IDC-Studie

Cloud Computing in Deutschland auf dem Vormarsch

10.06.2011 von Thomas Pelkmann
Immer mehr Unternehmen werden sich in Deutschland strategisch mit dem Thema Cloud Computing beschäftigen, hat IDC in einer Studie herausgefunden. Zu den größten Hindernissen gehören nach wie vor die Sicherheitsbedenken der Anwender.
Foto: Tom Wang, Fotolia.de

Im Frühjahr dieses Jahres haben die Analysten von IDC 235 Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern befragt, um aktuelle Trends zum Thema Cloud Computing zu ermitteln. Dabei zeigte sich, dass schon mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen eine Cloud-Strategie ins Auge fassen: 29 Prozent der Befragten wollen Cloud Services "in so vielen Bereichen wie möglich" nutzen. Eine große Gruppe von 41 Prozent geben sich etwas zögerlicher und planen, "das Thema langsamer anzugehen", etwa mit dem Einsatz von Cloud-Technologien in Teilen der Unternehmens-IT.

Der Rest - immerhin ein knappes Drittel der befragten Unternehmen - verfolgt derzeit keine aktive Cloud-Strategie, zeigt sich aber immerhin offen für solche Konzepte. Nur sechs Prozent schließen die Einführung von Cloud Services zur Zeit kategorisch aus. Immerhin sieben Prozent gaben zu Protokoll, sich mit diesem Thema überhaupt noch nicht beschäftigt zu haben.

IDC-Analystin Lynn Thorenz geht davon aus, dass Cloud Computing in den Unternehmen vor allem in hybriden Umgebungen entstehen wird.

Nach der Vorliebe für Public- oder Private Cloud-Konzepte befragt, tendieren die Unternehmen in der IDC-Umfrage "leicht" zur Private Cloud, wo die Cloud-Infrastruktur im eigenen Rechenzentrum beheimatet ist. Offensichtlich fühlen sich die IT-Verantwortlichen aufgrund ihrer Sicherheitsbedenken der öffentlichen Cloud gegenüber mit diesem Modell wohler, wie IDC-Analystin Lynn Thorenz kommentiert. "Wir gehen deshalb davon aus, dass zukünftig vor allem hybride IT-Umgebungen in den Unternehmen entstehen werden", so Thorenz.

Die Befragten, die einen schrittweisen Ansatz vorziehen, wollten Teile ihrer IT in die Wolke verlagern oder eine Mischung aus Public und Private Cloud wollen. In der Konsequenz werde das ein "Mix aus verschiedenen Beschaffungsmodellen" aus herkömmlichem IT-Betrieb sowie virtualisierten Private und Public Clouds ergeben, so die IDC-Analystin.

Sicherheitsbedenken bleiben bestehen

Die schwachen Zustimmungsquoten für Public Cloud-Konzepte hängen vor allem mit den anhaltenden Sicherheitsbedenken der Anwenderunternehmen zusammen: Governance (34 Prozent) und Compliance (24 Prozent) sowie Zweifel an Performance und Verfügbarkeit der ausgelagerten Services (24 Prozent) sind die meistgenannten Hürden auf dem Weg in die Wolke.

Bei den Hindernissen für Private Clouds sind den IDC-Analysten drei Faktoren besonders aufgefallen: 32 Prozent beklagen "fehlendes Wissen im Unternehmen", 27 Prozent meinen, "die Unternehmens-IT ist noch nicht bereit" und 26 Prozent kritisieren die "mangelnd Sicherheit des Rechenzentrums". Zudem seien einige Kernvoraussetzungen für Unternehmens-eigene Clouds noch nicht erfüllt, bemängelten die Befragten. Dies betreffe vor zum einen die Standardisierung und Konsolidierung der IT-Umgebung und zum anderen das Thema Virtualisierung, das eine wichtige Vorstufe für die Einführung von Private Cloud Services ist.

Die Argumente gegen die Private Cloud sprechen vor allem für die Public Cloud, findet IDC-Analyst Matthias Kraus.
Foto: IDC

Eine Absage an Cloud-Angebote im allgemeinen ist das nach Ansicht von IDC-Analyst Matthias Kraus aber nicht. Im Gegenteil sprächen diese Hemmfaktoren bei der Private für die Einführung der Public Cloud: "Um Services aus der Public Cloud zu nutzen, muss die interne IT-Infrastruktur nicht erst modernisiert, konsolidiert und virtualisiert werden". Die Unternehmen könnten sich diese Investionen in Hardware, Lösungen, Zeit und Ressourcen wenigstens teilweise sparen, so Kraus. Auf direktem Weg ließen sich neue Technologien durch Public Cloud Services vermutlich viel schneller einsetzen, schätzt der IDC-Analyst.

Dennoch: Die Wahl der richtigen Form des Cloud Computings führt aufgrund der Sicherheitsbedenken immer noch eher zur Private Cloud. Da das aber nicht mit dem Anspruch der Unternehmen an Kosteneffizienz vereinbar sei, gehen die IDC-Analysten davon aus, dass die Nutzung von Public Cloud-Services weiter zunimmt.

Mehr Effizienz, weniger Kosten

Nach den Motiven für die Einführung von Cloud Services befragt, nennen die meisten Unternehmen den Wunsch, künftig auf die zusätzliche Anschaffung von IT-Infrastruktur verzichten zu können (48 Prozent). Ein gutes Drittel (35 Prozent) setzt darauf, durch die Cloud Kosten reduzieren zu können, weil neben den gesparten Investitionen auch weniger Geld für Administration, Wartung, Betrieb und Verfügbarkeit anfällt. Auch die teils horrenden Lizenzkosten für Software in den Unternehmen fällt bei Cloud-Nutzung weg, wird aber ersetzt durch die Verbrauchskosten für die Anwendungen pro Monat und/oder pro User.

Auf eine effektivere IT-Infrastruktur setzen weitere 35 Prozent der befragten Unternehmen. Die bessere Nutzung lässt sich zum Teil durch Virtualisierung erreichen, die - angenehmer Nebeneffekt - zu weiteren Kostensenkungen führen kann.

Auf der Positivliste für Cloud Computing steht auch der Wunsch nach schnellerer Implementierung neuer Lösungen und Services (31 Prozent). Mit kürzeren Reaktionszeiten hoffen die Unternehmen, die Wertschöpfung der IT steigern und die Fachbereiche besser unterstützen zu können. Aus der Sicht der IDC-Experten Thorenz und Kraus ist gerade dieser Wunsch ein wesentliches Motiv für Cloud Computing, galt doch die IT jahrelang als Flaschenhals, wenn es darum ging, neue Anforderungen zu erfüllen.

Unterm Strich zieht IDC ein positives Fazit aus der Umfrage: Obwohl die Einführung von Cloud Services bei vielen Unternehmen noch am Anfang stehe, stünden sie nicht mehr vor der Frage, ob sie sich überhaupt mit diesem Thema beschäftigen sollen. "Vielmehr sind Cloud Services, oob Public oder Private, im Markt angekommen." Mehr als zwei Drittel planten ihr Cloud-Budget zu steigern oder erstmals zu investieren.