Desktop-Virtualisierung

Citrix XenDesktop 4 - ein Blick unter die Haube

12.04.2010 von Johann Baumeister
Mit neuen Tools und Konzepten wird Desktop-Virtualisierung für Unternehmen immer interessanter. Wir erklären die Architektur und Betriebsmodelle des runderneuerten XenDesktop 4 von Citrix.

Mit Techniken zur Desktop-Virtualisierung können Unternehmen Arbeitsumgebungen von Anwendern einfacher bereitstellen. Unter dem Schlagwort Desktop-Virtualisierung fassen IT-Hersteller indes oft verschiedene IT-Betriebsmodelle zusammen (siehe auch: Die wichtigsten VDI-Systeme).

Citrix beispielsweise verbindet mit XenDesktop unterschiedliche Varianten, wie sich Client-Umgebungen zur Verfügung stellen lassen. Die Grenzen zwischen diesen Konzepten sind fließend. Deshalb sollen hier zunächst die unterschiedlichen Modelle erläutert werden.

Virtualisierung von Applikationen

Beim Konzept der Applikations-Virtualisierung werden die Anwendungen nicht mehr fest auf den Client-Rechnern eingerichtet, sondern je nach Anforderung geladen. Man spricht hier auch vom Streaming der Applikationen. Das darf aber nicht mit dem Streaming von Desktops verwechselt werden. Bei der Applikationsvirtualisierung sind diese vorher auf einem zentralen Server zu Paketen zu schnüren. Der Benutzer erhält dann Links auf seinem Desktop zu diesen Paketen. Damit der Benutzer diese Applikation starten kann, muss er folglich eine Verbindung zum zentralen Server besitzen.

Für Notebooks gilt dies jedoch nicht immer. Um auch mobile Geräte mittels Applikations-Virtualisierung zu unterstützen, haben die Hersteller die Konzepte erweitert. Nunmehr lassen sich die gestreamten Anwendungen auf der Client-Seite auch zwischenpuffern und für spätere Aufrufe vorhalten. Zu den Anbietern in diesem Segment zählen etwa Microsoft mit App-V, Landesk und dessen Application Virtualization sowie Altiris mit der Software Virtualization Solution. Citrix hat eine vergleichbare Funktion in XenApp integriert. Auch hier werden die Applikationen zur Laufzeit von XenApp auf die Clients übertragen.

Präsentations-Virtualisierung zentralisiert Rechenleistung

Bei der Präsentations-Virtualisierung (Presentation Virtualization) haben sich vor allem Citrix und dessen Presentation Server einen Namen gemacht. Presentation Server wurde mit der Übernahme von Xen in XenApp umbenannt. Es fußt auf den Grundlagen der Terminal Services von Microsoft, die heute Remote Desktop Services heißen. Bei der Präsentationsvirtualisierung entfällt die Softwareverteilung im klassischen Sinne. Stattdessen muss der Administrator den Benutzern lediglich die Applikation zuweisen.

Universell: Die Architektur von XenDesktop lässt unterschiedliche Endgeräte zu.

Citrix verknüpft heute die Techniken der Präsentationsvirtualisierung mit denen der Desktop-Virtualisierung. Ausgeführt werden die Applikationen dann aber ausschließlich auf dem zentralen Server, dem XenApp-Server oder dem Windows Server 2008 mit Remote Desktop Services. Das unterscheidet sie wiederum von der Applikationsvirtualisierung, denn bei dieser werden die Anwendungen auf dem Client-Gerät ausgeführt. Bei der Präsentationsvirtualisierung laufen die Programme auf dem zentralen Server. Der Benutzer erhält lediglich die Bildschimausgaben übermittelt. Seine Mausaktionen und Tastatureingaben werden wieder auf den zentralen Server zurückübertragen.

Der größte Vorteil der Präsentationsvirtualisierung ist die vereinfachte, weil zentrale, Verwaltung von Benutzerapplikationen. Der Nachteil der zentralisierten Verfahren besteht im Zwang der permanenten Netzwerkanbindung des Desktops zu seinem Server – ohne diese ist kein Betrieb möglich. Da aber die Clients oftmals ohnehin eine Verbindung zu den Daten oder zu weiteren zentralisierten Anwendungen im Netz benötigen, gilt diese meist generell.

Desktop-Virtualisierung bietet mehr Möglichkeiten

Beim Modell der klassischen Desktop-Virtualisierung wird der komplette Desktop eines Benutzers zentral vorgehalten. Der Terminus „klassische“ Desktop-Virtualisierung wird deswegen gewählt, weil diese Modell derzeit einer regen Änderung und Anpassung unterliegt. Die Desktop-Virtualisierung zentralisiert also wie die Präsentationsvirtualisierung die Last auf dem Server. Sie geht aber weit darüber hinaus: Bei der Desktop-Virtualisierung erhält der Benutzer einen eigenen Rechner zugewiesen; dieser wird auf einem x86-Rechner im Data Center ausgeführt.

Dieser x86-Rechner ist gewissermaßen die Ausführinstanz, die den Benutzer-Desktop abbildet. Dabei werden unterschiedliche Modelle unterstützt.

Individueller und Shared-Desktop

Neben dieser Trennung der Desktops nach der Ausführumgebung wird auch nach weiteren Kriterien unterschieden

Variantenreich: Citrix unterscheidet nach sechs unterschiedlichen Betriebsmodellen für die Benutzerarbeitsplätze.

Die oben erwähnten Varianten stellen die prinzipiellen Möglichkeiten der Bereitstellung von Benutzerarbeitsplätzen und Anwendungen dar. Citrix wählt in seinen Darstellungen eine etwas andere Form und unterscheidet nach sechs Modellen. Dabei wird nach Client-seitiger Ausführung und nach der Ausführung der Anwendung auf der Serverseite unterscheiden. Diese Modelle von Citrix decken sich aber mit der oben beschriebenen Trennung. Bei den „virtuellen Applikationen“ in der Citrix-Darstellung handelt es sich um eine Form der Applikationsvirtualisierung, wie sie oben erläutert wurde.

Fazit

Die Virtualisierung der Benutzerarbeitsplätze bricht mit einer mehr als 20-jährigen Tradition der PCs und ihrer lokalen Betriebssysteme und Anwendungen. Die Verwaltung der Benutzergeräte einer verteilten IT-Infrastruktur wird damit einfacher. Dafür erhöht sich aber der Verwaltungsaufwand in der Zentrale. Allein die oben dargestellten Modelle zeigen, dass dies nicht ohne konzeptionelle Vorarbeit und Planung erfolgen sollte. Bei größeren Mengen an Benutzergeräten wird das Prinzip aber durchaus Punkte sammeln können. (wh)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation TecChannel.de