Covisint-CEO erwartet Wachstum

30.06.2005
Der Marktplatz für die Automobilindustrie Covisint, 1999 von General Motors (GM), Ford und Daimler-Chrysler gegründet, galt lange Zeit als E-Commerce-Vorzeigeprojekt. Nach etlichen Strategie- und Vorstandswechseln wurde die Plattform Anfang 2004 an Freemarkets und Compuware verkauft. Letzterer Anbieter führt sie unter gleichem Namen weiter, während Freemarkets, das kurz darauf von Ariba aufgekauft wurde, den Auktionsbereich übernahm. CW-Redakteur Robert Gammel sprach mit Covisint-CEO Bob Paul.

CW: Warum wurde Covisint verkauft? Paul: Im Juli 2003 haben wir erkannt, dass wir zu viele Dinge entwickeln, die kein Alleinstellungsmerkmal für Covisint darstellen. Dazu zählen beispielsweise Applikationen hinter den Firewalls unserer Kunden. Anderes lief dagegen sehr gut. Wir haben daher im Board beschlossen, einige Produktlinien zu schließen oder zu verkaufen und die Besitzstrukturen von Covisint zu ändern. Der Grund dafür war, dass die Board-Mitglieder von verschiedenen OEMs gestellt wurden, die sich aufgrund ihrer eigenen Anforderungen nicht einig waren, was Covisint eigentlich sein sollte.

CW: Was hat sich bei Covisint seit der Übernahme durch Compuware getan? Paul: Wir haben uns auf unsere Kernkompetenzen konzentriert, die ja eigentlich schon zu Anfang im Fokus standen. Und im Kern geht es um Interoperabilität, die Unternehmen hilft, ihre Lieferkette mit Informationen zu versorgen und effektiver zu kooperieren.

CW: Wie hat sich Covisint seit der Übernahme wirtschaftlich entwickelt? Paul: Wir haben seitdem ein Wachstum von 84 Prozent erzielt und liegen damit voll auf Kurs. Für das kommende Geschäftsjahr erwarten wir eine ähnliche Zunahme.

CW: Den Auktionsbereich hat Covisint 2004 an Freemarkets verkauft. War nicht gerade das Aukionsgeschäft besonders lukrativ? Paul: Es war zwar profitabel, aber es gab damit eine Reihe von Problemen. Erstens schadete es unseren Beziehungen zu den Lieferanten, weil Auktionen in erster Linie dazu dienen, Kosten und damit die Zulieferermargen zu drücken. Zweitens sind Auktionen mittlerweile ein Commodity-Geschäftsprozess geworden, wodurch die Preise erodierten.

CW: Warum sollten Unternehmen ihre funktionierenden EDI-Verbindungen abschalten und stattdessen Covisint nutzen? Paul: Zum einen ist die Messaging-Technik, die in der Automobilbranche eingesetzt wird, zwischen 20 und 25 Jahre alt und sehr teuer. Sie ist auf hochvolumige Bestellvorgänge beschränkt und unterstützt aufgrund der veralteten Architektur neue Geschäftsprozesse nicht. Wir haben dagegen eine Messaging- und Portalplattform der neuesten Generation entwickelt, die nicht nur Order-Management-Prozesse, sondern auch finanzielle Transaktionen, den Austausch von Engineering-Dokumenten und Logistiktransaktionen unterstützt. Momentan arbeiten wir an einer Lösung für die Integration von RFID-Tags.