CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im Oktober 2006

20.11.2006
Gemeinsam mit dem Nachrichtendienstleister Factiva präsentiert COMPUTERWOCHE.de drei Rankings: Die in den Medien meistgenannten Unternehmen, die meistgenannten IT-Vorstände und die meistgenannten IT-Begriffe. Diese Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von insgesamt 146 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen. Diese Woche präsentieren wir Ihnen das Ranking für die Top IT-Manager im Oktober.

Telekom-Chef an der Wand

Die Top 10 der meistgenannten IT-Vorstände im Oktober 2006.

Mehr als eine Million Kunden, überwiegend aus dem Festnetzbereich, waren der Telekom im vergangenen Jahr verloren gegangen. Die Konsequenz daraus hat man in den letzten Tagen in den Medien verfolgen können - Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke zog seinen Hut und hat René Obermann die Führung des deutschen Unternehmensriesen überlassen. Der COMPUTERWOCHE-Index verdeutlicht die letzten Versuche Rickes, das Ruder im Oktober noch einmal herum zu reißen: Bereits Mitte Oktober zeichnete sich ab, was Ricke bevorstand: Sein Vertrag wurde von Anfangs fünf Jahre Laufzeit auf nur drei Jahre verkürzt.

Ende Oktober meldete sich auch SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Struck zu Wort: Er warnte die Telekom und seine Lenker vor einem verstärkten Stellenabbau bei gleichzeitiger Vorlage bester Bilanzen. Dieses Verhalten sei in Strucks Augen unpatriotisch. Und schließlich äußerten auch Telekom Arbeitnehmervertreter Kritik gegenüber ihrem Vorstandsvorsitzenden: Die Überlegungen, ob die Telekom mit dem jetzigen Management eine Perspektive habe, seien zumindest auf Arbeitnehmerseite nicht abgeschlossen. Die Unternehmensführung hatte in ihren Augen zu viele, schwere Managementfehler begangen.

Letzten Meldungen Ende Oktober zufolge habe Ricke dann noch ein Angebot des russischen Mischkonzerns Sistema erhalten, die starkes Interesse an einer zehn- bis 20-prozentigen Beteiligung an der Telekom hatten. Sistema wiederum bestätigte dieses Angebot nicht.

SAP-Führung mit positiven Zukunftsaussichten

Guten Geschäften sieht SAP-Chef Henning Kagermann auf sein Unternehmen zukommen. Auf dem Luxemburger Finanzmarkt-Forum prognostizierte er SAP sogar einen klaren Vorsprung gegenüber seinem US-Konkurrenten Oracle. „Wenn wir unsere Ziele erreichen und unsere neuen Produkte rechtzeitig am Markt sind, sollte das in zwei bis drei Jahren möglich sein", so Kagermann. Eine höhere Marktkapitalisierung solle in erster Linie durch Umsatzsteigerungen erreicht werden: SAP werde sich auch künftig auf das Geschäft mit Unternehmenssoftware beschränken, die Reichweite der Produkte jedoch ausweiten, sagte Kagermann. So soll die Zahl der Kunden von aktuell rund 40.000 bis 2010 auf 100.000 steigen. "Dann wollen wir die Hälfte unseres Software-Umsatzes mit neuen Kunden machen", wird Kagermann von der "Börsen-Zeitung" zitiert. Derzeit trügen Neukunden nur knapp 20 Prozent zum Umsatz bei. Insbesondere Mittelständler sollen verstärkt angesprochen werden. Aber auch bei Banken und Unternehmen der Gesundheitsbranche hofft Kagermann auf mehr Zulauf. Größere Zuwächse durch Akquisitionen hält Kagermann dagegen schon aus wettbewerbsrechtlichen Gründen für schwierig. Immerhin halte SAP bei Unternehmenssoftware einen Marktanteil von 22,6 Prozent. Angepeilt sei ein organisches Wachstum.

Infineon saniert?

Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände im Oktober 2006.

Infineon Vorstandsvorsitzender Wolfgang Ziebart gab im Oktober gegenüber der Süddeutschen Zeitung bekannt, den Sanierungsprozess seines Unternehmens bis Ende 2007 abgeschlossen zu haben. Dann werde der Konzern seine Verlustphase hinter sich haben und wieder anfangen schwarze Zahlen zu schreiben. Insgesamt sieht Ziebart jedoch noch zwei Verlustsparten innerhalb des Unternehmens. Zum einen sei dies das Chipkartengeschäft mit Handys, Pässen und Gesundheitskarten. Für diese Sparte habe Infineon für das laufende Quartal einen Gewinn angekündigt. Zum anderen soll dann bis Ende des nächsten Jahres auch die Gewinnschwelle für den Mobilfunkbereich erreicht werden. Sollte dieser Bereich sein Ziel jedoch verfehlen, zog Ziebart jedoch auch eine Schließung in Betracht. Vor diesem Hintergrund warnte Ziebart auch davor, dass der Druck zur Verlagerung von Arbeitsplätzen in Niedriglohnländer weiter anhalte. "Der Trend ist klar, wir erleben einen fundamentalen Wandel: Die Chipindustrie wandert nach Asien", sagte er. Weil Chips klein und leicht seien, spielten Transportkosten keine Rolle. Entscheidend seien daher die Rahmenbedingungen und die Lohnkosten, die 25 Prozent der Gesamtkosten ausmachten. Die regionale Struktur werde sich verschieben, weil Infineon in Asien stärker Personal aufbauen werde. "Wenn aber die Rahmenbedingungen stimmen, wird es auch möglich sein, in Deutschland den Bestand an Stellen zu halten", sagte Ziebart.

Mobilcom erhält Zuwachs

Mobilcom-Vorstandsvorsitzender Eckhard Spoerr gab im Oktober einen neuen Gesellschafter bekannt. Der Mobilfunkdienstleister Drillisch hat sich an dem bedeutend größeren Konkurrenten Mobilcom beteiligt. Man habe rund 9,4 Prozent der Aktien erworben, teilte die Drillisch AG am Montag mit. Über seine Gründe und Absichten wollte das viertgröße deutsche Branchenunternehmen nichts sagen. In der Vergangenheit hatte Drillisch wiederholt erklärt, sich an einer möglichen Konsolidierung unter den Anbietern aktiv beteiligen zu wollen. Ob Drillisch mit der Minderheitsbeteiligung bei der Mobilcom AG diese Ambitionen jetzt aufgegeben hat und welchen Charakter das Investment bei dem schleswig-holsteinischen Unternehmen hat, bleibt einstweilen offen. Damit erhalten Spekulationen neue Nahrung, es könnte zu einer Mega-Fusion unter den deutschen Mobilfunk-Service-Providern kommen. Ein Analyst, der nicht genannt werden wollte, sieht Anzeichen dafür, dass Beteiligungsgesellschaften, die hinter vielen der Akteure stehen, so etwas anstreben.

Krammer treibt E-Plus nach vorn

Der Mobilfunknetzbetreiber E-Plus ist im dritten Quartal vor allem dank neuer Marken und Kooperationspartner gewachsen. Von Juli bis September gewann das Düsseldorfer Unternehmen unter dem Strich 363.000 Kunden, womit sich deren Zahl zum Ende des Quartals auf 12,2 Millionen erhöhte, wie die Tochter des niederländischen Telekommunikationskonzerns KPN mitteilte. E-Plus schätzt seinen Marktanteil auf 14,8 Prozent. Die Konkurrenten haben ihre Zahlen noch nicht vorgelegt. "Wachstumstreiber sind klar die neuen Markeninitiativen", sagte E-Plus-Chef Michael Krammer. Insgesamt zähle E-Plus mittlerweile rund 3,6 Millionen Nutzer für die Angebote unter neuen Marken wie der Flatrate-Marke Base, die Discountmarke Simyo oder die Kooperationsangebote von Aldi und Medion. Mit ihnen sei es gelungen, Kunden mit weit geringerem Aufwand zu gewinnen. Dies zeigt sich auch in der Zahl der Kunden mit vorbezahlten Karten (Prepaid), die im dritten Quartal um 252.000 stieg. E-Plus spart mit dem Vertrieb über Partner, aber auch dadurch, dass das Unternehmen die Subventionen für Endgeräte zurückfährt. Viele neue Tarife werden ganz ohne Handy angeboten. Die Kosten zur Kundengewinnung und -bindung seien im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent auf 88 Euro pro Kunde gesunken. Wir werden den Kurs konsequent weiterverfolgen", sagte Krammer, der weitere auf spezielle Kundengruppen zugeschnittene Angebote ankündigte. Das Netz werde ausgebaut, ebenso die Zahl der Vertriebsshops. Krammer kündigte auch Tarifinitiativen für Anfang 2007 an, mit denen das Unternehmen die Kernmarke stärken und Sprachminuten aus dem Festnetz holen will.