Elf Prozent von 200 befragten mittelständischen Unternehmen mit 20 bis 2000 Mitarbeitern hatten in den vergangenen drei Monaten Cloud-Computing-Lösungen im Einsatz. Zu diesem Ergebnis kommt der "HP Cloud Index", der von HP Deutschland und techconsult erstellt wurde. Gleicht man die Ergebnisse techconsult-Studien der letzten neun Monate zum Thema Cloud-Einsatz in mittelständischen Firmen ab, lässt sich derzeit folgender Marktstatus feststellen:
Cloud Computing hat sich im deutschen Mittelstand bisher nur schwach etabliert und hinkt den Anbietererwartungen hinterher - der Einsatzgrad wird in den nächsten sechs Monaten jedoch um rund 40 Prozent ansteigen.
Cloud Computing zur Kostenreduktion
Laut Stefan Neitzel, Research Analyst bei techconsult, hat die Etablierung von Instrumenten zur Virtualisierung und Automatisierung von IT-Prozessen in vielen mittelständischen Unternehmen bereits eine effizientere und flexiblere Nutzung der vorhandenen IT-Ressourcen ermöglicht. "Erschöpfen sich diese Effekte, ist Cloud Computing der nächste logische Schritt zur Kostenreduktion und Effizienzsteigerung. Voraussetzung ist allerdings das Auffüllen der in vielen Unternehmen noch vorhandenen Informationslücken zum Thema Cloud Computing", erklärt der Marktbeobachter die erwartete, steigende Nachfrage nach Diensten aus der Wolke.
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Oberflächliches Wissen zum Thema Cloud
Obwohl Cloud Computing dem Großteil der Teilnehmer ein Begriff ist, haben sich 46 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen mit diesem IT-Modell noch nicht auseinandergesetzt. 20 Prozent der interviewten Firmen gaben an, sich oberflächlich mit Cloud Computing beschäftigt zu haben und planen kurz- oder mittelfristig die Nutzung derartiger Bezugsmodelle. "Dies spricht deutlich für die Attraktivität des Modells auch für den Mittelstand. Der Stein muss nur ins Rollen gebracht werden", meint Neitzel.
Ulrich Seibold, Geschäftsbereichsleiter Vertriebspartner und Mittelstandskunden bei HP Deutschland sieht hier vor allem Potenzial für mittelständische IT-Dienstleister: "Den betreuenden Systemhäusern und IT-Partnern wird bei der Auflösung der Informationslücken und der Beratung der Unternehmen eine entscheidende Rolle zukommen." Diese Anbieter, so Seibold, seien für viele mittelständische Unternehmen die zentrale Anlaufstelle für die IT-Beschaffung, und ihre Empfehlungen hätten einen wesentlichen Einfluss auf die IT-Strategie im deutschen Mittelstand.
Private Cloud nimmt Sicherheitsängste
Cloud-Leistungen, so ergab die Befragung, wurden in den vergangenen drei Monaten zu über 40 Prozent in einem Private-Cloud-Modell bezogen beziehungsweise IT-Leistungen in Private-Cloud-Umgebungen überführt. Der Grund: Das Modell der Private Cloud zerstreut bei den Kunden häufig die mit Outsourcing verbundenen Sicherheits- und Kontrollverlustbedenken. Außerdem wird eine vereinfachte Einbindung in Legacy-Systeme erwartet.
Trend zu hybriden Cloud-Modellen
Für die Zukunft tendieren allerdings viele Cloud-Nutzer zu einer hybriden Form. Diese soll dazu beitragen, die eigenen Ressourcen mit den Vorteilen der Public Cloud kombinieren zu können. So verbleiben geschäftskritische Daten und Applikationen weiterhin im Unternehmen, können bei Bedarf aber durch die skalierbaren Public-Cloud-Dienste ergänzt werden, ohne dass sonst ungenutzte Infrastruktur vorgehalten werden muss.
Software as a Service als Treiber
Die befragten Unternehmen nutzen derzeit vor allem Software im Cloud-Modell (Software as a Service). Den Umfrageergebnissen zufolge wird sich SaaS auch weiterhin stark entwickeln. Obgleich auch hier Private-Cloud-Modelle bevorzugt werden, wecken Public-Cloud-Angebote zumindest Interesse. Von Nachteil ist jedoch, dass im Public-Cloud-Sektor SaaS-Verträge oft nicht flexibel gestaltbar sind. In der Regel laufen sie wie im klassischen Lizenzgeschäft über einen fest definierten Zeitraum.
SaaS-Anbieter beharren auf Lizenzgeschäft
"Es bleibt abzuwarten, wie lange SaaS-Anbieter auf diesem Relikt aus dem klassischen Lizenzgeschäft beharren können. Das Versprechen der permanenten Skalierbarkeit erfüllt sich für die Anwender in diesen Fällen nicht", kritisiert Analyst Neitzel.
Zu den bevorzugten Cloud-Services zählen stark standardisierte Anwendungen wie zum Beispiel Collaboration-, Security- oder Finanzbuchhaltungs-Lösungen. Besonders auffällig ist der prognostizierte Einsatz von Office- und E-Mail-Lösungen: Cloud-Angebote wie Office 365 oder LotusLive scheinen im Mittelstand auf fruchtbaren Boden zu fallen.
Flexibler Einsatz von Infrastrukturdiensten
Im Vergleich zu den Software-Services werden Infrastruktur-Services (IaaS) im Mittelstand weitaus flexibler genutzt. Hier erfüllen sich für die Anwender bereits die Flexibilitäts- und Skalierbarkeitsversprechen des Cloud Computing. Das heißt, die Geschäftsprozesse werden punktgenau genutzt und bei Bedarf mit Servern, Rechenleistung und Speicherplatz unterstützt. Die Mehrzahl der IaaS-Nutzer setzt dabei auf externe Dienstleister - neben der Public Cloud auch auf von den Providern betreute Private Clouds.
Platform-Services finden wenig Interesse
Der Laufzeit- und Entwicklungsdienst Platform as a Service (PaaS) spielt dagegen bei den befragten Anwenderunternehmen so gut wie keine Rolle. Mit Ausnahme von einzelnen Unternehmen, die auf Middleware- und Datenbankkomponenten setzen, sind derzeit für diese Unternehmen meist keine Vorteile in Platform-Services erkennbar.
Cloud User Check
Auf Basis der aktuellen Ergebnisse stellen techconsult und HP den Cloud User Check www.it-cloud-index.de zur Verfügung. Sowohl für erfahrene Cloud-Nutzer als auch für Neulinge bietet das Online Tool die Möglichkeit, die eigene Cloud-Position mit Unternehmen der eigenen Branche und Größenordnung zu vergleichen. Neben dem Cloud-Einsatzgrad gibt das Web-basierende Tool auch Antworten auf Fragen nach der Cloud-Fitness und der Nutzenbewertung von Cloud Computing. (pg)