Selbständig in zehn Schritten

Checkliste für Existenzgründer

12.01.2011 von Peter Brenner
Der Start in die Selbständigkeit ist für Informatiker ein mutiger Schritt. Existenzgründer-Berater Peter Brenner hat eine Checkliste erstellt, damit es nicht zu einem Fehlstart kommt.

Es lohnt sich, sich vor der Existenzgründung einige Gedanken zu machen. Welche, verrät Peter Brenner, Informatiker und Existenzgründungsberater:

1. Schritt: Geschäftsidee entwickeln

Dabei sollte sich der IT-Freiberufler folgenden Fragen stellen:

Was Unternehmen von Freiberuflern erwarten
Freiberufler Roundtable 2010
Über die Zukunftsaussichten von Freiberuflern diskutierten die Auftraggeber (von links): Jutta Rößner (Datev), Armin Barbalata (Mindmatics), Stefan Korsch (Weltbild), Herbert Wittemer (msg Systems), Rainer Göttmann (Metafinanz). Bildquelle: Joachim Wendler
Herbert Wittemer, Personalchef, msg systems
"Der Kunde schickt Freelancer verstärkt zu Beratungshäusern. Diese reichen sie weiter an Agenturen, von denen die Beratungshäuser die Externen zurückkaufen. Die Zeche zahlt der Freelancer mit niedrigeren Stundensätzen." Bildquelle: Joachim Wendler
Rainer Göttmann, CEO, Metafinanz
"Der Freiberufler muss sich dem Stil des Unternehmens und der Branche anpassen." In der Finanzwelt seien der richtige Stil und die Haltung sehr wichtig. Die entsprechende Denkweise sei umso entscheidender, als nicht alle Kunden mit dem Einsatz von Freelancern einverstanden seien. Bildquelle: Joachim Wendler
Jutta Rößner, Abteilungsleiterin in der IT, Datev
"Wir holen uns durch Externe das neueste technische Wissen ins Haus." Bildquelle: Joachim Wendler
Stefan Korsch, Leiter E-Commerce, Weltbild
"Durch die Einsätze in diversen Projekten bringen die Externen neue Ansätze und Methoden mit in das Unternehmen. Davon wiederum profitieren die eigenen Mitarbeiter."
Armin Barbalata, CTO, Mindmatics
"Die fachliche Eignung der Freiberufler hat für uns oberste Priorität. Wir stellen hohe Anforderungen und zahlen auch hohe Stundensätze." Bildquelle: Joachim Wendler

2. Schritt: Persönliche Rahmenbedingungen ermitteln

Wichtig für die Umsetzung einer Geschäftsidee ist deren Bewertung, die Feststellung der eigenen fachlichen Eignung und die Selbsteinschätzung des Gründers. Hier einige Anregungen:

3. Schritt: Business-Plan erstellen

Ein solcher Plan gibt dem Gründungsvorhaben ein Fundament. Fürs Erste genügt eine Einnahmen-/ Ausgabenrechnung, um die Wirtschaftlichkeit der geplanten Unternehmung zu ermitteln.

4. Schritt: Fördermittel ausloten

Verschiedene Möglichkeiten einer staatlichen Förderung sind gegeben:

5. Schritt: Marketing-Unterlagen erstellen

Einige grundsätzliche Festlegungen sind zu treffen, um danach die Außendarstellung des Gründers zu modellieren. Diese Basisdefinitionen sind nicht für alle Berater eine Selbstverständlichkeit, aber unabdingbar für einen erfolgreichen Marktauftritt: aussagekräftiges Beraterprofil, Honorarfindung, Einsatzgebiet, Direktaufträge und / oder Subunternehmerschaft, Internet-Auftritt, Briefbogen, Visitenkarten, Firmenlogo.

6. Schritt: Anmeldung bei den Behörden

Die Anmeldung beim Finanzamt steht an und die Angaben im sogenannten Betriebserfassungsbogen sind sehr genau zu überdenken. Eine Ab- oder Anmeldung bei der Deutschen Rentenversicherung Bund ist nicht erforderlich. Wird der Freiberuflerstatus angestrebt, ist die Anmeldung eines Gewerbes kontraproduktiv.

Sonst drohen zusätzlich zur Gewerbesteuer, Beiträge bei der IHK und Berufsgenossenschaft, doppelte Buchführung und Bilanzierungspflicht. Die Deutsche Rentenversicherung Bund prüft in der Regel per Fragebogen, ob ein Berater rentenversicherungspflichtig ist. Bei negativem Ausgang sind maximal Beiträge für vier Jahre in Höhe von rund 24.000 Euro zu entrichten.

7. Schritt: Ausbau des Netzwerkes

Es reicht nicht, sich auf den vielen Plattformen des Internets einzutragen. Das ist eine Aktion, die selbstverständlich sein sollte. Wichtiger ist, Kontakte aus der Vergangenheit aufzufrischen, Präsenz auf Kongressen, Messen, Tagungen zu zeigen und auf sich aufmerksam zu machen oder auch Mitglied in einem Berufsverband werden. Haben Sie eine Idee für einen Buchtitel, den Sie selbst oder mit anderen umsetzen?

8. Schritt: Direktaufträge anvisieren

Vermittler reduzieren den Stundensatz eines Beraters um ein- bis sogar zweistellige Prozentsätze. Trotzdem wählen die meisten Informatiker diese Zusammenarbeit, auch um Akquisition zu vermeiden.

Empfehlung: Ermitteln Sie Ihre Zielgruppe und Ansprechpartner. Dabei helfen unter anderem Verzeichnisse über die Tätigkeitsschwerpunkte von möglichen Kooperationspartnern sowie Klienten und den dort zuständigen Kontaktpersonen. Diese Informationen erleichtern die eigene Akquise.

9. Schritt: Wissen ständig aktualisieren

Die ständige Aktualisierung des Wissens und der Kompetenzen ist eine Pflichtaufgabe für jeden Berater. Projektdruck und die wenige zu nutzende Freizeit verhindern dieses Vorhaben häufig. Neue Technologien und Fortbildungsmöglichkeiten erleichtern die Erfüllung dieser Herausforderung trotz hoher zeitlicher Belastung. Mit Mailing-Aktionen, News auf der Homepage und Beiträge in verschiedenen Foren zeigen Sie, dass Sie mit Ihrem Wissen am Puls der Zeit sind. Gleiches gilt für zwischenzeitlich gesammelte Erfahrung in Projekten.

10. Schritt: Optimierungsmaßnahmen angehen

Jetzt gilt es die bisherige Beratungskompetenz fortzuentwickeln, etwa vom Softwareentwickler zum Projektleiter. Dafür geeignet sind zum Beispiel Qualifizierungsmaßnahmen, Zertifizierungen, Online-Schulungen, Selbststudium.

Zum Schluss ein letzter Hinweis: Immer häufiger finden auch bei einem Einzelunternehmer Betriebsprüfungen statt. Diese gilt es vorzubereiten - durch genaue Prüfung der Begrifflichkeiten auf der Homepage, der Rechnung mit Tätigkeitsnachweis und den Inhalten der abgeschlossenen Verträge.

Peter Brenner ...

... ist seit 1978 als Informatiker, Existenzgründungsberater sowie Sachverständiger tätig. In einem zweiteiligen Beitrag erläutert er, was IT-Freelancer beim Beginn in die Selbständigkeit zu berücksichteigen haben.

Peter Brenner berät CW-Leser kostenlos.

Er steht CW-Lesern für ein kostenloses 20-minütiges Telefonat zur Verfügung, um die Aussichten für Gründer zu analysieren. Zu erreichen ist er unter peterbrenner@t-online.de, Telefon 0172/5470892 oder www.svkanzlei.de. Zusätzlich bietet der Berufsverband Selbständige in der Informatik (BVSI) ein Patenschaftsmodell für IT-Gründer an. Existenzgründer erhalten einen Gesamt Check-up in puncto Selbständigkeit. Infos sind erhältlich unter www.bvsi.de.