Network Hardware Resale

CIOs lassen Einsparpotenziale durch längere Hardwarezyklen ungenutzt

11.07.2013 von Manfred Bremmer
Trotz klammer Budgets und anhaltendem Kostendruck geben IT-Verantwortliche laut Network Hardware Resale (NHR) unnötig viel Geld für die Wartung und die frühzeitige Erneuerung ihrer IT-Infrastruktur aus. Studien von Forrester und Gartner bestätigen dies.
NHR wirbt für seine gebrauchte Netzhardware mit erheblichen Einsparungen.
Foto: Cisco, Extreme, Juniper

Zwar habe es früher geheißen ‚Du kannst nicht gefeuert werden, nur weil Du IBM gekauft hast‘, holt Glenn Fassett, General Manager International Operations bei Network Hardware Resale, aus. Mittlerweile verlören CIOs aber sehr wohl ihren Job, weil sie die Kosten nicht in den Griff bekommen, berichtet er. Eine von dem Anbieter von gebrauchter Netzhardware bei Forrester Research in Auftrag gegebene Studie mit dem Titel: "Challenging the status quo on maintenance contracts and refresh cycles to lower costs" (PDF) verdeutlicht die Misere, in der viele CIOs aktuell stecken. Von den 304 befragten IT-Entscheidern in mittleren und großen Unternehmen (34 davon aus Deutschland) sehen sich mehr als 80 Prozent mit der Vorgabe konfrontiert, die IT-Kosten zu senken - um generell zu sparen oder Geld für innovative Produkte und Services freizumachen.

Trotz dieser Budgetnöte, so ergab die Studie weiter, vergäben jedoch ähnlich viele IT-Entscheider Einsparungsmöglichkeiten, weil sie ihr Netzwerk-Equipment alle ein bis fünf Jahre und damit oft vorzeitig auswechseln. Der Grund: Drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie sich dabei an die vom Anbieter empfohlenen Durchschnittswerten für die Branche orientierten, unabhängig davon ob die Komponenten noch funktionierten.

Unterstützend hinzu kommt laut Forrester-Umfrage der mehr oder weniger sanfte Druck der Hersteller über Wartungsverträge, beziehungsweise deren Einstellung zum vorgegebenen End-of-Life der Produkte. 88 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ihre noch funktionierenden Netzwerkgeräte behalten hätten, wenn weiterhin Unterstützung der Anbieter verfügbar gewesen wäre. Dass es möglich sei, anstelle der kostspieligen Wartung durch den Hersteller auch Third-Party-Support ohne End-of-Life zu beziehen, ist dagegen nur wenigen bewusst. Das verschenkte Einsparpotenzial ist laut Forrester nicht zu unterschätzen, entfallen doch 40 Prozent der IT-Kosten auf die Infrastruktur. 10 bis 12 Prozent der Hardwarekosten pro Jahr würden für Wartung ausgegeben. Dabei seien sich nur wenige Firmen der bestehenden Möglichkeiten bewusst, während 80 Prozent der Umfrageteilnehmer angaben, dass sie den günstigeren Wartungsservice eines Drittanbieters nutzen würden.

Die meisten Unternehmen folgen bei Austauschzyklen den Vorgaben der Hersteller.
Foto: Forrester

Der Markt will Einsparungen, der Markt will Alternativen, aber ist sich nicht bewusst, dass es sie gibt, fasst NHL-Manager Fassett die Studienergebnisse zusammen. Bei Wartung würden nicht verschiedene Anbieter verglichen, es gebe keine Ausschreibungen, selbst wenn man dabei bis zu 50 Prozent sparen könne.

NHR-Manager Fassett, der über seine Company Ersatz in Form von generalüberholter Hardware für Netzinfrastruktur und Rechenzentren sowie Wartungsservices anbietet, räumt ein, dass man sich wegen der stattgefundenen Innovationen in bestimmten Bereichen nicht komplett gegen die Erneuerung sperren sollte. Ebenso empfähle es sich, Teile der Infrastruktur auch weiterhin von OEM warten zu lassen. Man sollte aber nicht für Wartungs-Features zahlen, die es nicht gibt. Viele Software-Updates gebe es laut Fassett kostenlos oder sie würden überhaupt nicht mehr angeboten. Was wiederum den Austausch anbelangt, gebe es Bereiche, insbesondere im Edge und Access, wo über die Jahre nicht viel Innovation stattgefunden habe. Laut NHR habe sich etwa beim Desktop-Switching wenig verändert, dennoch fielen hohe Kosten durch Austausch und Wartung an. Neben Kunden, die Einsparungen wünschen, gebe es auch solche, die nicht gleich wieder upgraden wollen, erklärt der Manager. Alles läuft, ist eingerichtet, aber der Hersteller bietet keinen Support mehr…

End-of-Life vs. Usable Time of Life

Als Paradebeispiel dafür, dass auch Hersteller selbst von einer deutlich höheren Lebensdauer ihrer Produkte ausgehen, führt Fassett die Cisco 3700 Series an. Cisco selbst gebe für die Access Router zwischen 21 bis 33 Jahr durchschnittliche Laufzeit ohne Fehler (MTBF) an. Und auch das Argument, dass manche Produkte schon bald eine veraltete Technik aufwiesen, lässt der Netzwerkexperte nur bedingt gelten. Cisco etwa habe schon immer Produkte mit Blick auf die Zukunft hergestellt – etwa schon früh IPv6-fähiges Equipment herausgebracht, so Fassett.

Unterstützung erhält NHR auch von Gartner. In der unabhängigen Studie “Know When It's Time to Replace Enterprise Network Equipment” von August 2012 sprechen die Analysten von vier Faktoren, um die sinnvolle Lebensspanne von Netzwerkausrüstung festzulegen:

Gartner empfiehlt in diesem Zusammenhang, dass man Netzwerk-Equipment nur dann upgraden oder ersetzen sollte, wenn die Risiken im fortlaufenden Betrieb nicht mehr akzeptabel werden oder signifikant neue technische Anforderungen auftreten. Gleichzeitig sollte man aber jede größere Produktkategorie betrachten und die Ankündigungen von verschiedenen Herstellern zum Verkaufsstopp analysieren, um die damit verbundenen Risiken zu erkennen und einen Migrationsplan zu entwickeln. Grundsätzlich spricht sich Gartner aber dagegen aus, sich an die vorgegebenen Upgrade-Zyklen zu klammern, da die Anforderungen durch das Geschäft, die Anwendungen und Technik die sinnvolle Lebensdauer positiv oder negativ beeinflussen könnten.

Gartners Empfehlungen, wie lange man welches Netzequipment einsetzen kann.
Foto: Gartner

Oft lohne es sich daher, bei den Hardware- und Supportkosten einige Jahre zu sparen und dann alles in einem Zug zu erneuern, resümiert Fassett.