Tipps gegen den Hitzekollaps

Cool im Sommer - Wie man überhitzte Macs vermeidet

03.06.2012 von Stephan Wiesend
Mit sommerlichen Temperaturen um die 30 Grad kommt der menschliche Körper besser klar als manch ein Mac oder iPad. Wir zeigen, was die Ursachen für überhitzte Rechner sind und wie man seinen Mac in diesen Tagen kühl hält.

CPU, Festplatte und Grafikkarte eines Mac produzieren viel Wärme, die wieder abgeführt werden muss. Alle Macs sind zwar für den Betrieb bei 10 bis 35 Grad ausgelegt, jedes Modell hat aber eine andere Kühlungsmethode und geht dabei mehr oder weniger effektiv vor.

Leise, aber heiß

Eine Stärke aller Macs ist ihre geringe Lautstärke. Während man die Lüfter manches Medion-Desktops noch aus der Nachbarwohnung hört, sind Macs sehr leise. PC-Desktops sind zur Sicherheit oft mit lauten aber effektiven Lüftern ausgestattet, Macs auf einen Kompromiss an Kühlung und Lautstärke getrimmt. Bei sehr starker Beanspruchung, etwa tagelangem World-of-Warcraft-Spielen im Hochsommer, kann aber dadurch ein 20- oder 24-Zoll-iMac sehr heiß werden, im Extremschall schaltet er sich wegen Überhitzung einfach aus. Das gilt auch für das Macbook Pro.

Ein anderes Problem betrifft das iPad. Dieses besitzt keinen Lüfter, kann sich bei einer Überhitzung deshalb nur ausschalten. Man sieht eine Warnmeldung und kann das Gerät erst nach der Abkühlung des Gerätes weiter nutzen. Diese Überhitzung scheint laut Nutzerberichten aber weniger durch intensive Nutzung als hohe Temperaturen aufzutreten. Eine zu hohe Temperatur kann schließlich schon erreicht werden, wenn man das Gerät in die pralle Sonne legt. Laut Apple ist ein Betrieb bei 0 bis 35 Grad möglich, bei direkter Sonneneinstrahlung oder in einem aufgeheizten Auto wird dies aber recht schnell erreicht. Eine sinnvolle Lösung für dieses Problem ist uns bisher nicht bekannt.

Bei iMacs und Macbook Pro hat Apple aber offenbar mehr Wert auf gute Kühlung gelegt als bei früheren Modellen. Nach unseren Messungen werden nämlich die Geräte mit Core i5-CPUs bei hoher Systemlast recht laut. Auch die neuen Macbook Pro mit ihren leistungsfähigen Core i5 und Cori7-CPUs machen sich recht schnell bemerkbar. Während etwa die Vormodelle mit Core 2-CPUs auch unter Vollast kaum lauter als 1,4 Sone wurden, maßen wir bei den aktuellen Modellen mit neuer CPU bis zu 2 Sone - ein recht störender Lärmpegel. Für das tägliche Rendern eines HD-Films ist deshalb ein mobiler Mac nicht ideal. Es bleibt abzuwarten, wie sich die für diesen Sommer erwarteten neuen Modelle schlagen werden.

Bei den Rechnern mit Aluminiumgehäuses fällt oft eine hohe Gehäusetemperatur auf - zur Kühlung wird nämlich auch Wärme an das Gehäuses abgegeben. Grundsätzlich ist es aber wenig problematisch, wenn das Gehäuse eines Rechners warm wird. Moderne CPUs und Notebookfestplatten halten hohe Temperaturen aus, beim Macbook Pro soll das Gehäuse ja zur Wärmeableitung dienen. Wichtiger ist die Temperatur der internen Komponenten - Läuft ein Rechner mehrere Jahre mit hoher Temperatur, kann eine wichtige Komponente schneller kaputt gehen: Bei Festplatten steigt durch hohe Temperaturen die Ausfallwahrscheinlichkeit, das gilt auch für Grafikkarte und DVD-Brenner.

Überhitzungsprobleme erkennen

Hat man Ärger mit Rechner-Abschaltungen oder macht sich wegen Überhitzungen des Macs Sorgen, sind Temperatur-Messprogramme nützlich. Viele Informationen liefert etwa das Widget iStat Pro, das neben vielen Temperaturdaten das Tempo interner Lüfter anzeigt. Die ausführlichsten Daten erhält man aber mit der Software Hardware Monitor von Martin Bresink, das auch als Freeware-Version Temperatur Monitor verfügbar ist. Diese Freeware kann die Temperaturdaten von sehr vielen integrierten Komponenten wie Festplatte, CPU, Speicher und Grafikkarte anzeigen und ihren Temperaturverlauf als Grafik zeigen. Lüftergeplagte Macbook-Besitzer sehen hier etwa, welche Aktivität zu plötzlichen Temperaturanstiegen geführt hat. So wird etwa die CPU-Last beim Internetsurfen oft unterschätzt. Man kann sich sogar per Popup-Fenster über hohe Temperaturen einer Komponente informieren lassen.

Bei einem Macbook Pro ist die Grafikkarte oft die größte Hitzequelle, nicht nur bei Gamern. So konnten wir etwa feststellen, dass Flash-Videos auf Webseiten nicht nur die CPU stark auslasten, sondern auch die Temperatur der Grafikkarte stark erhöht. Der simple Aufruf eines Flash-Videos der Seite Prosieben.de ließ etwa die Temperatur der Grafikkarten zweier älterer Macbook Pro von 65 auf 75 Grad steigen. Offensichtlich greift Flash hier für Berechnungen auf die Grafikkarte zu. Hier zeigt sich ein Nachteil der neuen Technologie Core Graphics, bei der unterstützte Grafikkarten Aufgaben der CPU übernehmen. Programme wie iMovie 09 bieten dadurch mehr Funktionen, ihre Nutzung führt aber auch zu einer heißen Grafikkarte. Neue Macbook Pro beherrschen zudem das dynamische Wechseln zwischen den beiden Grafikkarten, wobei die schneller Grafikkarte schnell hohe Temperaturen erreicht. Welche Grafikkarte gerade aktiv ist, kann etwa das Tool gfxCardStatus anzeigen. Auch ein externer Monitor kann die Grafikkarte zusätzlich belasten.

Tipps für die Kühlung

Die Lüfter eines Macs sind darauf ausgelegt, möglichst leise zu laufen. Sie sind immer aktiv, nur ab einer bestimmten Erhitzung der CPU werden sie schneller. Bei einigen Macs, etwa älteren Macbook Pro fahren sie aber zu langsam hoch, um gute Kühlung zu gewährleisten. Den Zeitpunkt dieser Beschleunigung kann man mit einigen Freeware-Programmen neu einstellen. Ein Programm dieser Art ist etwa das Tool Fan Control. Es installiert eine Systemeinstellung, mit der man die Drehzahl der internen Lüfter stufenlos erhöhen kann. Für neuere Macbooks und Macbook Pro können wir diese Tools aber nicht empfehlen. Auch das Tool Coolbook, das Spannung und Leistung der CPU ändern kann, können wir nur erfahrenen Nutzern empfehlen. Die Eingriffe ins Systems sind hier doch sehr tief.

Stören nur die hohe Temperatur oder der Lüfterlärm beim Surfen, empfehlen wir die Installation eines Werbeblockers wie Adblocker. Flash-Werbebanner werden dann nicht mehr geladen, was die Systemlast und Erhitzung überraschend stark reduziert.

Zieht man externe Lösungen vor, gibt es mittlerweile im Zubehörhandel ein großes Angebot an Notebook-Ständern mit Lüftern. Diese besitzen integrierte Lüfter, die Notebooks von außen kühlen sollen. Nach eigenen Erfahrungen können einige Modelle die internen Lüfter gut entlasten, oft ist aber der Lüfter des Notebook-Ständers dann lauter als der Lüfter des Notebooks. Es gibt aber alternativ auch einige Aluminiumständer ohne Lüfter, deren Material zusätzlich Wärme ableiten sollen. Im Einzelfall mögen diese Geräte hilfreich sein, nach unserer Meinung genügt es aber, wenn man bei der Aufstellung des Macs auf einige Details achtet. So ist eine gute Luftzirkulation wichtig. Sofas und Teppich könnten potentiell die Lüftungsschlitze eines Macs verdecken und eine zusätzliche Erwärmung bedingen. Laut Apple sollte man auch darauf achten, dass die Tastatur nicht bedeckt ist. Offenbar fungiert die Notebook-Tastatur auch zur Ableitung von Wärme, Tastaturabdeckungen aus Stoff oder Plastik sollte man deshalb besser abnehmen. Auch die zugeklappte Nutzung ist bei hohen Temperaturen nur eingeschränkt zu empfehlen.

Fazit

Schnelle Prozessoren und potente Grafikkarten fordern ihren Tribut.. Hat man Probleme mit der Kühlung, kann man aber mit einigen simplen Tools schnell die Temperatur prüfen. Vor allem sollte man einige Dinge einfach nicht tun, etwa Geräte in die pralle Sonne legen oder die Lüfter-Öffnungen verdecken.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation Macwelt.