Ein semi-anonymer Kommentar

Das Ende von Facebook naht morgen

04.11.2011 von Simon Hülsbömer
Die Deutschen verbringen 16,2 Prozent ihrer Internetzeit bei Facebook. Heute können sie es noch einmal genießen - morgen ist dann Schluss.
Wieder einmal versetzt Anonymous die digitale Welt in Angst und Schrecken...
Foto: Ulli Ries

Zumindest, wenn die angekündigte Anonymous-Attacke auf das derzeit beliebteste Social Network der Welt von Erfolg gekrönt ist. Ob sie tatsächlich stattfinden wird oder von Anfang an nur eine PR-Aktion einer kleinen "Splittergruppe" der Hacking-Aktivisten gewesen ist, wird sich morgen zeigen. Die 750 Millionen Nutzer, die Facebook in ihren Online-Alltag eingebunden haben und unter denen fast 20 Millionen Deutsche laut ComScore-Untersuchung über 16 Prozent ihrer Onlinezeit dort verbringen, werden jedenfalls zähneklappernd durch den Samstag gehen.

Euphorische Netzgemeinde

Kommuniziert wird der Status des Angriffs seit Monaten über den Twitter-Account #OpFaceBook, der weit über 6000 Follower aufweist. Auch bei Youtube lässt sich das Geschehen verfolgen. Unter dem rund 230.000 Mal angesehenen Video, das die Internetwelt seit Anfang August in Aufruhr versetzt (nicht nur wegen des sich ständig wiederholenden "Fat-ze-boh"-Kommentars), frohlocken dort Anonymous-Sympathisanten: "Ich freue mich drauf und hoffe, dass alles gut geht", schrieb beispielsweise "Umwelt1000" am 29. Oktober. Auch tiefenpsychologische Analogien kommen nicht zu kurz: "Sogar Juck Norris hatte schon einen Plan, Facebook zu zerstören", meinte "NiqKuhKuh" am 31. Oktober. Wir meinen: Chuck (sic!) Norris hätte vor einigen Jahren sicher eher einen Plan gehabt, es gar nicht erst soweit kommen zu lassen… Andere Einträge unter "offiziellem" Anonymous-Pseudonym, die sich aber nicht verifizieren lassen, versprechen hingegen einen Hoax (üblen Scherz) - was wiederum die Vermutung nährt, dass sich einige noch unentschlossene Anonymous-Teilhaber nun dadurch provoziert fühlen dürften, und jetzt erst recht gegen Facebook vorgehen. Anonymous ist schließlich kein bis ins Letzte durchorganisiertes Aktivisten-Kollektiv, sondern findet sich in Teilen für jede Aktion neu zusammen. Feste "Mitglieder" im eigentlichen Sinne des Wortes exisitieren wohl nicht.

Warum?

Die verzweifelte Frage vieler Facebook-Jünger lautet heute, am letzten Tag eines Facebook-Lebens: Warum macht jemand so etwas? Die Antwort gibt es im Video - also noch einmal gucken und im Anschluss umblättern - es gibt etwas zu gewinnen...

Wie stehen die Chancen?

Doch kann eine solche Attacke überhaupt von Erfolg gekrönt sein? Klar, Visa und Mastercard hatten nach dem Einfrieren der Wikileaks-Spendenflüsse mit dem Anonymous-Großangriff "Payback" zu kämpfen - aber Facebook? Das Netz mit bald einer Milliarde Nutzern, das weltweit so viele Daten vorhält, dass jedem chinesischen Einwohnermeldeamt und jeder amerikanischen Lufteinreisebehörde angst und bange werden kann? Die Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass jede Website dieser Welt verwundbar ist und zumindest für einige Stunden lahm gelegt werden kann. Aber noch nie haben es Hacker geschafft, eine Website allein durch botnetzgestützte DDoS-Attacken dauerhaft vom Netz zu nehmen. Es wäre eine Premiere - und ein absolutes Highlight an diesem voraussichtlich sonst so ereignisarmen November-Wochenende. Beruhigend für alle Zuckerberg-Fans sei noch angefügt: Anonymous hat fest versprochen, keinem Facebook-Nutzer zu schaden, sondern nur dem Konzern selbst. Soll wohl heißen: Eine Welt ohne Facebook ist eine bessere Welt für alle.

Der letzte Tag - mitmachen und gewinnen!

Was meinen Sie? Kommt der große Facebook-Angriff? Wird es eine zeitweise stark veränderte Facebook-Startseite mit politischen Statements geben? Gibt es einen 503er? Stürzt der Browser gleich ganz ab? Schicken Sie uns Ihre Einschätzungen und ab morgen dann Ihre Erfahrungen (inklusive Screenshots) mit dem attackierten Facebook. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare (unter diesem Artikel) und Mail-ins an shuelsboemer@computerwoche, Betreff "Mein letzter Tag bei Facebook".

Unter allen E-Mail-Einsendern von Statements, Bildern, Botschaften, Geschichten und Erzählungen verlosen wir tolle Preise. Was genau, müssen wir noch mit Herrn Zuckerberg klären - es wird sich aber auf alle Fälle dick für Sie lohnen!!

InPrivate einschalten
Die InPrivate-Filterung des Internet Explorer, oder die Funktionen der anderen Browser am Markt, vermitteln das Gefühl, es würde anonym gesurft.
InPrivate surfen
Nachdem eine InPrivate-Websitzung geschlossen wird, entfernt der Browser die Einträge im Verlauf/Chronik und löscht die erzeugten Cookies.
Die letzte Sitzung
Eine nur wenig bekannte Lücke: Die letzte Browsersitzung lässt sich jederzeit wieder öffnen.
Display DNS
Das InPrivate-Browsing löscht nicht die Einträge im DNS-Cache des Client-Computers.
Proxy-Log
In beinahe allen Unternehmen protokollieren Proxy-Server in Log-Files die Aktionen bei Internetzugriff, hier für den lokalen PC 10.117.20.203.
Panopticlick
Panopticlick von der Electronic Frontier Foundation zeigt an, welche Daten ein Browser im Internet freigibt.
Panopticlick InPrivate
Selbst beim InPrivate-Browsing sammelt Panopticlick eine Vielzahl von Daten.
Unabhängig vom Betriebssystem
Die Datenmenge, die Panopticlick sammelt, ist nicht vom Betriebssystem abhängig. Fedora Core und Firefox sind ebenso mitteilsam.
Trace IP
Ist eine IP-Adresse einem Webseiten-Anbieter bekannt, so kann er diese über die Router zurückverfolgen.
Wo ist die IP?
Datenbanken im Internet zeigen wo 62.146.83.75 eigentlich lokalisiert ist.
Anonym Proxy
Anonymes surfen verhindert die Übermittlung der eigenen IP-Adresse durch den Browser. Zusatzprogramme wie Java oder Silverlight schicken Datenpakete häufig losgelöst vom vermeintlichen anonymen Internetproxy.
Tor
Browsing über Tor aus einer virtuellen Maschine ohne Zusatzprogramme: Die sicherste Form anonym zu bleiben.