CW-Ranking: Die Top-IT-Unternehmen im September 2007

31.10.2007
Gemeinsam mit Dow Jones präsentiert COMPUTERWOCHE.de Rankings der in der Presse meistgenannten IT-Unternehmen und der meistgenannten IT-Manager. Die Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von rund 150 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen aus Deutschland. Nachfolgend präsentieren wir Ihnen den Index zu den meistgenannten IT-Unternehmen im September 2007.

Microsoft und der "Halo"-Effekt

Auch in diesem Monat hat Microsoft es wieder an die Spitze der meistgenannten IT-Unternehmen geschafft. Ein Grund war Microsofts neues Computerspiel "Halo 3". Bereits am ersten Tag hat das Spiel in den USA einen höheren Umsatz erzielt als jemals ein Computerspiel zuvor. Microsoft sprach von 170 Millionen US-Dollar, die das Spiel allein in den USA eingespielt hat. Microsoft zufolge gab es mehr als 1,7 Millionen Vorbestellungen und über 10.000 Geschäfte haben ihre Türen bereits um Mitternacht geöffnet, um den Ansturm der Fans zu bewältigen. Für das Unternehmen, das sich gerade mit dem japanischen Konkurrenten Sony einen erbitterten Kampf auf dem Konsolenmarkt liefern, ist "Halo 3" das neue Flaggschiff der Spielekonsole Xbox 360. Laut Experten fehlt Sony gegenwärtig ein Spiel mit dieser Marktwirkung.

Die Top 10 der meistgenannten IT-Unternehmen im September 2007.
Foto: computerwoche

Microsoft wartete aber noch mit anderen Themen auf. Zum Beispiel gab es einen Bug in Excel 2007. Der Fehler tritt auf, wenn das Ergebnis einer Berechnung sehr dicht an den Zahlen 65.535 oder 65.536 liegt. Die Kalkulationsergebnisse werden dann fälschlicherweise mit 100.000 angegeben. Um die Verwirrung perfekt zu machen rechnet Excel 2007 intern richtig, zeigt aber in der Zelle einen falschen Wert an. Das heißt, wenn man jetzt mit dem Ergebnis weiterrechnet, nimmt Excel den richtigen Wert und nicht das falsch angezeigte Ergebnis.

Ein weiteres Thema war die Anti-Google-Kampagne, die Unterstützung gegen die Übernahme des Marketingunternehmens Double-Click sucht. Microsoft soll an dieser Lobbykampagne maßgeblich beteiligt sein. Nach Informationen der Zeitung "The Observer" hat die PR-Agentur Burson-Marsteller eine E-Mail an mehrere britische Unternehmen versendet und Vorstandsmitglieder aufgefordert, Politiker, Behörden und Medien von der Übermacht Googles zu überzeugen. Die Nachricht ruft außerdem zum Beitritt in eine neue Organisation, der "Initiative for Competitive Online Marketplaces" auf, ohne aber darauf hinzuweisen, dass Microsoft der Initiator dieser Kampagne ist. Obwohl Microsoft sein Mitwirken an der Kampagne bestreitet, hat der zuständige Direktor bei Burson-Marsteller schließlich zugegeben, mit Microsoft zusammen an der Initiative zu arbeiten.

SAP auf zu neuen Ufern

Das all umfassende Thema um SAP in diesem Monat war die neue Mittelstandssoftware A1S, die endlich einen Namen bekommen hat: Business ByDesign. Henning Kagermann höchstpersönlich hat dieses Geheimnis auf einer Veranstaltung in New York gelüftet. Business ByDesign ist eine komplette Business Suite und wurde speziell für den Mittelstand konzipiert. Im Gegensatz zu anderen Softwarelösungen von SAP wird Business ByDesign ab 2008 als Mietsoftware On-Demand über das Internet angeboten. Das Angebot richtet sich an Unternehmen mit 100 bis 500 Mitarbeitern, die keine Kapazitäten für große Rechner haben. Laut SAP wir das gesamte Paket 133 Euro pro Nutzer und Monat kosten. Außerdem muss jeder Kunde mindestens 25 Lizenzen abnehmen. Die Einführung einer Mietsoftware speziell für den Mittelstand stieß indes auf geteiltes Echo. Während sich die Analysten zum Teil beeindruckt von der neuen Software zeigten, sie hoben speziell die technische Seite und den kompletten Funktionsumfang der neuen Lösung hervor, teilten Konkurrenten wie Oracle mit, keine spezielle Software für den Mittelstand anzubieten. "Wir haben uns diesen Markt ganz genau angeschaut, und wir sind der Meinung, dass es sehr schwer ist, damit Geld zu verdienen", sagte Oracle-Chef Larry Ellison. "Es gibt keine Synergien".

Ein weiteres Thema in der deutschen Medienlandschaft im September war der Spionagestreit zwischen Oracle und SAP. Die unterschiedliche Auslegung um die Art und Weise der Spionage hat die Fronten zwischen den Kontrahenten auch im September weiter verhärtet. Wenn sich SAP und Oracle nicht in letzter Minute gütlich einigen, wird Richter Martin Jenkins vom Bezirksgericht für Nord-Kalifornien wohl oder übel ein Urteil sprechen müssen. Eine erste öffentliche Anhörung bei Richter Jenkins hat bereits stattgefunden. Der Prozess selber wird dann im Februar 2008 eröffnet.

Siemens und die Korruptionsaffäre

Die Top 25 der meistgenannten IT-Unternehmen im September 2007.
Foto: computerwoche

Auch in diesem Monat stand die Korruptionsaffäre bei den deutschen Medien wieder ganz hoch im Kurs. Immer neue Informationen gelangen tröpfchenweise ans Tageslicht. In diesem Monat ist es zum Beispiel die Güteverhandlung des vor gut einem Monat gekündigten Juristen Albrecht Schäfer, ehemals Chef der Rechtsabteilung und später Anti-Korruptionsbeauftragter bei Siemens. Siemens hatte ihn mit der Begründung gekündigt, weder den Gesamtvorstand noch den Prüfungsausschuss des Aufsichtsrates ausreichend über die internen Hinweise informiert zu haben, die über die Korruption vorlagen. Dies bestreitet Schäfer vehement. Er kündigt an zu beweisen, dass er die Konzernspitze bereits vor Jahresbeginn 2005 über die Ergebnisse seiner Arbeit informiert habe. Außerdem sind bei Siemens kürzlich Akten aufgetaucht, die Schäfer teils entlasten und auf mindestens einen Mitwisser im Topmanagement hinweisen. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, ist ein weiteres Thema hochgekocht. Siemens hat in der Schmiergeldaffäre internen Kreisen zufolge mittlerweile gut 1,5 Milliarden Euro an fragwürdigen Zahlungen auf den Prüfstand gestellt. Bei den Summen handelt es sich im Wesentlichen um Überweisungen und Bargeldentnahmen, für die kein Verwendungsbeleg existiert. Es müssen aber nicht zwangsläufig Bestechungsgelder sein. Bei der Summe handelt es sich um Zahlungen aus den vergangen zehn bis zwölf Jahren. Allerdings ist der Zeitraum vor dem Jahr 2000 in Deutschland und den USA straf- und steuerrechtlich durch Verjährungsfristen kaum mehr von Belang.

Die Deutsche Telekom mit neuem T-Systems-Chef

Die Deutsche Telekom hat auch in diesem Monat ihren vierten Platz der fünf meistgenannten Unternehmen erfolgreich verteidigt. Dabei dominierten zwei Themen die deutsche Medienlandschaft – die Berufung des neuen T-Systems-Chefs Reinhard Clemens sowie die Übernahme des Konkurrenten Orange Netherlands vom französischen Telefonriesen France Télécom.

Mit Reinhard Clemens hat die Deutsche Telekom endlich einen neuen Chef für ihre Geschäftskundensparte T-Systems gefunden. Clemens, seit 2003 Vorsitzender der Geschäftsführung des IT-Dienstleisters EDS, wird ab dem 1. Dezember 2007 das Amt von Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick übernehmen, der den Posten seit dem Rücktritt von Lothar Pauly kommissarisch geleitet hat. Pauly ist im Mai wegen einer möglichen Verstrickung in der Siemens Affäre zurückgetreten.

Außerdem übernimmt die Telekom-Tochter T-Mobile Netherlands den Konkurrenten Orange für 1,3 Milliarden Euro. Die Kundenzahl von T-Mobile in den Niederlanden erhöht sich so von rund 2,1 Millionen auf 4,8 Millionen. Der Mobilfunkbetreiber steigt hinter KPN Mobile zum zweitgrößten Anbieter des Landes auf. Die Übernahme wurde von der EU-Kommission bereits genehmigt. Auch der Betriebsrat von Orange habe keine Einwände gegen den Zukauf durch den Konkurrenten. Die Übernahme erfolgt per Barzahlung und soll zum 1. Oktober 2007 abgeschlossen sein. "Wir befinden uns bei der Umsetzung unserer Strategie ... auf einem guten Weg", so Telekom-Chef René Obermann. Die Telekom stärke mit der Übernahme ihre Position in dem wettbewerbsintensiven holländischen Markt. Nach Abschluss des Erwerbs werde die Zusammenführung beider Unternehmen mit Hochdruck vorangetrieben, hieß es. Die Telekom rechnet mit Kosteneinsparungen von insgesamt einer Milliarde Euro. Die Hälfte davon soll auf die ersten sechs Jahre entfallen. Die Synergien werden vor allem aus der Netzintegration und reduzierten Marketingaufwendungen stammen. Erst vor wenigen Tagen hatte das Bonner Unternehmen einen Zukauf auf dem Mobilfunkmarkt in den USA angekündigt. Für rund 1,1 Milliarden Euro will T-Mobile den regionalen Anbieter Suncom Wireless übernehmen. In der Vergangenheit hatte Obermann mehrfach bemerkt, dass die Telekom künftig auch Akquisitionen im Mobilfunk anstrebe. Dies werde jedoch in erster Linie nur in Ländern geschehen, wo das Unternehmen bereits tätig ist, um Kosteneinsparungen realisieren zu können.

Nokia, die wertvollste Marke Europas

Nokia hat es auch im September wieder unter die ersten fünf der meistgenannten Unternehmen geschafft. Das zur wertvollsten Marke Europas gekürte Unternehnmen hat einen Marktwert von 32 Milliarden Euro. Damit liegt der finnische Handyhersteller vor Vodafone mit 20,7 Milliarden Euro. Teuerste deutsche Marke ist Mercedes-Benz auf Platz drei mit einem Marktwert von 20,5 Milliarden Euro. Um auch weiterhin auf der Erfolgsspur zu bleiben, will Nokia nicht nur als Hersteller für Hardware wahrgenommen werden. Das finnische Unternehmen sieht sich verstärkt als Software- und Dienstleistungsunternehmen. Genauso wie sich Apple mit dem iPhone in das Handy-Geschäft gewagt hat, will Nokia in Zukunft auch Software und Dienstleistungen anbieten. Ein erster Schritt ist der Kauf der US-Firma Enpocket, laut Nokia Marktführer im Bereich Handy-Werbung. Die Kaufvereinbarung soll im vierten Quartal 2007 vollzogen werden. Trotzdem bleibt das Hardwaregeschäft für Nokia auch in Zukunft das Kerngeschäft. Der Chiphersteller Intel arbeitet bei der neuen Wimax-Technologie mit dem finnischen Unternehmen zusammen. Nokia wird zudem ab 2008 Intels Wimax-Halbleiter "Baxter Peak" in seinen neuen Modellen der NSerie verwenden.

Ein etwas unangenehmeres Thema geistert in Verbindung mit Siemens durch die deutschen Medien. Der Siemens-Konzern steht vor einer grundlegenden Umstrukturierungsphase. Dafür möchte Siemens-Chef Peter Löscher Beteiligungen abstoßen, die nicht zum Kerngeschäft zählen. Geprüft werden nach Informationen der Wirtschaftswoche Osram, die Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks und Bosch Siemens Hausgeräte sowie die Tochter Siemens Home and Office Communications Devices, in der das Geschäft mit Festnetztelefonen gebündelt ist. Außerdem steht das Geschäft mit Telekommunikationsanlagen für Unternehmen, Siemens Enterprise Networks, auf den Prüfstand.