CeBIT: Schwerpunkt RFID - Der Handel setzt auf Funkchips

03.03.2006
Auf der diesjährigen CeBIT wird RFID eines der großen Themen sein.

Die neue Funktechnik RFID hat es bereits vor einigen Jahren zum Teil ganz unfreiwillig in die Schlagzeilen geschafft. Verbraucherschützer befürchten eine Durchlöcherung des Datenschutzes und warnen vor dem "gläsernen Bürger". Die Wirtschaft erhofft sich dagegen von der Radio Frequency Identification in zahlreichen Einsatzbereichen wie etwa der Warenlogistik schon bald Einsparungen in Milliardenhöhe.

Foto: UPM Raflatac

Erstmals ist in Hannover auch die Metro Group mit dabei, die dort als Handelsunternehmen die Technologie präsentieren wird. "Wir wollen die Funktionsweise dieser Technologie veranschaulichen und zukunftsweisende Anwendungen gleichermaßen unterhaltsam wie informativ präsentieren", sagte Geschäftsführer Gerd Wolfram auf der CeBIT-Preview des Hightech Presseclubs in Hamburg.

Mögliche Einsatzgebiete gibt es in stattlicher Anzahl. Mit RFID-Chips gekennzeichnete Waren können auf kurze Entfernung kontaktlos per Funk identifiziert werden. Beliebtes Beispiel ist der Supermarkt, in dem der Kunde statt an der Kasse zu bezahlen einfach beim Verlassen seinen Warenkorb automatisch scannen und den entsprechenden Rechnungsbetrag abbuchen lässt. Allerdings ist der Handel noch weit davon entfernt, einzelne Artikel mit RFID-Chips zu versehen.

Der Handelsriese hatte bereits frühzeitig auf die neue Technik gesetzt und startete Ende 2004 mit seinem "Innovation Center" in Neuss, um die konkrete Nutzung der Technik im alltäglichen Warengeschäft voranzutreiben. In seinem "Future Store" in Rheinberg erprobt das Unternehmen neue Technologien im Supermarkt. Auf der CeBIT will sich Metro auf Lösungen rund um RFID konzentrieren. So werde der Einsatz zum Beispiel in Bibliotheken oder an Alpakas - einer Lama-Art aus Peru - demonstriert, sagte Metro-Sprecher Albrecht von Truchseß. Außerdem werde eine bereits im Hamburger Hafen eingesetzte Lösung gezeigt, mit der dank Funketiketten Container deutlich schneller und genauer umgeschlagen werden können.

In ausgewählten Standorten und gemeinsam mit einigen Lieferanten setzt der Handelsriese RFID bereits bei der Anlieferung von Waren ein. Mit Hilfe der kleinen Funkchips seien für die Metro allein in der Warenannahme bei bundesweiter Anwendung Einsparungen in Höhe von 6,5 Millionen Euro im Jahr möglich, sagt Wolfram. Nach Schätzungen des Marktforschungsinstituts Gartner wird die Industrie im Jahr 2010 bereits mehr als drei Milliarden Dollar in die Technologie investieren.

Verkäuferin mit RFID-Lesegerät in Metros "Futurestore". Quelle: Metro
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Was die Industrie so sehr fasziniert, ist so manchem Datenschützer allerdings ein Dorn im Auge. Während mit herkömmlichem Barcode eine Ware lediglich als Teil einer Warengruppe erkennbar ist, kann mit einem RFID-Funkchip jede einzelne Mineralwasserflasche oder jeder Joghurtbecher eindeutig identifiziert werden. Mit dem Kauf an der Kasse könnte die Ware auch eindeutig Personen zugeordnet werden, kritisiert der Datenschutz-Verein FoeBuD. Der Einsatz der "Schnüffelchips" schaffe so den gläsernen Käufer und sei deshalb eine schwer einzuschätzende Gefahr für Bürgerrechte und Demokratie.

Die Industrie will auf der CeBIT Überzeugungsarbeit für RFID leisten. Das Informationsforum RFID e.V, eine Initiative mehrerer Unternehmen, will in Hannover vor allem ein umfangreiches Angebot zur Information und für den Dialog bieten. "RFID hat große Potenziale für Wirtschaft und Verbraucher", sagt Andrea Huber, Geschäftsführerin des Forums. Mit dem Einzug dieser Technologie in den Alltag werde allerdings auch die Akzeptanz durch den Verbraucher immer wichtiger. "Wir halten es für die Entwicklung von RFID für unerlässlich, umfassend und unabhängig darüber zu informieren."

Die zahlreichen möglichen Einsatzgebiete sowie Erfahrungsberichte sind die Schwerpunkte des CeBIT Forum RFID. Das Forum steht unter der Schirmherrschaft des Branchenverbands Bitkom und wurde von GS1 Germany - der deutschen Abteilung der RFID-Standardisierungsorganisation - gemeinsam mit der Deutschen Messe AG organisiert. In über 50 Fachvorträgen und Diskussionsrunden soll über den neuen Funkstandard informiert und den Besuchern Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch geben werden. Auch bei den Veranstaltungen des CeBIT-Forums RFID soll das Thema Datenschutz nicht zu kurz kommen, heißt es. (dpa/mb)