CW-Ranking: Die Top-IT-Unternehmen im März 2008

14.04.2008
Gemeinsam mit Dow Jones präsentiert COMPUTERWOCHE.de Rankings der in der Presse meistgenannten IT-Unternehmen und der meistgenannten IT-Manager. Die Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von rund 150 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen aus Deutschland. Nachfolgend präsentieren wir Ihnen den Index zu den meistgenannten IT-Unternehmen im März 2008.

SAP - was kommt nach der Kagermann-Ära?

Im März hat es mal wieder SAP auf Platz eins der meistgenannten IT-Unternehmen geschafft. In diesem Monat richtete sich das Hauptaugenmerk der Medien auf die geplante Doppelspitze von Henning Kagermann und Noch-Stellvertreter Leo Apotheker. Wie bereits bei der Übergabe der Aufgaben von Hasso Plattner auf Henning Kagermann 2003, setzt man auch dieses Mal auf die bewährte Doppelspitze im Vorfeld. Kagermanns Vertrag läuft im Mai 2009 aus und es sieht nicht danach aus, dass er diesen ein zweites Mal verlängern wird. Noch ist allerdings nichts in trockenen Tüchern. Die SAP selbst äußert sich zu beiden Darstellungen nicht und verweist darauf, dass der Aufsichtsrat noch keine Entscheidung getroffen hat. Dieser wird sich im April treffen und dann wird man vermutlich mehr wissen. Nichtsdestotrotz, falls Apotheker als gleichberech-tigter Vorstandssprecher berufen wird, müsste bald ein neuer Mann in den Vorstand einziehen. Spätestens aber, wenn Kagermann im nächsten Frühjahr ausscheidet, muss SAP handeln. Zumal auch Apotheker einen Co-Vorstandschef an die Seite gestellt bekommen dürfte. Wann und wie die Weichen auch gestellt werden mögen: Laut der Welt am Sonntag will der Aufsichtsrat behutsam vorgehen, hat er doch in den vergangenen Jahren nicht nur gute Erfahrungen ge-macht. Ursprünglich hatte nämlich Shai Agassi als SAP-Chef der Zukunft gegolten. Der Israeli, der sich im Konzern als Software- und Produktentwickler einen Namen gemacht hatte, verließ jedoch SAP vor einem Jahr überraschend. Der Kronprinz wollte nicht länger warten und kündigte beleidigt, als Kagermann seinen Vertrag verlängerte. Viele haben damals auch aufgeatmet in der SAP-Zentrale in der nordbadischen Kleinstadt Walldorf. Agassi, das vermeintliche Genie, war als egozentrisch und selbstgefällig verschrien. Jetzt sucht der Aufsichtsrat neue Gesichter.

Nokia greift nach Navteq

Die Top 10 der meistgenannten IT-Unternehmen im März 2008.
Foto: Computerwoche

Auch in diesem Monat schafft es Nokia wieder in die Top 5 der meistgenannten IT-Unternehmen. Der Fokus der Medienberichterstattung hat sich im März jedoch etwas gewandelt. Nachdem in den letzten Monaten in erster Linie der Subventionsskandal um Nokia in den deutschen Medien kursierte, geht es jetzt wieder mehr um technische und unternehmerische Themen. Einzig Berichte über die noch nicht gezahlten Subventionsrückzahlungen von Nokia fanden ihren Weg in die deutschen Medien. Demnach wartet das Bundesland Nordrhein-Westfalen bislang vergeblich auf eine Rückzahlung von 60 Millionen Euro an Subventionen und Zinsen durch den finnischen Handy-Hersteller Nokia.

Ein anderes Thema in diesem Monat ist Nokias geplante Übernahme des US-Landkartenunternehmens Navteq. Gegen diese Übernahme hat die Europäische Kommission gravierende Wettbewerbsbedenken, da es mit Tele Atlas nur einen einzigen weiteren Kartenhersteller gibt, der global aufgestellt ist. Daher schade die 8,1 Milliarden US-Dollar schwere Übernahme möglicherweise dem Wettbewerb. Laut der Financial Times Deutschland stellt die verkündete Entscheidung aus Brüssel einen Rückschlag für den finnischen Handy-Hersteller dar, da der Konzern den Kauf von Navteq als wesentlich für sein Mühen, über das Kerngeschäft hinaus ins Dienstleistungsgeschäft für Mobilfunkgeräte vorzustoßen, angibt. Jedoch hieß es auch, dass der Beschluss zur Einleitung einer eingehenden Untersuchung noch keine Schlüsse auf das Ergebnis der Untersuchung zulässt. Die Kommission muss nun bis zum 8. August 2008 abschließend entscheiden, ob durch die Übernahme der Wettbewerb erheblich beeinträchtigt würde.

Und zu guter Letzt gab es noch eine Meldung, die wegen ihres Inhaltes für Nokia sehr interessant ist. Demnach soll DVB-H (Digital Video Broadcasting for Handhelds) laut Europäischer Kommission der bevorzugte technische Standard für die Fernsehübertragung auf Mobilfunktelefone werden. Die Mitgliedsländer seien aufgefordert, DVB-H anderen Technologien vorzuziehen, teilte die Kommission mit. Diese Entscheidung sei notwendig, um das Handy-Fernsehen EU-weit anzukurbeln. Die Kommission schätzt, dass bis 2011 weltweit mit etwa 500 Millionen Zuschauern ein Marktvolumen von 20 Milliarden Euro zu erreichen ist. Da diese Mobilfunknorm neben Motorola, Vodafone, O2 und T-Mobile auch von Nokia unterstützt wird, dürften sich die Nokia-Manager über diese Nachricht freuen. Andere Standards wie die MediaFLO-Technologie von Qualcomm haben das Nachsehen.

Microsoft verliert anscheinend an Glanz

Im März hat es Microsoft auf Platz drei des Computerwoche Ranking geschafft. Die Themen, die die deutsche Medienlandschaft dabei berührten, waren sehr vielfältig. Da war zum Beispiel die im März veröffentlichten Ergebnisse der Power 100 Studie 2007, die jedes Jahr vom amerikanischen Dienstleister Core Brand erhoben wird. In dieser Studie werden jedes Jahr zirka 12.000 Entscheider aus der US-Wirtschaft zu den weltweit erfolgreichsten Unternehmen befragt. 2007 sahen die befragten Personen Microsoft nur noch auf Rang 59 der stärksten Marken weltweit. Im Jahr 2004 stand der Konzern aus Redmond noch auf Platz 12 und führte 1996 die Liste von 1.200 Firmen aus 50 Ländern gar an. In ihrer Studie stützt sich Core Brand auf vier Kriterien: Den Bekanntheitsgrad der Marke, die allgemeine Reputation, die Vorstellung des Managements und das Investment-Potential. Während Microsoft noch über einen hohen Bekanntheitsgrad verfüge, verliere das Unternehmen in den anderen drei Bereichen jedoch deutlich. Dieser Verfall sei in letzter Zeit sehr schnell vonstatten gegangen. Aus dem Grund sollte Microsoft sich laut der Macwelt ernsthafte Gedanken machen.

Die Top 25 der meistgenannten IT-Unternehmen im März 2008.
Foto: Computerwoche

Ein weiters Thema, welches im März von allgemeinem Interesse war, beruht auch auf einer Studie. Die Ergebnisse einer Studie, die auf der diesjährigen Black-Hat-Konferenz veröffentlicht wurden, besagen, dass Microsoft schneller mit Updates auf so genannte 0-Day-Exploits reagiert. Forscher der "Swiss Federal Institute of Technology" haben sich dazu die letzten sechs Jahre genauer angesehen. Sie zogen nur Fehler zu Rate, die als mittel oder kritisch eingestuft wurden. Microsoft-Produkte wiesen 658 Fehler auf und Apple musste 738 Bugs bereinigen. Vergleiche man die Anzahl ungepatchter Sicherheitslücken, liege Apple hinter Microsoft zurück. Laut tec-CHANNEL scheine es so, als ob Microsoft in den letzten Jahren einen besseren Draht zu Sicherheits-Experten aufgebaut habe. Daher werde man häufiger über Sicherheitslücken in Kenntnis gesetzt und habe Zeit, die Löcher zu stopfen. Bei Apple scheine dies noch nicht der Fall zu sein. Auf die Frage von tecCHANNEL, ob Microsoft diese Untersuchung gesponsert habe, berief sich das Swiss Federal Institute of Technology darauf, eine unabhängige, akademische Untersuchung durchgeführt zu haben.

Deutsche Telekom und die Tochter T-Systems

In diesem Monat hat es die Deutsche Telekom auf Platz vier des Compterwoche-Rankings geschafft. Ein Thema war dabei der Rüffel der IDC-Marktforscher an die Adresse der Deutschen Telekom. Hintergrund hierfür ist die lange Suche nach einem Partner für die Telekom-Tochter T-Systems. Nach einem Jahr Suche könnte Anfang März dem US-amerikanischen Offshore-Spezialisten Cognizant endlich einen Partner präsentiert werden. Die Tatsache, dass Kunden, Mitarbeiter und Partner über Monate im Ungewissen gelassen wurden, zeugt von wenig Professionalität, so die Marktforscher. Weitaus schlimmer war jedoch, wie die Deutsche Telekom in den vergangenden Jahren mit ihrer IT-Tochter generell umgesprungen ist. Angesichts der jüngsten Entwicklung haben die unabhängigen Experten auch wenig Hoffnung auf Besserung. Offenbar erkennt das Konzern-Management nicht den Wert von T-Systems für die künftige Entwicklung des gesamten Konzerns. Eine Tatsache, die die unabhängigen Marktforscher speziell ad-ressierten, war die Tatsache, dass T-Systems fast ein ganzes Jahr praktisch führungslos aufgestellt war. Der Ex-T-Systems-CEO Lothar Pauly hatte Mitte 2007 das Unternehmen verlassen. Grund war wahrscheinlich der Siemens Korruptionsskandal, in den er verwickelt war. Erst im Dezember folgte der jetzige CEO Reinhard Clemens.

Ein weiteres Thema, was im März durch die Medien geisterte, war die Idee einer DSL-Allianz gegen den Marktführer Deutsche Telekom. Der Chef des Konkurrenten Versatel, Peer Knauer, hatte die Idee eines DSL-Verbundes aus Versatel, Freenet, United Internet und den deutschen Telefonica-Aktivitäten ins Spiel gebracht. Damit solle ein machtvoller Gegenpol zum Marktführer Deutsche Telekom entstehen.

Freenet will Debitel

Nachdem Mobilfunk-Serviceprovider Drillisch in Person des Vorstandssprechers Paschalis Choulidis es vergeblich versucht hat, Freenet zu zerschlagen, wendet sich jetzt das Blatt bei Freenet. Freenet greift nach dem Stuttgarter Unternehmen Debitel. Freent bestätigte bereits, dass es Verhandlungen mit dem Finanzinvestor Permira über eine Übernahme des größten deutschen Mobilfunk-Serviceproviders gibt. Jedoch wurde auch darauf hingewiesen, dass es keine Garantie gebe, dass die Verhandlungen final abgeschlossen werden. Der jetzige Versuch, Debitel zu übernehmen, ist nicht der erste. Zuletzt war im Frühjahr 2006 ernsthaft über einen Zusammenschluss von Debitel und Mobilcom spekuliert worden. Ein Jahr später fusionierte dann Mobilcom mit Freenet. Seit dieser Zeit kommt Freenet nicht zur Ruhe und Aktionäre drängen auf eine Zerschlagung. Ziel ist die Aufteilung des Unternehmens in die Sparten Breitband, Mobilfunk, Portal und Webhosting. So glauben sie, sei die Firma mehr wert als die derzeit an der Börse taxierte eine Milliarde Euro. Auf Druck der Anleger stellte Spoerr daher kürzlich das Portal- und DSL- Geschäft mit seinen 1,3 Millionen Kunden zum Verkauf, für das sich Versatel, United Internet und Telefónica interessieren. Mit dem erwarteten Erlös von bis zu 900 Millionen Euro könnte Freenet den Kauf von Debitel teilweise selbst finanzieren. Permira fordert nach Angaben aus der Branche 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro für Debitel. Im Falle einer Einigung würde Debitel mit allen Schulden übernommen. Im Gegenzug würden Permira und die involvierten Banken über eine Kapitalerhöhung mit 24,9 Prozent an Freenet beteiligt. Anders als bei Gerüchten in der Vergangenheit dürfte der britische Finanzinvestor an einem Verkauf zum jetzigen Zeitpunkt interessiert sein, so die Stuttgarter Zeitung - vor allem 2007 ist Debitel durch Zukäufe stark gewachsen und profitabler geworden. Davon würde Permira über die Minderheitenbeteiligung künftig weiter profitieren.