CW-Ranking: Die Top-IT-Unternehmen im Januar 2008

12.03.2008
Gemeinsam mit Dow Jones präsentiert COMPUTERWOCHE.de Rankings der in der Presse meistgenannten IT-Unternehmen und der meistgenannten IT-Manager. Die Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von rund 150 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen aus Deutschland. Nachfolgend präsentieren wir Ihnen den Index zu den meistgenannten IT-Unternehmen im Januar 2008.

Nokia und der Bochumer Fluch

Im ersten Monat des Jahres 2008 hat es Nokia auf Platz 1 des COMPUTERWOCHE-Rankings geschafft. Das beherrschende Thema war die Ankündigung, das Bochumer Werk bis 2008 zu schließen und die Produktion nach Rumänien und Ungarn zu verlagern. Zudem soll Nokia laut dem Wirtschaftsmagazin Capital rund 34 Millionen Euro Gewinn mit dem Bochumer Werk gemacht haben. Im Klartext bedeutet dies 90.000 Euro Gewinn pro Mitarbeiter. Insgesamt schaffte die deutsche Nokia GmbH mit den Standorten Bochum, Ulm, Düsseldorf, München und Frankfurt sogar ein Betriebsergebnis nach Zinsen von 246 Millionen Euro. Nokia ließ das aber nicht so stehen und beharrte darauf, bei Bochum handele es sich um ein Werk, das nur wenig wettbewerbsfähig sei.

Die Top 10 der meistgenannten IT-Unternehmen im Januar 2008.
Foto: Computerwoche

Laut der "Welt" steht mittlerweile die gesamte Unternehmensstrategie von Nokia in Frage. Als die 2300 Mitarbeiter des Bochumer Werkes Mitte Januar über die geplante Schließung vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, sollte der Aufsichtsrat über Investitionen von 14,3 Mio. Euro beraten, um die Automatisierung im Unternehmen zu verbessern und es profitabler zu machen. Stattdessen kam Nokia-Vizechef Veli Sundbäck zur regulären Aufsichtsratssitzung und verkündete die Schließung zur Jahresmitte. Doch jetzt holt das Land Nordrhein-Westfalen zum Gegenschlag aus. Nachdem sich die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Christa Thoben bereits mit Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo getroffen hat, um eine Lösung zu finden, erhebt die Politikerin schwere Vorwürfe gegen den Konzern. Laut der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" hat der finnische Konzern die Zahl der zugesagten Vollzeitarbeitsplätze in seinem Bochumer Werk deutlich unterschritten. Nach den bisher vorliegenden Prüfergebnissen sei das Soll von 2860 Arbeitsplätzen im Jahr 2002 um 318, im Jahr 2003 um 368 und im Jahr 2004 um 347 unterschritten worden. Christa Thoben prüfe deshalb die Rückforderung von Landessubventionen.

Nach Berichten des "Handelsblatt" steht dem finnischen Konzern eine Milliardenklage wegen möglicher Patentverletzungen ins Haus. Der Rechteverwerter IP-Com aus Pullach bei München verlange Lizenzgebühren für Mobilfunkpatente im Gesamtwert von zwölf Milliarden Euro. Die Verhandlungen liefen schon länger, sagte IP-Com-Chef Christoph Schoeller. Jetzt sei man "mit der Geduld am Ende". IP-Com hat Anfang Januar Klage über acht Patentfamilien am Landgericht Mannheim eingereicht und will Nokia die Nutzung untersagen lassen. Das würde einem Verkaufsverbot in zahlreichen Ländern gleichkommen. Nokia weist die Forderungen zurück: Ein Teil der Patente sei ungültig. Nokia werde sich "mit aller Macht verteidigen", sagte Anne Eckert, Patent-Direktorin des weltgrößten Handy-Herstellers. Die Geldforderungen seien überzogen. Der frühere Rechteinhaber, die Robert Bosch GmbH, hatte die Patente Ende 2006 an IP-Com verkauft.

SAP weiter im Aufwind

Im Januar hat es SAP hinter Nokia auf Platz zwei der meistgenannten IT-Unternehmen geschafft. Beherrschendes Thema war der Erfolg des deutschen Softwareherstellers im vergangenen Geschäftsjahr. Trotz eines stagnierenden Marktes ist das Ergebnis bei SAP vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 2,58 auf 2,74 Milliarden Euro gestiegen. Der Überschuss legte von vormals 1,871 auf 1,94 Milliarden Euro zu. Trotzdem, die Zahlen zeigen auch, dass die Früchte für SAP nicht mehr so niedrig hängen. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das SAP-Management ein Wachstum der Erlöse aus Software und Wartung ohne Berücksichtigung von Wechselkursänderungen von bis zu 27 Prozent. Das SAP-Geschäft - ohne die in einem Milliarden-Deal übernommene Firma Business Objects - soll dazu zwölf bis 14 Prozentpunkte beisteuern. Um die anvisierte Expansion zu erreichen, plant SAP in diesem Jahr 4000 Neueinstellungen, davon elf Prozent in Deutschland. 2007 war die Beschäftigtenzahl weltweit um fast 4700 auf knapp 43.900 gestiegen. Strategisch setze SAP auch weiterhin auf organisches Wachstum und Software "aus einem Guss". Dazu baut das Unternehmen auf neue Kunden sowie den Verkauf von Zusatzfunktionen an bestehende Kunden. Außerdem setzt man auf einen Schub durch die Akquisition des französischen Softwareunternehmens Business Objects und auf den Erfolg der im Herbst angekündigten Software Business ByDesign für den Mittelstand. Im Gegensatz zum Markt für Großkunden-Lösungen ist die Konkurrenz im Mittelstandsmarkt noch überschaubar. Hier tummeln sich bis jetzt vergleichsweise wenig Unternehmen, die Softwarelösungen speziell für dieses Marksegment anbieten. Das ist auch mit ein Grund dafür, dass SAP gerade im Mittelstandsbereich seine Investitionen auf bis zu 225 Millionen Euro ausbauen will. 2007 hatte der Konzern 125 Millionen Euro investiert. Die neue Mittelstands-Software wird über das Internet angeboten und soll kleine und mittlere Unternehmen mit 100 bis 500 Beschäftigten ansprechen.

Microsoft auch weiterhin in der Gewinnzone

Im Januar hat es Microsoft auf Platz 3 des COMPUTERWOCHE-Index der meistgenannten IT-Unternehmen geschafft. Ähnlich wie bei SAP war der Grund der Geschäftserfolg von Microsoft. Und auf globaler Basis erwartet das Unternehmen, dass der positive Trend bei den Softwareausgaben weiter gehen wird. Auch die Fortschritte im Technologiebereich werden die Wirtschaft weiter vorantreiben. Für Microsoft selbst zahlt sich aber auch die Quasi-Monopolstellung beim Betriebssystem Windows und die weite Verbreitung des Büroanwendungspaketes Office aus, sowie die Investition in neue Felder, wie etwa dem Onlinebereich oder das Geschäft mit der Spielekonsole Xbox. Mit seinen Ergebnissen übertraf der Konzern im laufenden Jahr schon zum zweiten Mal in Folge die Erwartungen der Analysten. Aber damit nicht genug. Auch für das gesamte Geschäftsjahr erhöhte Microsoft die Prognose. Das macht deutlich, dass eine mögliche Rezession in den USA vorerst kaum Auswirkungen auf die Bilanz des Unternehmens haben wird.

Die Top 25 der meistgenannten IT-Unternehmen im Januar 2008.
Foto: Computerwoche

Ein weiteres Thema, das Ende Januar in den deutschen Medien auftauchte, war das Kartellaufsichtsverfahren gegen Microsoft. Ursprünglich sollte es Ende 2007 auslaufen. Ein US-Bundesgericht hat es nun aber um zwei Jahre bis 2009 verlängert. Als Begründung wurden die durch Microsoft verursachten Verzögerungen angegeben. Dem Softwareriesen werden von mehreren klagenden Bundesstaaten extreme und unvorhersehbare Verspätungen bei der Veröffentlichung der technischen Dokumentation der Kommunikationsprotokolle vorgeworfen. Dennoch wies das Gericht darauf hin, dass die Verlängerung der Überwachung keine Sanktion gegen Microsoft darstelle. Die zeitliche Ausweitung solle vielmehr die Gelegenheit bieten, gemeinsam das Potential der getroffenen Regelungen zugunsten des Wettbewerbs zu nutzen. Die Redmonder habe bereits angekündigt, den Urteilsspruch anzunehmen. Man werde sich auch weiterhin streng an die Auflagen halten.

Infineon nimmt Qimonda mit ins neue Jahr

Das Thema Qimonda beschert Infineon im Januar Platz 4 der meistgenannten IT-Firmen. In Folge des dramatischen Preisverfalls bei Speicherchips hat die Infineon-Tochter im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2008 mehr Geld verloren, als das sie umsetzen konnte. Laut der Süddeutschen Zeitung übertraf der Nettoverlust mit 598 Millionen Euro selbst die Schätzungen der Analysten. Die haben mit nur einem halb so großem Minus gerechnet. Dieser dritte Quartalsverlust in Folge belastet Infineon schwer. Der Münchner Konzern hält noch mehr als drei Viertel der Aktien an Qimonda und muss deren Verluste deshalb voll konsolidieren. Die Situation ist für Infineon aber auch in einer anderen Hinsicht problematisch. Der Abschwung des extrem zyklischen Speicherchipmarktes macht es unwahrscheinlich, dass Infineon wie gewünscht 2008 größere Qimonda-Pakete verkaufen kann. Aller Voraussicht nach haben die Münchener erst 2009 die Möglichkeit, sich komplett von Qimonda zu verabschieden.

Das zweite Thema im Januar waren der Beschluss eines kalifornischen Gerichtes gegen Infineon. Demnach haben Anleger, die zwischen dem 13. März 2000 und dem 19. Juli 2004 Infineon-Aktien erworben haben, das Recht auf Einsicht in interne Dokumente des Konzerns. Dem Urteil geht eine Sammelklage von Anlegern voraus, die dem deutschen Unternehmen vorwerfen, den Aktienkurs durch Kartellabsprachen für Speicherchippreise nach oben getrieben und den Kapitalmarkt entsprechend falsch informiert zu haben. Infineon hatte 2004 illegale Absprachen eingeräumt und einer Strafzahlung in Höhe von 160 Millionen US-Dollar zugestimmt.

Deutsche Telekom erreicht Schub im DSL-Bereich

Angetrieben durch neue kombinierte Angebote hat die Deutsche Telekom 2007 im Breitbandgeschäft einen kräftigen Kundenzuwachs verzeichnet und kam auf einen Anteil von rund 44 Prozent am DSL-Neukundengeschäft. Die Zahl der direkten DSL-Kunden sei in Deutschland um fast zwei Millionen oder 27 Prozent auf gut neun Millionen geklettert, berichtete der Konzern. Bei den traditionellen Festnetzanschlüssen verbuchte Europas größter Telekommunikationskonzern 2007 erneut einen starken Rückgang. So verlor das Unternehmen wie schon ein Jahr zuvor 2,1 Millionen Kunden an seine Wettbewerber. Damit habe die Telekom noch einen Marktanteil von über 80 Prozent, sagte Festnetzchef Timotheus Höttges. Im Zusammenhang mit dem Anstieg im DSL-Geschäft kommen aber auch Vorwürfe der Konkurrenz. Zum Beispiel wirft der Mobilfunkanbieter O2 seinem Konkurrenten vor, ihren Wettbewerbern zu wenig Leitungskapazität auf den letzten Metern zu den Endkunden zur Verfügung zu stellen. O2-Deutschlandchef Jamie Smith sagte dem Handelsblatt: "Es dauert fast 40 Tage, bis die Telekom als Anbieter der letzten Meter Kabel bis in die Wohnzimmer unserer neuen Kunden freischaltet." Solche Wartezeiten seien völlig inakzeptabel. Von der Bundesnetzagentur komme in dieser Sache zu wenig Unterstützung, sagte Smith. "Sie hält sich weitgehend raus", kritisierte er. Die Deutsche Telekom ist dazu verpflichtet, Wettbewerbern wie O2 ein Teil ihres Netzes zur Verfügung zu stellen. Über diese Vergabe wacht die Agentur. Die Deutsche Telekom bestreitet diese Vorwürfe. Die so genannte letzte Meile von wechselwilligen Kunden werde "besser und schneller" frei geschaltet als die Konkurrenten behaupteten, sagte Konzernchef René Obermann. Rund 30 Prozent mehr Anschlüsse als es die Verträge mit den Wettbewerbern vorsähen, wurden aktiviert. Auch hat die Telekom neue Auflagen der Bundesnetzagentur schneller erfüllt als vorgegeben. Bleibt abzuwarten wie die neutrale Instanz auf die gegenseitigen Vorwürfe der Kontrahenten reagiert.