CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im Juni 2007

18.07.2007
Gemeinsam mit Dow Jones präsentiert COMPUTERWOCHE.de Rankings der in der Presse meistgenannten IT-Unternehmen und der meistgenannten IT-Manager. Die Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von rund 150 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen aus Deutschland. Nachfolgend präsentieren wir Ihnen den Index zu den meistgenannten IT-Vorständen im Juni 2007.

Rudolf Gröger - der Sonnenkönig geht

Die Top 10 der meistgenannten IT-Vorstände im Juni 2007.
Foto: factiva computerwoche

Im Juni hat Rudolf Gröger Henning Kagermann als meistgenannten Manager überholt. Geholfen hat ihm dabei sein Weggang vom deutschen Mobilfunkanbieter O2, den er sechs Jahre lang leitete. Sein Nachfolger wird der Spanier Jaime Smith Basterra, vorher Chef bei Telefónica O2 in Tschechien. Nach mehreren Rekordquartalen musste Gröger im letzten Quartal zum ersten Mal seit Beginn der Firmengeschichte einen Einbruch der Ergebnisse vermelden. Gründe dafür sind unter anderem eine Sättigung des Mobilfunkmarkts und ein erbitterter Preiskampf, ausgelöst durch die Discount-Strategie von E-Plus. Zum anderen drücken politische Vorgaben auf die Margen der Mobilfunkanbieter. Kritiker werfen Gröger vor, auf diese Anzeichen zu spät reagiert zu haben. Aus Unternehmenskreisen wird verlautet, dass Telefónica-Chef César Alierta über diese Situation sehr ungehalten war. Auch die Verschärfung des Sparkurses, die Gröger im Mai angekündigt hatte, konnte den spanischen Mutterkonzern nicht mehr umstimmen.

Auch als Präsident des Bitkom bleibt Gröger der Branche nicht erhalten. Er zog seine Kandidatur plötzlich und unvorhergesehen zurück und macht so den Weg frei für August-Wilhelm Scheer. Ob Gröger wegen seiner derzeitigen Situation mit O2 zu diesem Schritt gedrängt wurde oder freiwillig abtrat ist nicht bekannt.

Kagermann und die Globalisierung

Im Juni ist Henning Kagermann zum ersten Mal seit Monaten vom Thron des meist genannten IT-Managers vertrieben worden. Trotzdem waren die Ereignisse, in denen der SAP-Vorstandsvorsitzende zitiert wurde, immer noch so ergiebig, dass er es auf Platz zwei schaffte. Zentrales Thema im Juni war die internationale Entwicklung von SAP. "Noch vor einem Jahrzehnt haben wir sämtliche Software in Deutschland entwickelt", sagt Kagermann in einem Interview. "Heute entstehen zwei Drittel in Deutschland und ein Drittel im Ausland." Laut Kagermann nutzt SAP so die Vorteile einzelner Standorte. Während der deutsche Standort für die "tiefgehende Integration von Applikationen" steht, schätzt Kagermann den Standort Palo Alto für seine Innovation und Kreativität. Den indischen Standort sieht der SAP-Chef eher durchwachsen. Das Wachstum in Indien verläuft eher schleppend. Trotzdem hält Kagermann am Standort fest. "Wir können nicht im indischen Silicon Valley 2000 Programmierer pro Jahr engagieren und dann davon ausgehen, dass sie sofort in der Lage sind, qualitativ hochwertige integrierte Applikationen zu entwickeln." Zweites Thema um Henning Kagermann im Juni war ein offenbarer Streit in der SAP-Chefetage. Grund ist die neue auf den Mittelstand zugeschnittene Mietsoftware A1S, die übers Internet abgerufen wird. Während Vorstandschef Henning Kagermann und Vertriebschef Léo Apotheker meinen, die neue Mittelstandssoftware werde nicht mit anderen SAP-Produkten konkurrieren, sieht SAP-Mitbegründer Hasso Plattner die Situation anders. Mit dem neuen Geschäftsbereich will SAP den bis dato vernachlässigten Markt der Firmenkunden mit 50 bis 500 Mitarbeitern ansprechen. Die neue Software ist ein so genanntes Hybridmodell, eine Kombination aus konventionellen Programmpaketen und Webservices. "Es sind unterschiedliche Systeme für unterschiedliche Märkte", so Kagermann.

Eckhard Spoerr - mit den Rücken zur Wand

Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände im Juni 2007.
Foto: factiva computerwoche

Auch im Juni findet sich Freenet-Vorstandsvorsitzender Eckhard Spoerr wieder als einer der meistgenannten Manager in den deutschen Medien. Wichtigstes Thema war hier der Wechsel in der Eigentümerstruktur bei der Freenet AG. Erst stieg die Finanzgesellschaft Vatas bei Freenet ein, danach folgte der Finanzinvestor Florian Homm, der auch prompt die Zerschlagung der nicht mal 100 Tage bestehenden Freenet AG forderte. Diesen Zerschlagungsabsichten will Spoerr nicht tatenlos zusehen. "Wir haben nicht 18 Monate lang für die Fusion von Mobilcom und Freenet gekämpft, um dann zwei Monate später wieder über eine Trennung nachzudenken", so Spoerr. Um die Rentabilität im hart umkämpften Telekommunikationsmarkt zu sichern, erhofft sich Spoerr den Befreiungsschlag durch den Zukauf eines Mobilfunkproviders. Im Laufe des Monats wurde es jedoch enger für Spoerr. Nach Homm fordern nun auch der Drillisch-Vorstandsvorsitzende Paschalis Choulidis sowie die britische Fondsgesellschaft Hermes die Aufspaltung der Freenet AG. "Im Mobilfunk haben wir erlebt, wie schnell mit zunehmend gesättigten Märkten die Unternehmenswerte sinken. Der Breitbandmarkt boomt jetzt - und jetzt werden hohe Prämien bei Verkäufen erzielt. Deswegen sollte Freenet sein Internet-Geschäft verkaufen", fordert Choulidis. Zusammen mit Homm halten Drillisch und Hermes rund 16 Prozent an Freenet. Äußerlich bleibt Spoerr gegenüber den Gerüchten gelassen. "Meine Abwehrstrategie besteht darin, mit den Investoren zu kommunizieren und sie von unserer Strategie zu überzeugen", so Spoerr.

Ricke wechselt die Fronten

Wenn auch im Juni wieder zahlreiche Meldungen in der deutschen Medienlandschaft kursierten, in denen Kai-Uwe-Ricke die Verantwortung für die derzeitigen Geschehnisse beim deutschen Telekommunikations-Giganten zulasten gelegt werden, sticht doch eine Meldung heraus. Nachdem es im Mai noch nicht abzusehen war, wohin sich Ricke beruflich orientiert, ist im Juni die Katze aus dem Sack. Kai-Uwe Ricke hat als neues Aufsichtsratmitglied des Telekom-Konkurrenten Kabel BW die Fronten gewechselt. Hier soll er den Wandel des früher reinen Kabel-TV-Betreibers zum Vollanbieter für Fernsehen, Internet und Telefonie vorantreiben. "Wir wollen führender Triple-Play-Anbieter werden", sagt ein Sprecher bei Kabel BW. Mittelfristig strebt Kabel BW Platz zwei hinter der Telekom an. Bei diesem Vorhaben soll Ricke das Unternehmen weiter vorantreiben.

Joussen unter Druck

Wie schon im Mai, nahm der Druck auf Vodafone-Chef Joussen auch im Juni nicht ab. Wegen des Umsatzverlustes im letzten Geschäftsjahr muss Joussen umdenken. Nicht mehr die Expansion steht ganz oben auf der List, sondern das knallharte Kosten-Management. Es wird bereits offen darüber diskutiert, zentrale Dienste von Düsseldorf nach Budapest zu verlegen. Die Firmenzentrale in Newbury will mit einer Zentralisierungspolitik dem Unternehmen eine einheitliche Struktur geben. Auch wenn noch nicht feststeht, wie viele Stellen in Düsseldorf durch die Verlagerung wegfallen, löst diese Ankündigung Ängste bei den Vodafone Mitarbeitern in Düsseldorf aus.