 9,3 Prozent (1,4 Prozent organisch) auf 25,9 Milliarden Euro und lag damit im Rahmen der Erwartungen. Verglichen mit dem Plus von 10,3 Prozent im ersten Vierteljahr hat sich das Einnahmenwachstum im zurückliegenden Quartal allerdings deutlich abgeschwächt.

Zuwächse verbuchte der Carrier vor allem im Mobilfunksegment (Personal Communication Services), das um 22 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro zulegte. Der Bereich Festnetz (Home Communication Services) schrumpfte dagegen um 2,3 Prozent auf 11,1 Milliarden Euro. So gelang es France Télécom zwar, die Anzahl der Breitbandnutzer gegenüber dem Vorjahr um 39 Prozent zu steigern. Gleichzeitig verlor der TK-Konzern jedoch in Frankreich und Polen knapp 1,3 Millionen Festnetzanschlüsse.

Telefónica wächst dank O2-Übernahme

Besser als vom Markt erwartet, schnitt die spanische Telefónica ab. Der Carrier hat seinen Nettogewinn im ersten Halbjahr dank mehrerer Zukäufe gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 41 Prozent von 1,8 auf knapp 2,6 Milliarden Euro gesteigert. Der Umsatz legte um 47 Prozent auf 13,2 Milliarden Euro zu - angetrieben durch die vollständige Konsolidierung von Cesky Telecom und dem zugekauften Mobilfunkkonzern O2 (siehe auch: "Telefónica will O2 übernehmen"). Letzterer steuerte allein mehr als 5,8 Milliarden Euro zu den Einnahmen bei und war damit zweitstärkste Sparte nach der Mobilfunktochter Telefónica Moviles, die ein Umsatzplus von 13 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro erreichte. Schlechter war es um das traditionelle Geschäftsfeld Festnetz-Telefonie bestellt, das in Spanien um vier Prozent auf 2,5 Milliarden Euro schrumpfte. Dank der um ein Viertel gestiegenen Erlöse im Bereich Internet-Breitbanddienste gelang es der Tochter Telefónica de Espana jedoch unter dem Strich, den Umsatz mit knapp drei Milliarden Euro zu stabilisieren. Im Gegensatz dazu wuchs das in der Tochter Telefónica Latinamericano zusammengefasste Festnetzgeschäft in Süd- und Mittelamerika um 23 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Grund für das Plus waren jedoch in erster Linie Zukäufe und ein günstigen Wechselkurs.

Auch British Telecom (BT) kann inzwischen gut mit schwindenden Festnetzumsätzen leben: Im Ende Juni abgelaufenen ersten Geschäftsquartal wuchs der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) gegenüber dem Vorjahreszeitraum um zwei Prozent auf umgerechnet rund zwei Milliarden Euro. Die Einnahmen legten das zehnte Quartal in Folge zu, nämlich um drei Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Laut Vorstandschef Ben Verwaayen gelang es BT dabei, den vierprozentigen Umsatzrückgang im Bereich Festnetztelefonie mit Zuwächsen in den Segmenten BT Global Services (ITK-Diensten) und "New Wave" zu kompensieren. Die unter dem Begriff zusammengefassten IP-basierenden Dienste steuern inzwischen schon 19 Prozent zu den Gesamterlösen bei. Konkurrenz droht BT hier allerdings durch Unternehmen wie Carphone Warehouse, der France-Télécom-Tochter Orange, NTL und BSkyB. (mb)