CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im Juli 2006

28.08.2006
Gemeinsam mit dem Nachrichtendienstleister Factiva präsentiert COMPUTERWOCHE.de drei Rankings. Die meistgenannten IT-Unternehmen, die meistgenannten IT-Manager und die meistgenannten IT-Begriffe. Diese Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von insgesamt 146 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen. Diese Woche präsentieren wir Ihnen das Ranking für die Top IT-Manager im Juli.

SAP-Chef sorgt für Vortrieb

Die Top 10 der meistgenannten IT-Vorstände im Juli 2006.

Die Branche liest am liebsten gute Ergebnisse und gute Prognosen. Mit diesem Muster schaffte es SAP-Chef Henning Kagermann im Juli an die Spitze des IT-Manager-Rankings. Musste sich Kagermann im Vormonat noch mit dem leidigen Thema Betriebsrat herumschlagen, so konnte er im Juli gute Quartalsergebnisse verkünden und einen Ausblick auf eine erfreuliche Wachstumsperspektive geben. In Q2 stieg der Umsatz um neun Prozent, und die Auftragslage ist hervorragend. Mit solchen Zahlen im Rücken startete Kagermann eine regelrechte Interviewoffensive und betonte dabei stets die Wachstumsstrategie von SAP. Teil dieser Strategie ist auch eine Großinvestition in Indien, die Ende Juli angekündigt wurde: In den nächsten fünf Jahren fließen mehr als eine Milliarde Euro in den Standort – Arbeitsplätze in Deutschland sollen davon allerdings nicht betroffen sein.

Sieht Ziebart Licht am Ende des Tunnels?

Fast noch lieber als gute Nachrichten sind den Medien schlechte Nachrichten – und von denen lieferte Infineon im Juli genug, um seinen Chef Wolfgang Ziebart auf Platz zwei des Rankings zu hieven. Zwar konnte der Mitte Juli mit der feierlichen Eröffnung des „Campeon“ (den sein Vorgänger Schuhmacher geplant hatte) ein paar positive Schlagzeilen machen, aber dann kam es wieder Dicke: Entgegen der Prognosen und Erwartungen der Analysten musste Infineon erneut Quartalsverluste ausweisen. Schuld war diesmal aber nicht die Speichersparte, sondern vor allem die Bereiche Kommunikation und Wireless. Hier macht sich immer noch die Abhängigkeit von Großkunde BenQ bemerkbar, dessen Mobiltelefongeschäft lahmt. Zwar ist Infineon dabei, sich von dieser Abhängigkeit zu befreien, aber dies wird laut Ziebart noch zwei bis vier Quartale dauern. Im Lichte des für August geplanten Börsengangs der Speichersparte Quimonda (die Infineon eine Milliarde Euro einbringen sollte) wurde die Restrukturierungsstrategie Ziebarts nicht durchweg positiv in den Medien diskutiert. Ende Juli sprach Ziebart zwar noch von der Möglichkeit, mit dem Erlös aus dem Quimonda-IPO auf Einkaustour zu gehen. Mit dem desaströsen Börsendebüt Anfang August dürften sich solche Pläne allerdings erübrigt haben.

Ricke geht in die Offensive

Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände im Juli 2006.

Ein völlig neues Preis- und Tarifmodell und aggressiven Wettbewerb kündigt Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke im Juli an und kommt damit auf Platz drei im Ranking. Nach zwei Monaten an der Spitze des COMPUTERWOCHE-Rankings, die Ricke zu großen Teilen kritischer Berichterstattung zu verdanken hatte, ist es nun etwas ruhiger geworden. Dafür konnte die Telekom einen großen Teil der Berichterstattung selbst initiieren. Nachdem im Juni endlich die Weichen für die Verschmelzung mit T-Online gestellt wurden, will der Ex-Monopolist im Herbst der Konkurrenz mit neuen Produkten, günstigeren Preisen und einer vereinfachten Tarifstruktur die Stirn bieten. Das ist auch bitter nötig, verliert das Unternehmen doch momentan bis zu 160.000 Kunden im Monat. Schlüsselelemente in der Telekom-Strategie sind Triple-Play-Angebote mit Internet, TV und Telefonie aus einer Hand, kombinierte Mobilfunk- und Festnetzangebote sowie Pauschaltarife. Im Juli werden diese Ankündigungen zunächst noch positiv aufgenommen – Anfang August setzen dann aber schon wieder die kritischen Stimmen ein, wie man zwischenzeitlich gesehen hat.

Heuschrecken vertreiben Stodden

Platz vier im Juni-Ranking belegt Paul Stodden, der Anfang Juli seinen Hut als Vorstandsvorsitzender von Debitel, Europas größtem Mobilfunkprovider, nehmen musste. Damit wechselte binnen kurzem fast die gesamte Führungsriege, da zwei Monate zuvor bereits Finanzchef Hermann Roemer das Unternehmen verließ. Die Hintergründe für Stoddens Rückzug nach lediglich zwei Jahren im Amt liegen wohl in einer kritischen Überprüfung der Geschäftsstrategie durch den Debitel-Eigner, die Investmentfirma Permira. Dazu gehört auch das bislang eher glücklose DSL-Geschäft, das Stodden gestartet hatte. Sein Nachfolger ist Ex-McKinsey-Mann Axel Rückert, bislang bei Debitel für das Frankreichgeschäft zuständig. Er muss den Dampfer nun wieder auf Profitkurs bringen – keine leichte Aufgabe in einem mehr als gesättigten Mobilfunkmarkt, in dem das Debitel-Geschäftsmodell immer schlechter funktioniert. Daher stehen bei Debitel wohl weitere schmerzhafte Einschnitte an, nicht zuletzt um das Unternehmen wieder auf Börsenkurs zu bringen. Den eigentlich für 2006 geplanten Debitel-Börsengang musste Permira zwischenzeitlich bereits abblasen – angeblich wegen zu schlechter Geschäftszahlen.

Joussen steigt bei Vodafone auf

Bei Vodafone sorgt Deutschlandchef Friedrich Joussen für Schlagzeilen. Zunächst sieht alles nach einem entspannten Juli aus: Am 24. Juli meldet das Unternehmen eigentlich gute Zahlen für das weltweite Geschäft. Vor allem in Deutschland läuft es gut; die UMTS-Angebote (plus 300.000 Kunden) und der neue „Zuhause“-Tarif kommen gut an. Hier kann der Mobilfunker die Zahl seiner Kunden für die Festnetzalternative von 450.000 auf 900.000 glatt verdoppeln. Doch gleichzeitig gab der gerade erst frisch berufene Europa-Chef Bill Morrow bekannt, dass er das Unternehmen aus familiären Gründen verlässt. Kommissarischer Nachfolger für den eigentlich als Hoffnungsträger gehandelten Morrow wird Friedrich Joussen. Dieser sieht sich für die Aufgabe gut gerüstet – betont aber, dass er diese wirklich nur zeitlich begrenzt für einige Monate wahrnehmen wird. Tatsächlich dürfte das Europageschäft beim weltweit größten Mobilfunkanbieter deutlich rauer sein als der deutsche Markt. Der Mobilfunkmarkt ist gesättigt, die Margen schwinden und Vorstandschef Arun Sarin sitzt nicht mehr besonders fest im Sattel. Er will Vodafone nun auch ins DSL-Geschäft bringen – wo die Deutschen längst sind, haben sie doch an der lange ungeliebten Festnetztochter Arcor festgehalten. Mit dieser Konstellation dürfte Joussen auf seinem Heimatmarkt im europäischen Vergleich gut aufgestellt sein – vielleicht halten sich deswegen seine europäischen Ambitionen in Grenzen.