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Cloud Computing auf dem Prüfstand

17.11.2011 von Stefan  Neitzel
Cloud Computing fasst langsam Fuß. Lesen Sie welche Dienste Unternehmen nachfragen und wie Sie Ihre Cloud-Lösung testen können.

Elf Prozent von 200 befragten mittelständischen Unternehmen mit 20 bis 2000 Mitarbeitern hatten in den vergangenen drei Monaten Cloud-Computing-Lösungen im Einsatz. Zu diesem Ergebnis kommt der "HP Cloud Index", der von HP Deutschland und techconsult erstellt wurde. Gleicht man die Ergebnisse techconsult-Studien der letzten neun Monate zum Thema Cloud-Einsatz in mittelständischen Firmen ab, lässt sich derzeit folgender Marktstatus feststellen:

Cloud Computing hat sich im deutschen Mittelstand bisher nur schwach etabliert und hinkt den Anbietererwartungen hinterher - der Einsatzgrad wird in den nächsten sechs Monaten jedoch um rund 40 Prozent ansteigen.

HP Cloud Index 2011
HP Cloud Index 2011
Cloud Computing fasst langsam Fuß. Zu diesem Ergebnis kommt der "HP Cloud Index", der von HP Deutschland und techconsult erstellt wurde.
HP Cloud Index 2011
Cloud Computing hat sich im deutschen Mittelstand bisher nur schwach etabliert und hinkt den Anbietererwartungen hinterher - der Einsatzgrad wird in den nächsten sechs Monaten jedoch um rund 40 Prozent ansteigen.
HP Cloud Index 2011
Obwohl Cloud Computing dem Großteil der Teilnehmer ein Begriff ist, haben sich 46 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen mit diesem IT-Modell noch nicht auseinandergesetzt. 20 Prozent der interviewten Firmen gaben an, sich oberflächlich mit Cloud Computing beschäftigt zu haben und planen kurz- oder mittelfristig die Nutzung derartiger Bezugsmodelle.
HP Cloud Index 2011
Cloud-Leistungen, so ergab die Befragung, wurden in den vergangenen drei Monaten zu über 40 Prozent in einem Private-Cloud-Modell bezogen beziehungsweise IT-Leistungen in Private-Cloud-Umgebungen überführt. Für die Zukunft tendieren allerdings viele Cloud-Nutzer zu einer hybriden Form.
HP Cloud Index 2011
Die befragten Unternehmen nutzen derzeit vor allem Software im Cloud-Modell (Software as a Service). Den Umfrageergebnissen zufolge wird sich SaaS auch weiterhin stark entwickeln. Obgleich auch hier Private-Cloud-Modelle bevorzugt werden, wecken Public-Cloud-Angebote zumindest Interesse. Von Nachteil ist jedoch, dass im Public-Cloud-Sektor SaaS-Verträge oft nicht flexibel gestaltbar sind. In der Regel laufen sie wie im klassischen Lizenzgeschäft über einen fest definierten Zeitraum.

Cloud Computing zur Kostenreduktion

Laut Stefan Neitzel, Research Analyst bei techconsult, hat die Etablierung von Instrumenten zur Virtualisierung und Automatisierung von IT-Prozessen in vielen mittelständischen Unternehmen bereits eine effizientere und flexiblere Nutzung der vorhandenen IT-Ressourcen ermöglicht. "Erschöpfen sich diese Effekte, ist Cloud Computing der nächste logische Schritt zur Kostenreduktion und Effizienzsteigerung. Voraussetzung ist allerdings das Auffüllen der in vielen Unternehmen noch vorhandenen Informationslücken zum Thema Cloud Computing", erklärt der Marktbeobachter die erwartete, steigende Nachfrage nach Diensten aus der Wolke.

CW-Webcast

„Mobilizing the Enterprise“ - Mobile Freiheit contra Sicherheit?

Unbestritten ist: Unternehmen müssen sich mobilisieren. Sind Mitarbeiter unterwegs von zeitkritischen Geschäftsabläufen abgeschnitten, ist diese Zeit unproduktiv. Immer mehr möchten zudem ihr vertrautes, privates Smartphone dienstlich nutzen. Und Tablet-PCs wecken auch im Unternehmen Interesse an neuen Geschäftspotenzialen. Mehr dazu im internationalen, englischsprachigen Video-Webcast von COMPUTERWOCHE und COMPUTERWORLD „Mobilizing the Enterprise“ – Mobile Freedom contra Security? Jetzt "on demand" abrufen!

Oberflächliches Wissen zum Thema Cloud

Foto: L.Vynogradova_Fotolia

Obwohl Cloud Computing dem Großteil der Teilnehmer ein Begriff ist, haben sich 46 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen mit diesem IT-Modell noch nicht auseinandergesetzt. 20 Prozent der interviewten Firmen gaben an, sich oberflächlich mit Cloud Computing beschäftigt zu haben und planen kurz- oder mittelfristig die Nutzung derartiger Bezugsmodelle. "Dies spricht deutlich für die Attraktivität des Modells auch für den Mittelstand. Der Stein muss nur ins Rollen gebracht werden", meint Neitzel.

Ulrich Seibold, Geschäftsbereichsleiter Vertriebspartner und Mittelstandskunden bei HP Deutschland sieht hier vor allem Potenzial für mittelständische IT-Dienstleister: "Den betreuenden Systemhäusern und IT-Partnern wird bei der Auflösung der Informationslücken und der Beratung der Unternehmen eine entscheidende Rolle zukommen." Diese Anbieter, so Seibold, seien für viele mittelständische Unternehmen die zentrale Anlaufstelle für die IT-Beschaffung, und ihre Empfehlungen hätten einen wesentlichen Einfluss auf die IT-Strategie im deutschen Mittelstand.

Private Cloud nimmt Sicherheitsängste

Cloud-Leistungen, so ergab die Befragung, wurden in den vergangenen drei Monaten zu über 40 Prozent in einem Private-Cloud-Modell bezogen beziehungsweise IT-Leistungen in Private-Cloud-Umgebungen überführt. Der Grund: Das Modell der Private Cloud zerstreut bei den Kunden häufig die mit Outsourcing verbundenen Sicherheits- und Kontrollverlustbedenken. Außerdem wird eine vereinfachte Einbindung in Legacy-Systeme erwartet.

Trend zu hybriden Cloud-Modellen

Für die Zukunft tendieren allerdings viele Cloud-Nutzer zu einer hybriden Form. Diese soll dazu beitragen, die eigenen Ressourcen mit den Vorteilen der Public Cloud kombinieren zu können. So verbleiben geschäftskritische Daten und Applikationen weiterhin im Unternehmen, können bei Bedarf aber durch die skalierbaren Public-Cloud-Dienste ergänzt werden, ohne dass sonst ungenutzte Infrastruktur vorgehalten werden muss.

Sind Sie schon bereit für eine Private Cloud?
Wahrscheinlich nicht!
Denn nach Schätzung von Forrester Research sind höchstens fünf Prozent der IT-Abteilungen wirklich in der Lage, Private-Cloud-Services anzubieten. Wie der Analyst James Straten in einem aktuellen Forrester-Report sagt, ist der IT-Betrieb "Cloud-ready", wenn er folgende Bedingungen erfüllt:
Punkt 1:
Es gibt standardisierte Prozesse für Auslieferung, Konfiguration und Verwaltung von virtuellen Maschinen.
Punkt 2:
Deployment und Management der virtuellen Maschinen laufen automatisiert und Tool-gestützt ab.
Punkt 3:
Die Endanwender können über Self-Services real auf die angebotenen Dienste zugreifen.
Punkt 4:
Alle Geschäftseinheiten sind bereit, dieselbe Infrastruktur zu nutzen.
Bevor sie in Richtung Private Cloud ziehen können, ...
müssen die IT-Abteilungen noch effizienter in Sachen Server-Virtualisierung werden. Die meisten von ihnen verfügen eben nicht über konsistente Abläufe, mit denen sich Inbetriebnahme, Nutzung und Eigentumsverhältnisse von virtuellen Maschinen im Auge behalten lassen. So kommt es dann zu "Virtual Machine Sprawl" - oder auf Deutsch ausgedrückt: Es wächst ein schwer durchschaubarer Dschungel von virtuellen Maschinen. Damit rückt der ökonomische Nutzen der Private Cloud in weite Ferne, so Forrester.
Darüber hinaus müssten die IT-Abteilungen lernen, ...
einen ganzen Pool von virtualisierten Servern zu managen. Bislang sind die meisten lediglich auf einzelne virtuelle Maschinen oder Workloads ausgerichtet, so der Forrester-Report.
Ist das Virtualisierungshaus erst mal errichtet, ...
... können die Unternehmen die Private Cloud ins Visier nehmen. Forrester empfiehlt hier die folgenden Schritte:
Schritt 1:
Fangen Sie mit nicht-kritischen Workloads an und beweisen Sie, dass es funktioniert.
Schritt 2:
Sobald eine Geschäftseinheit gewillt ist, in Cloud Computing zu investieren, errichten Sie dafür eine brandneue Umgebung.
Schritt 3:
Verschaffen Sie sich die Unterstützung des Topmanagements, am besten einen ausdrücklichen Auftrag, wonach die Business Units einen gemeinsamen Pool virtueller Resourcen nutzen müssen.
Schritt 4:
Weisen Sie die Vorteile nach - dramatisch schnellere Inbetriebnahme und deutlich geringere Kosten.
Schritt 5:
Integrieren Sie Public Clouds als Ergänzung zur internen Cloud.

Software as a Service als Treiber

Foto: (c) arrow - Fotolia.com

Die befragten Unternehmen nutzen derzeit vor allem Software im Cloud-Modell (Software as a Service). Den Umfrageergebnissen zufolge wird sich SaaS auch weiterhin stark entwickeln. Obgleich auch hier Private-Cloud-Modelle bevorzugt werden, wecken Public-Cloud-Angebote zumindest Interesse. Von Nachteil ist jedoch, dass im Public-Cloud-Sektor SaaS-Verträge oft nicht flexibel gestaltbar sind. In der Regel laufen sie wie im klassischen Lizenzgeschäft über einen fest definierten Zeitraum.

SaaS-Anbieter beharren auf Lizenzgeschäft

"Es bleibt abzuwarten, wie lange SaaS-Anbieter auf diesem Relikt aus dem klassischen Lizenzgeschäft beharren können. Das Versprechen der permanenten Skalierbarkeit erfüllt sich für die Anwender in diesen Fällen nicht", kritisiert Analyst Neitzel.

Zu den bevorzugten Cloud-Services zählen stark standardisierte Anwendungen wie zum Beispiel Collaboration-, Security- oder Finanzbuchhaltungs-Lösungen. Besonders auffällig ist der prognostizierte Einsatz von Office- und E-Mail-Lösungen: Cloud-Angebote wie Office 365 oder LotusLive scheinen im Mittelstand auf fruchtbaren Boden zu fallen.

Flexibler Einsatz von Infrastrukturdiensten

Im Vergleich zu den Software-Services werden Infrastruktur-Services (IaaS) im Mittelstand weitaus flexibler genutzt. Hier erfüllen sich für die Anwender bereits die Flexibilitäts- und Skalierbarkeitsversprechen des Cloud Computing. Das heißt, die Geschäftsprozesse werden punktgenau genutzt und bei Bedarf mit Servern, Rechenleistung und Speicherplatz unterstützt. Die Mehrzahl der IaaS-Nutzer setzt dabei auf externe Dienstleister - neben der Public Cloud auch auf von den Providern betreute Private Clouds.

Platform-Services finden wenig Interesse

Der Laufzeit- und Entwicklungsdienst Platform as a Service (PaaS) spielt dagegen bei den befragten Anwenderunternehmen so gut wie keine Rolle. Mit Ausnahme von einzelnen Unternehmen, die auf Middleware- und Datenbankkomponenten setzen, sind derzeit für diese Unternehmen meist keine Vorteile in Platform-Services erkennbar.

Softwareplattformen aus der Cloud
Softwareplattformen aus der Cloud
Platform as a Service (PaaS) erlaubt es, Anwendungen direkt in der Cloud zu betreiben. Was bieten die Dienste von Amazon, Google und Co. in der Praxis?
Google App Engine
Google App Engine - Nachteile:
o Wesentliche Einschränkungen gegenüber dem üblichen Java-Programmiermodell <br> o Zur Zeit keine relationale Datenbank verfügbar <br> o Durch die Einschränkungen ergeben sich Abhängigkeiten in der Anwendung (Lock In)<br> o Keine Eingriffsmöglichkeiten oder Tuningmöglichkeiten auf Ebene des Web Servers oder Betriebssystems
Google App Engine - Vorteile:
o Automatische Skalierung der Anwendung <br> o Lange am Markt, bewährt
Amazon Beanstalk
Amazon Beanstalk - Nachteile:
o Zur Zeit noch in Beta und nur in US-East verfügbar <br> o Grobgranulare Skalierung durch zusätzliche Rechner
Amazon Beanstalk - Vorteile:
o Bewährte Cloud-Infrastruktur als Basis<br> o Übliches Enterprise-Java-Programmiermodell (Tomcat Web Server/ relationale Datenbank)<br> o Daher geringe Lock-In-Gefahr auf Code-Ebene<br> o Zahlreiche weitere Services (RDS, SimpleDB, Payment ...)
Cloud Bees
Cloud Bees - Nachteile
o RUN@Cloud zur Zeit noch in Beta-Phase<br> o Kein echtes Skalierungskonzept<br> o Keine SLAs<br> o Datenbank-Lösung eher rudimentär<br> o Tomcat-Installation kaum anpassbar
Cloud Bees - Vorteile:
o Attraktiv für Entwickler wegen Continuous Integration und Repository Server<br> o RUN@Cloud kostenlos<br> o EC2-Infrastruktur, daher leicht mit Amazon-Angeboten kombinierbar
VMware Cloud Foundry
VMware Cloud Foundry - Nachteile:
o Zurzeit noch in Beta-Phase<br> o Benötigt Framework-Integration<br> o Public-Cloud-Infrastruktur im Moment nur in den USA
VMware Cloud Foundry - Vorteile:
o Offene Plattform<br> o Open-Source-Lizenz<br> o Services-Konzept<br> o Flexibilität: Nutzung auf Amazon EC2 und lokal möglich, Private Cloud denkbar

Cloud User Check

Auf Basis der aktuellen Ergebnisse stellen techconsult und HP den Cloud User Check www.it-cloud-index.de zur Verfügung. Sowohl für erfahrene Cloud-Nutzer als auch für Neulinge bietet das Online Tool die Möglichkeit, die eigene Cloud-Position mit Unternehmen der eigenen Branche und Größenordnung zu vergleichen. Neben dem Cloud-Einsatzgrad gibt das Web-basierende Tool auch Antworten auf Fragen nach der Cloud-Fitness und der Nutzenbewertung von Cloud Computing. (pg)