CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im Mai 2006

23.06.2006
Gemeinsam mit dem Nachrichtendienstleister Factiva präsentiert COMPUTERWOCHE.de drei neue Rankings. Die meistgenannten Unternehmen, die meistgenannten Manager und die meistgenannten IT-Begriffe. Diese Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von insgesamt 146 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen. Diese Woche präsentieren wir Ihnen das Ranking für die Vorstände der Top-IT-Unternehmen im Mai.

Mobilfunk boomt, Festnetz ein Problem von vielen

Die Top 10 der meistgenannten Vorstände von IT-Unternehmen im Mai 2006.

„Das Geschäftsfeld Mobilfunk ist nach wie vor der Wachstumstreiber“, erklärte Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke im Mai bei der Präsentation der Quartalszahlen. Dank den guten Ergebnissen im ersten Quartal schaffte es der Vorstandsvorsitzende im Mai auf Platz eins der meistgenannten IT-Vorstände im Mai. Im ersten Viertel konnte er ein Plus von 1,1 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von knapp zehn Prozent bedeutet, verkünden. Vor allem in den USA machte der Konzern deutlich an Boden gut. Die Mobilfunktochter T-Mobile gewann dort eine Million Neukunden. Die Sparte Mobilfunk macht rund die Hälfte des Konzernumsatzes aus. Die Erlöse der Festnetzsparte brachen dagegen weiter ein. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Telekom ihren Gewinn deutlich gesteigert. Doch trotz der guten Zahlen will der ehemalige Staatskonzern 32.000 Stellen streichen. Ein weiterer Grund für die Spitzenposition für Ricke, denn vor Beginn der fünften Tarifrunde bei der Telekom weitete die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Warnstreiks in dem Unternehmen aus. Für 110.000 Beschäftigte forderte Verdi unter anderem Einkommensverbesserungen von sechs Prozent. Vorstandschef Kai-Uwe Ricke bezeichnete die Forderung der Gewerkschaft als „realitätsfern“. Er begründete seine Aussage damit, dass das Unternehmen die Kosten im Griff behalten müssen, um seine Position im Wettbewerb nicht weiter zu verschlechtern. Zumindest hat sich Rickes Platzierung in unserem Mai-Ranking auf Grund der Berichterstattung in den Medien zu diesen und anderen Themen gegenüber dem April schon mal verbessert.

Ja zu Deutschland

Ein erfreuliches Bekenntnis brachte Henning Kagermann, SAP-Vorstandsvorsitzender, den zweiten Rang der meistgenannten IT-Vorstände im Monat Mai ein. „Deutschland ist nach wie vor ein Schlüsselstandort für uns“, erklärte er auf der Hauptversammlung des Konzerns im vergangenen Monat. Ein Statement, dass die Medien erfreut aufgriffen und das zu recht. Bis zu 20 Prozent der 3500 neuen Stellen will Europas größter Softwarehersteller in Deutschland schaffen. Ein eindeutiges Ja zum Standort Deutschland. Wie schon im April konnte man den Namen Kagermann auch im Mai überwiegend im Zusammenhang mit positiven Meldungen lesen. Als ein Begleiter von Angela Merkel auf ihrer Chinareise unterzeichnete er in Investitions- und Kooperationsabkommen mit dem chinesischen Softwareanbieter Neusoft. Die Firmen werden bei Vertrieb, Produktentwicklung und Ausbildung in dem Land künftig eng zusammenarbeiten. Außerdem wurde im Mai die Gründung eines neuen Geschäftsbereichs für Governance, Risk und Compliance Management (GRC) angekündigt. In dem neuen Bereich sollen auf Basis bestehender Software durchgängige Lösungen für die Einhaltung gesetzlicher Richtlinien und das Risikomanagement angeboten werden. Kernbestandteil des neuen Geschäftsbereichs soll die übernommene Virsa Systems sein.

Vodafone sieht rot

Die Top 25 der meistgenannten Vorstände von IT-Unternehmen im Mai 2006.

Der Mai war kein leichter Monat für Friedrich Joussen, auch wenn er es auf den dritten Rang des ComputerWoche-Index der Top-IT-Vorstände geschafft hat. Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Vodafone dürfte vor allem gegen Ende des Monats rot gesehen haben, wenn er einen Blick in die Medien warf. Denn die Schlagzeilen verkündeten „Vodafone schreibt tiefrote Zahlen“. Der weltgrößte Mobilfunkkonzern Vodafone hat im Geschäftsjahr 2005/2006 rote Zahlen geschrieben. 25,14 Milliarden Euro Fehlbetrag musste das Unternehmen verbuchen und das nach einem Überschuss von rund 7,9 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Grund hierfür sind hohe Abschreibungen vor allem auf das deutsche Geschäft, die wegen der schwächeren Wachstumserwartungen angefallen sind. Der Umsatz hingegen stieg um zehn Prozent auf rund 42 Milliarden Euro. Vodafone kündigte an, in den Festnetzmarkt vorstoßen zu wollen. „Zwei Punkte sind entscheidend für weiteres Wachstum bei Vodafone Deutschland: UMTS und Festnetzsubstitution. Wir wollen langfristig unseren Marktanteil vom Mobilfunk auf das Festnetz ausdehnen“, so Joussen. Das Unternehmen will noch 2006 ein Komplettangebot aus Mobilfunk und DSL-Internetzugang zusammen mit Arcor anbieten. Erfreulicher waren da schon die Schlagzeilen Anfang Mai, als Joussen ankündigte, die Kosten für Auslandstelefonie in Europa bis zu 40 Prozent zu senken. Neben dem bereits existierenden ReiseVersprechen, einem äußerst günstigen und einfachen Tarif für das Telefonieren im Ausland, sollen spätestens bis April 2007 generell die Telefonkosten im Ausland um 40 Prozent weniger kosten. „Im Interesse unserer Kunden wollen wir das Telefonieren im Ausland so günstig und einfach gestalten wie möglich. In den nächsten Monaten werden wir die Kosten für Handytelefonate in Europa um vierzig Prozent senken. Unsere Angebote gehen damit weit über das hinaus, was die EU-Behörden beim Roaming verfolgen“, sagte der Vodafone-Chef.

Auf Einkaufstour?

Es sind überwiegend Spekulation, denen es der Infineon-Vorstands-Chef Wolfgang Ziebart zu verdanken hat, dass er den vierten Rang der meistgenannten IT-Vorstände im Mai belegt. Die Frage, die die Medien beschäftigte war, ob der Infineon CEO bald auf große Einkaufstour geht oder nicht. Laut einigen Presseberichten wolle Ziebart mit den Erlösen aus dem geplanten Börsengang des erst vor kurzem gegründeten Speicherchip-Unternehmens Qimonda in Übernahmen investieren. Vor allem an den beiden amerikanischen Unternehmen Agere und Broadcom, die sich auf Kommunikationschips spezialisiert haben, sei Infineon stark interessiert. Abwegig ist dieser Gedanke nicht ganz, sagte Ziebart im November letzten Jahres noch: „Unser Logiksegment kann die Mittelzuflüsse aus einem Speicherbörsengang zur Stärkung des Kerngeschäfts durch Zukäufe nutzen“. Angeblich hat Ziebart schon mit den Broadcom- und dem Agere-Chef gesprochen, jedoch wohl ohne Resultat. Infineon wollte die Spekulationen nicht kommentieren. Es bleibt also die Frage, ob Ziebart auf Einkaufstour gehen wird oder nicht. Bevor er das aber letztendlich entscheidet, muss Qimonda erst einmal an die Börse gebracht werden.

Sieg für Spoerr

Nach den eher negativen Schlagzeilen im April, konnte sich Eckhard Spoerr im Mai über positive Nachrichten und den fünften Platz der am häufigsten erwähnten Vorstände freuen. Der Freenet-Chef wurde im Mai mit dem Thema „Net-Rental“ genannt. Die Deutsche Telekom hatte bei dem Verkauf von DSL-Anschlüssen Unterschiede zwischen den Wiederverkäufern gemacht und größeren Providern bessere Einkaufsmöglichkeiten gewährt. Freenet war mit einem Antrag auf Unterlassung vor Gericht gescheitert. Doch nun hat die Bundesnetzagentur der Deutschen Telekom untersagt, großen Anbietern bessere Konditionen beim DSL-Wiederverkauf einzuräumen als kleineren Konkurrenten. Der angebotene „Net-Rental“-Vertrag beeinträchtige den Wettbewerb auf dem Markt für schnelle Internet-Anschlüssen (DSL), teilte der Regulierer mit. Die Konditionen des „Net-Rental“ waren auch nach Auffassung von Spoerr „stark diskriminierend und wettbewerbsverzerrend“. „Mit dem Vorleistungsprodukt Net Rental hat die Telekom zum ersten Mal offen gezeigt, dass sie auf eine Oligopolbildung in Deutschland hinaus will", so der Eckhard Freenet-Vorstandsvorsitzender zu der Entscheidung der Bundesnetzagentur. „Hätte die Bundesnetzagentur nicht eingegriffen, wäre es im DSL-Bereich zukünftig so gewesen, als wenn Bayern in der nächsten Saison gegen Cottbus spielt, aber die Bayern das Spiel mit vier Toren Vorsprung beginnen würden“. Diesem Sieg verdankt Eckhard Spoerr maßgeblich den fünften Platz der meistgenannten IT-Vorstände im Mai.