Ausgliederung und Abkommen mit Microsoft werten Web-Site auf

Compaq will mit der Suchmaschine Altavista das Portalgeschäft erobern

05.02.1999
MÜNCHEN (CW) - Compaq Computer Corp. gliedert die im Zuge der Digital-Übernahme erworbene Suchmaschine Altavista in ein eigenes Tochterunternehmen aus. Der geplante Börsengang der neuen Altavista Company könnte dem Unternehmen viel Geld in die Kassen spülen. Compaq-CEO Eckhard Pfeiffer jedenfalls möchte das Internet als wichtigen Vertriebskanal für Compaq erschließen.

Die Übernahme von DEC brachte dem Computerbauer aus Houston mit Altavista auch eine Internet-Perle ein, mit der ihre Besitzer bislang allerdings nicht allzuviel anzufangen wußten. Digital betrachtete Altavista ursprünglich als Suchmaschine, die an andere Unternehmen lizenziert werden sollte. So nutzten unter anderem Yahoo und Look Smart die DEC-Technologie. Als dann die Altavista-Leitung eine Abkehr von der reinen Suchmaschine hin zum Internet-Portal mit eigenen Inhalten ins Auge faßte, kehrte Yahoo im Gegenzug Altavista den Rücken und arbeitete fortan mit Inktomi-Technologie. Compaq als neuer Eigentümer scheint sich nun endgültig von der Lösung als Technologieangebot zu verabschieden und statt dessen voll auf die Portalstrategie zu setzen. Dafür spricht die angekündigte Ausgliederung in eine eigene Altavista Company mit Sitz im kalifornischen Palo Alto.

Zudem plant Compaq-Boß Pfeiffer den Börsengang von Altavista, der ihm geschätzte zwei Milliarden Dollar einbringen könnte. Erst kürzlich hatte er über 200 Millionen Dollar investiert, um die einstige Suchmaschine durch die Integration des Internet-Dienstes Shopping.com zu einer Anlaufstelle für Online-Käufer zu machen. Zusätzlich hat Pfeiffer ein Abkommen mit Microsoft getroffen, um dessen Messaging-Service Hotmail mit Altavista zu verbinden. Im Gegenzug kündigt Microsoft die Zusammenarbeit mit Inktomi auf und nutzt künftig die Suchmaschine des Hardwarepartners Compaq für den eigenen Online-Dienst MSN. Mit auf der Strecke bleibt bei dem Deal die New Yorker Startup-Company I-Name - bisheriger E-Mail-Dienstleister für Altavista.

Im Sog der Aktienhöhenflüge sämtlicher Internet-Portalanbieter scheint Compaq die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Es habe genug Angebote für Altavista gegeben, so CEO Pfeiffer. Er habe sich aber letztlich dafür entschieden, die vorhandene Technologie nicht aus den Händen zu geben, weil er im Internet für das gesamte Unternehmen einen ausgesprochen zukunftsträchtigen Vertriebskanal sieht. In diesem Zusammenhang halten die Analysten von Zona Research die Altavista-Aufwertung für einen längst überfälligen Schritt. Vieles hänge nun davon ab, inwieweit Altavista seinen Markennamen als Suchmaschine in ein gutbesuchtes Internet-Portal ummünzen könne. Laut Media-Metrix-Report lag Altavista im Dezember 1998 nur auf Rang zwölf der meistbesuchten Web-Sites - weit hinter AOL, Yahoo, Lycos und Excite beispielsweise.