CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im Juli 2007

22.08.2007
Gemeinsam mit Dow Jones präsentiert COMPUTERWOCHE.de Rankings der in der Presse meistgenannten IT-Unternehmen und der meistgenannten IT-Manager. Die Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von rund 150 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen aus Deutschland. Nachfolgend präsentieren wir Ihnen den Index zu den meistgenannten IT-Vorständen im Juni 2007.

Henning Kagermann - folgt auf Regen wieder Sonne?

Die Top 10 der meistgenannten IT-Vorstände im Juli 2007.
Foto: Computerwoche

Nachdem Henning Kagermann es im Juni-Index nur auf Platz zwei geschafft hat, ist der Platzhirsch im Juli wieder auf Platz eins vorgerückt Angefangen hatte alles mit einem Teileingeständnis Henning Kagermanns. Demnach räumte der Vorstandsvorsitzende illegale Datenzugriffe bei Oracle durch die SAP-Tochter TomorrowNow ein. "Wir bedauern dies sehr, weil selbst ein einziger unangemessener Download inakzeptable ist", erklärte Henning Kagermann in einer eilig einberufenen Telefonkonferenz. Allerdings habe SAP niemals selbst Zugriff auf diese Daten gehabt, da sie immer in den separaten Systemen von TomorrowNow verblieben sind. Weder SAP America noch der deutsche Mutterkonzern hätten Zugriff auf die Daten gehabt. Ob jedoch das Teileingeständnis die Risiken eines Rechtsstreits minimieren, wird sich noch herausstellen. Warten wir einfach auf den 4. September, an dem die beiden Kontrahenten erstmals zu einem Vorgespräch bei Gericht aufeinander treffen. Vielleicht schafft es Larry Ellison dann endlich, am Saubermann-Image des deutschen Vorzeigemanagers zu rütteln.

Neben dieser, für SAP und Henning Kagermann äußerst unangenehmen Geschichte, gab es aber auch Positives zu vermelden. Passend zum 60. Geburtstag konnte der deutsche Top-Manager Großes vermelden. "Mit zweistelligen Wachstumsraten in allen Regionen war das zweite Quartal ein herausragendes Quartal für SAP, und wir haben unseren Mitbewerbern weitere Marktanteile abgenommen", so Kagermann. "Unsere Ergebnisse bestätigen unsere globale Stärke". Diese zuletzt positive Meldung versetzte die Anleger in einen waren Höhenrausch. Die Talfahrt der SAP-Aktie an der Börse wurde gestoppt. Wie lange dieser Höhenflug jedoch anhält bleibt abzuwarten. Die Klage von Oracle hängt wie das Damoklesschwert über SAP.

Eckhard Spoerr – der eigentliche Sieger

Auch im Juli sind die Stimmen um Eckard Spoerr nicht weniger geworden. Die Gerüchte um eine mögliche Zerschlagung von Freenet ziehen sich auch im Monat Juli wie ein roter Faden durch die deutsche Medienlandschaft. Zuletzt wurden diese Gerüchte durch Drillisch’s Aktienzukäufe genährt. Der stärkste Widersacher von Spoerr, der Drillisch-Vorsteher Paschalis Choulidis, hält jetzt rund 10,1 Prozent des deutschen Mobilfunkunternehmens. Doch ein Eckhard Spoerr lässt sich auch in dieser vermeintlich aussichtlosen Situation nicht aus der Ruhe bringen. Während sich Choulidis noch im Juni der Unterstützung durch die Berliner Vatas Holding sicher sein konnte, sieht es im Juli schon wieder ganz anders aus. Offensichtlich hat es Spoerr geschafft, die Berliner, die knapp 19 Prozent der freenet AG halten, auf seine Seite zu bringen. Mit welchen Argumenten und möglicherweise auch Zugeständnissen Spoerr Vatas auf seine Seite gezogen hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

Auch wenn die Interessengemeinschaft um Paschalis Choulidis bröckelt, die Kluft zwischen dem Telekommunikationsanbieter freenet und seinem Großaktionär und Wettbewerber Drillisch hat sich weiter vertieft. Auf der freenet-Hauptversammlung kündigte Drillisch an, Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Drillisch kritisierte unter anderem das im Mai vom Aufsichtsrat der freenet AG verabschiedete Aktienprogramm für das Management und bemängelte eine Reihe von "Unklarheiten" im Jahresabschluss. Doch der Antrag auf Sonderprüfung des Aktienprogramms fand in der Hauptversammlung kaum Unterstützung. Für die Maßnahme gab es nur 13,7 Prozent der Ja-Stimmen. Trotz der heftigen Attacken durch Drillisch, am Ende der 13 Stunden dauernden Freenet-Hauptversammlung stand der Angreifer Drillisch recht einsam da. Sämtliche Tagesordnungspunkte wurden mit deutlichen Mehrheiten im Sinne der Verwaltung beschlossen. Es scheint so, als ob Eckhard Spoerr seine Position erfolgreich verteidigt hätte.

Rudolf Gröger – der eigentliche Verlierer?

Im Juli kursierten wieder zahlreiche Meldungen in der deutschen Medienlandschaft, die in Zusammenhang mit Rudolf Gröger standen. Jedoch bezog sich keine direkt auf den ehemaligen O2-Chef. Genauer genommen handelt es sich bei allen Meldungen um Nachwirkungen auf Grögers Entlassung sowie dessen Folgen. Der neue Mann an der Spitze von O2 heißt Jaime Smith Basterra. Basterra steht für einen Strategiewechsel. Um gegen den harten Wettbewerb in Deutschland zu bestehen, hat der neue O2-Chef harte Sparmaßnahmen angekündigt. Davon sind unter anderem auch 700 Mitarbeiter (rund ein Fünftel der Belegschaft) betroffen, die bis zur Jahresmitte das Unternehmen verlassen müssen.

Wolfgang Ziebart – Sorgenkind Qimonda

Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände im Juli 2007.
Foto: Computerwoche

Auch wenn Wolfgang Ziebart es wahrscheinlich lieber vermieden hätte, der Infineon-Chef ist jüngstes Mitglied im Juli-Index der meistgenannten Unternehmensvorstände. Dabei gab es neben der Kleinigkeit, dass Rüdiger Günther den Posten als Finanzvorstand nach nur drei Monaten räumen wird, das Sorgenkind Qimonda. Der herbe Verlust des Halbleiterkonzerns Infineon im letzten Quartal ist vor allem in der schlechten Entwicklung der Speicherchiptochter Qimonda begründet. Während sich das Kerngeschäft mit Halbleitern für die Auto- und Telekommunikationsbranche zuletzt weitgehend stabil entwickelte, hatte Qimonda wegen des starken Preisverfalls seiner Produkte hohe Verluste geschrieben. Infineon, die mit 86 Prozent am börsennotierten Chiphersteller Qimonda beteiligt ist, konsolidiert die Beteiligung voll.

Bei der Vorlage der Zahlen bekräftigte Ziebart, sich mittelfristig von Qimonda zu trennen. "Wir sondieren derzeit aktiv Optionen für Anteilsverkäufe", so der Vorstandschef. Einen Verkauf des gesamten Pakets von derzeit noch 86 Prozent an einen einzelnen Interessenten schloss er allerdings aus. Langfristig ist jedoch ein kompletter Ausstieg bei Qimonda geplant.

Michael Krammer als Retter in der Not?

Obwohl Michael Krammer bereits im Januar das Mobilfunkunternehmen E-Plus verließ, geisterte sein Name im Juli wieder vermehrt durch die deutsche Medienlandschaft. Seit Krammers Abgang haben bereits eine Reihe von Managern das Unternehmen verlassen. Jüngstes Opfer ist der Finanzchef Christian Fuchs. Wie bereits bei Krammer, war Fuchs’ Auftritt bei E-Plus nur von kurzer Dauer. Auf Drängen Krammers kam Fuchs im August 2006 vom österreichischen Mobilfunkanbieter Telering zu E-Plus.

Das zweite Thema um Michael Krammer ist seine neue Position bei der österreichischen One. Nach dem Abschluss der Übernahme der österreichischen One durch die France Télécom und den ungarischen Finanzinvestor Mid Europa Partners, löst Krammer Jorgen Bang-Jensen ab, der das Unternehmen zehn Jahre lang als Geschäftsführer geleitet hat. Wie schon damals bei Telering, als es ihm gelungen war, das Unternehmen mit Einsparungen und einer Werbekampagne wieder auf Kurs zu bringen sowie die Zahl der Kunden mehr als zu verdoppeln, soll er auch die neue France-Télécom-Tochter wieder profitabel zu machen. Ab Oktober stellt sich Krammer dieser neuen Herausforderung. Wir werden abwarten, ob er die in ihn gesetzten Ziele erreichen kann. Sonst wird sein Auftritt bei One vielleicht auch nur eine Stippvisite.