Satire

CW-Wert

28.07.2000

Das Internet schafft mehr Jobs, als es vernichtet", jubelt die "Süddeutsche Zeitung" aufgrund einer Studie von Andersen Consulting. Eine Million Menschen sollen bis 2002 Arbeit in der Internet-Wirtschaft - insbesondere bei Jungunternehmern - finden. Nie würden wir wagen, eine derart ermutigende Prognose zu bezweifeln. Zudem kennen wir selbst einige Hypermotivierte, die, wenn sie um Mitternacht von der Arbeit auf einem Absacker in die Kneipe kommen, davon schwärmen, dass sie sich in fünf Jahren als Millionäre - ach was, als Billionäre, zur Ruhe setzen. Ihr Boss zahlt ihnen zwar ein lausiges Gehalt, hat ihnen aber dicke Aktienbündel versprochen, wenn sie es noch dieses Jahr an den Neuen Markt schaffen. Es lohnt sich schon, ein paar Jährchen rund um die Uhr zu rödeln, sich von Pizza, Cola und ein bisschen Koks (zum Durchhalten) zu ernähren und seine sozialen und zwischengeschlechtlichen Beziehungen auf Quickies zu reduzieren, um mit tollen Marketing-Slides einen von diesen begriffsstutzigen Brick-and-Mortar-Konzernen für eine Rekord-Übernahme anzulocken. Die Chancen dafür sind weit besser als beim Lotto, sicher eins zu 1000. Und falls es doch nicht klappt, dann gibt es ja noch den "Kult-Job" als Bewegungsmelder. Bei diesem im Internet völlig neu geschaffenem Beruf geht es darum, die Website www.bewegungsmelder.de mit Tipps über coole Bars und heiße Parties zu versorgen. Geld bekommt man dafür zwar nicht, darf aber seine Infos nach Genuss eines Pissoir-Videos (Bar-Intro) im Netz betrachten.