Siemens Gamesa Renewable Energy

CIO Alan Feeley setzt auf Greenfield-Approach

06.11.2023 von Redaktion CIO
Alan Feeley denkt groß: Nach der Fusion von vier Unternehmen zu Siemens Gamesa Renewable Energy baute der CIO die IT-Landschaft komplett neu auf.
  • CIO des Jahres 2023
  • Finalist, Kategorie Großunternehmen
Alan Feeley ist nicht nur CIO, sondern auch Chief Security Officer bei Siemens Gamesa Renewable Energy.
Foto: Privat

Alan Feeley hat schon viele Fusionen und Trennungen erlebt. Der CIO gehört zum IT-Urgestein bei Siemens. Er hat unter anderem sieben Jahre seines Lebens bei der Siemens AG verbracht, um das SAP-Projekt Spiridon auf Spur zu bringen. Er hat mit vielen Group-CIOs zusammengearbeitet, bis hin zu Friedrich Fröschl, dem Konzern-CIO kurz nach der Jahrtausend-Wende. Er kennt noch BS2000, das Siemens Betriebssystem des letzten Jahrtausends. Er hat bei Nixdorf in Paderborn angefangen: "Ich war dabei, als Nixdorf Siemens gekauft hat", erzählt der Ire augenzwinkernd. Kurz: Feeley kennt den Konzern.

Ein Megawatt hat neun Nullen.

Windradbauer drücken darin die Nennleistung ihrer Anlagen aus, also das, was die Kunden an Strom bei einer steifen Brise erwarten dürfen. Auf 15 MW kommt die neue "SG 14-236 DD" von Siemens. Das ist ungefähr das fünfzehnfache eines Windrads, das die rot-grüne Regierung zur Jahrtausendwende mit Rückenwind durch das EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) angeschoben hat.

"115 Meter Länge hat ein Rotorblatt dieser Monster", sagt Feeley. "Die können Sie nur noch im Meer aufbauen." - Feeley denkt groß. Vielleicht rührt daher sein Greenfield-Approach mit dem er die IT von Siemens Gamesa Renewables von Anfang an (2017) führt.

Harte Effizienzziele

Dabei mussten genau genommen vier alte Unternehmen zusammengeführt werden: Siemens Windpower, Gamesa Corporation, Adwen und etwas später Senvion. Keine einzige dieser Firmen hatte eine IT, die für das neue, größere Unternehmen skalierbar war. Darüber hinaus bekam Feeley härtere Effizienzziele gesetzt: 2017 lag der Anteil des IT-Budgets am Umsatz noch über zwei Prozent, und der Ausstieg aus dem bisherigen IT-Setup der Siemens AG bis Oktober 2021 war beschlossene Sache. "Vor diesem Hintergrund war von Anfang an klar, dass eine Migration auf eine der bestehenden Legacy-Umgebungen nicht möglich ist", sagt Feeley.

Einige Millionen Euro hat der CIO für den Aufbau der neuen IT-Landschaft bekommen. Einige hundert Mitarbeiter arbeiten seit 2018 daran, davon die Hälfte von Feeleys internem IT-Team. Fertig ausgerollt wird das Projekt erst 2024 sein, aber Feeley ist sich jetzt schon sicher, dass er in Zeit und Budget bleiben wird.

Siemens Gamesa Renewable Energy ist ein international tätiger Hersteller von Windkraftanlagen.
Foto: Siemens Gamesa Renewable Energy

Schließlich habe das Team ja schon die Feuertaufe bestanden: Ein Jahr nach Projektstart kam Corona. Mitten in der Transformation - und den damit verbundenen Überzeugungsprozessen - drohten die Lockdowns, das ganze Projekt zu zerstören. "Zusammen mit Infosys haben wir den gesamten Ansatz noch mal geändert", erzählt Feeley: "Mit einer Mischung aus Remote Work und der Unterstützung durch lokale Teams haben wir dann weitergemacht - und dabei vermieden, die Mitarbeiter durch die Regionen und 22 großen Produktionsstätten reisen zu lassen".

92 Prozent Zielerreichung schon jetzt

13 alte ERP-Systeme sind bereits verschwunden. 1300 Applikationen sind auf 200 Kern-Systeme zusammengeschrumpft: "92 Prozent unserer Ziele haben wir jetzt schon erreicht", sagt der CIO. Und die restlichen acht Prozent in einzelnen Lokationen werde man auch noch schaffen. SAP sieht das ähnlich und hat schon mal einen ihrer Innovation Awards an Siemens Gamesa vergeben.

Die Top-CIOs der deutschen Energiebranche
Martin Hölz
Ab 1. April 2020 wird Martin Hölz CIO der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) mit Sitz in Karlsruhe. Er löst Frank Krickel ab, der seit Juni 2017 die Position des Leiter der Funktionaleinheit Informationstechnologie (C-TI) innehatte und das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt.
Damian Bunyan
Damian Bunyan ist seit Januar 2016 CIO der E.ON-Abspaltung Uniper in Düsseldorf. In dem Unternehmen werden die E.ON-Bereiche konventionelle Stromerzeugung, Energiehandel und Exploration & Produktion gebündelt. Von 2006 bis 2013 war Bunyan Mitglied der Geschäftsführung des E.on Business Services.
Philip Lübcke
Philip Lübcke ist seit September 2019 Geschäftsbereichsleiter IT der TEAG Thüringer Energie. Er berichtet an den Vorstand Personal und IT Wolfgang Rampf. Zuvor war Lübcke sechseinhalb Jahre lang CIO der Frankfurter Mainova AG. Insgesamt brint er 15 Jahre Erfahrung aus der Energiebranche mit.
Sebastian Weber
Seit 1. Juli verantwortet Sebastian Weber als CTO bei Eon den IT-Betrieb. Er soll auch die digitalen Plattformen des Konzerns ausbauen. Zudem hat er gemeinsam mit Christopher d'Arcy in einer Doppelspitze die Geschäftsführung der IT-Tochter Eon Digital Technology GmbH übernommen. Beide berichten direkt an Digitalvorständin Victoria Ossadnik.
Jan-Wilm Buschkamp
Jan-Wilm Buschkamp ist seit August 2019 Bereichsleiter IT der Mainova AG. Seitdem hat das Team um den CIO mit „hybrIT2023“ ein IT-Transformationsprogramm erarbeitet, um den Frankfurter Energieversorger zukunftsfähig zu machen. Ziel des Programms ist es unter anderem, mehr Wert zu generieren, das Unternehmen lean und agil aufzustellen sowie Prozesse end-to-end zu gestalten.
Oliver Herzog
Zum 1. September 2023 übernimmt Oliver Herzog den CIO-Posten bei der Thüga. Seine Vorgängerin Annette Suckert scheidet altersbedingt aus dem Unternehmen aus.
Thorsten Steiling
Thorsten Steiling ist seit Februar 2019 CIO Oerlikon Group & Managing Director Oerlikon IT Solutions AG. Er berichtet an Boris von Bieberstein, Head of Group Business Services. Zuvor war Steiling von September 2017 bis Januar 2019 CIO/Head of Corporate IT beim Automobilzulieferer Veritas AG in Gelnhausen.
Marcus Schaper
Marcus Schaper ist CIO bei der neuen RWE-Tochter Innogy. Er kommt von der Mutter RWE. Er war zuvor Head of IT bei der RWE Supply & Trading. Schaper hat an der WWU Münster Wirtschaftsinformatik studiert und war seit dem Jahr 2000 bei McKinsey. Zu RWE kam er im April 2010. Bis zum Börsengang der neuen RWE-Tochter fungierte Schaper als CIO für beide Konzernteile, seitdem ist er CIO der neuen Tochtergesellschaft. Übergreifende IT-Aufgaben in der RWE AG werden derzeit von Winfried Bröring wahrgenommen.
Jan Leitermann
Seit Juni 2017 ist Jan Leitermann Group CIO beim österreichischen Öl- und Erdgaskonzern OMV in Wien. Leitermann war zuvor Managing Director und Board Member beim Beratungsunternehmen Accenture AG Schweiz.
Jürgen Skirde
Jürgen Skirde ist CIO der RAG. Gleichzeitig hat er die operativ ausgerichtete Funktion des IT-Leiters inne. Im Konzern arbeitet der Diplom-Ingenieur schon seit 1985 - zunächst zehn Jahre auf Bergwerken, seither im IT-Management. Unter anderem leitete er SAP-Einführungsprojekte, von 2004 bis 2011 war er für die Infrastruktur verantwortlich.
Jan-Hendrik Semkat
Seit November 2017 ist Jan-Hendrik Semkat neuer Bereichsleiter Innovations- & IT-Management bei Natgas. Der gebürtige Oldenburger war mehrere Jahre in den Bereichen Softwareentwicklung, Projektmanagement und Beratung in der Energiewirtschaft tätig. Zuletzt war er Geschäftsführer der SIV Utility Services.
Jörg Ochs
Jörg Ochs (51) hat am 2. September die Leitung der Informationstechnologie der Stadtwerke München (SWM) übernommen. Er berichtet an den technischen Geschäftsführer der SWM Helge-Uve Braun. Ochs ist bereits seit 2017 Geschäftsführer der SWM Infrastruktur GmbH, der SWM Infrastruktur Region GmbH und der RegioNetzMünchen GmbH. Insgesamt ist er bei der SWM seit 2003 beschäftigt, unter anderem als Senior-Manager IT-Security, Leiter IT-Security und Datacenter/Infrastruktur und als Leiter Telekommunikation bei der SWM Services GmbH.
Michael Seiferth
Im Oktober 2021 hat Michael Seiferth die Geschäftsführung der N-Ergie IT übernommen. Vorgänger Klaus Vogl hat das Unternehmen verlassen.

SAP kann überhaupt sehr zufrieden mit Siemens Gamesa sein. Fast alle SAP S/4 HANA Module haben die Windbauer im Einsatz (SAP Ariba, SAP FSM, SAP Treasury, GRC & BPC). Feeley ist aber auch glücklich, weil er gute Verträge vor allem für Ariba und FSM abschließen konnte: "Da hatten wir einfach Glück mit dem Timing. SAP hat gerade nach guten Anwendungsfällen gesucht."

Microsoft ist ebenfalls zufrieden mit der Azure-Nutzung. "Die waren nur etwas sauer, weil wir ein bisschen weiniger on-premise behalten haben", sagt Feeley. Weiterhin ist an Software im Einsatz: Salesforce, Workday, Teamcenter, ServiceNow and Primavera, um nur die wichtigsten Produkte aufzuzählen. Infosys, TCS und Siemens Digital Industries nennt Feeley als größte Dienstleister. Einzelne Berater von Atos seien noch im Haus, aber keine größeren Atos Services.

Finalist beim CIO des Jahres 2023

Die Jury vom CIO des Jahres hat beeindruckt, mit welcher Gradlinigkeit Feeley seinen Greenfield-Approach durchgezogen hat und dass Siemens Gamesa jetzt nur noch einen geringen Bruchteil vom Umsatz für IT ausgibt.

Letzteres findet natürlich auch der Vorstand überzeugend. "Dadurch haben wir Respekt und Stabilität erworben", kommentiert Feeley. "Die Möglichkeiten einer stärkeren Automatisierung durch IT stellt hier keiner in Frage." Rund 60 Prozent vom IT-Budget fließen in Operations, 40 Prozent sollen auch weiter in die Projekte fließen.

Ist Greenfield besser?

Abschließende Frage an den CIO, ob der Greenfield-Approach grundsätzlich die bessere Lösung ist? (Alte und langsam gewachsene IT kann ja auch Wettbewerbsvorteile bringen.) Dazu mag Feeley kein Urteil abgeben: "Ich kann auch nicht sagen, ob es Genie oder Glück war, dass wir bei Siemens Gamesa mit Greenfield Erfolg hatten. Ich kann aber sagen: Es braucht einen starken Willen, um Veränderung zu probieren. Und Change zu akzeptieren, erlaubt auf lange Sicht die schnellere Anpassung." (kf)

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