Satire

CW-Wert

28.05.2004

Es ist noch gar nicht so lange her, da kam es hierzulande in Mode, sich selbst der allerunmöglichsten Delikte zu beschuldigen. "Ich habe inhaliert", vernahm man dann aus öffentlichen Selbstgeißelungen. "Ich war ein Kokser."

Sogar manche Semi-Größe der CDU reklamierte, sich im jugendlichen Leichtsinn die eine oder andere Tüte ins Gesicht gesteckt zu haben.

Das erinnert an eine Aktion, die just zum Beginn des Sommers - weswegen wir ihrer eben jetzt wieder gedenken - von den Jungen Liberalen Schleswig-Holsteins vor vier Jahren angezettelt wurde. Seinerzeit plante der politische Nachwuchs des smarten Westerwelle eine Kampagne mit dem Titel "Lieber bekifft ficken als besoffen fahren".

Hierzu ließen die juvenilen Freidemokraten auch eine Internet-Seite registrieren: "bekifft-ficken.de" brachte ihre Botschaft bündig auf den Punkt, und prompt hatten die Julis die so heiß ersehnte Öffentlichkeit. Noch vor dem Start der Kampagne berichtete "Spiegel online" über die Registrierung dieser Domäne. Der Bericht ist weiterhin - allerdings kostenpflichtig für 50 Cent - abrufbar.

Das bundesweite Medienecho war so ausufernd, dass selbst heute noch über 22 000 Verweise bei Google auf die jungdemokratische Triebumlenkung weg von der staatlich besteuerten hin zur strafrechtlich justiziablen Droge führen.

Aus aktuellem Anlass sind wir gespannt, ob demnächst eine Homepage auf Sendung geht à la "Schröder-schlagen.de". Immerhin sollte ja durch Deutschland schon längst ein Ruck gegangen sein. Den hat sich nun der arbeitslose Lehrer Jens Ammoser aus 79283 Bollschweil gegeben und am 18. Mai 2004 auf einer SPD-Veranstaltung in Mannheim Gerhard Ich-will-hier-rein Schröder seine politischen Vorstellungen quasi ins Gesicht geschrieben. Daraus könnte man eine Homepage konstruieren - natürlich nur, um Nachahmer abzuschrecken. Nicht, dass nachher noch in Mode kommt zu behaupten: "Ich habe geschlagen."