CeBIT: Projektstart für medizinische Fallakten

08.03.2006
Fraunhofer ISST und Klinikbetreiber stellen ein neues Projekt vor.

Die in diesem Jahr beginnende Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) stellt Krankenhäuser vor große Herausforderungen. Die vorrangigen Anwendungen "E-Rezept" und "Versichertenstatus" seien für Aufgaben wie den für Kliniken besonders wichtigen sektorübergreifenden Datenaustausch jedoch nur am Rande gedacht, sagt Herbert Weber, Chef des Berliner Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik (ISST). Zudem sei die Umstellung der IT-Systeme mit großem Aufwand verbunden.

Die privaten Klinikketten Asklepios, Rhön-Klinikum und Sana e.med wollen daher ihre aktuellen Aktivitäten zur Errichtung von Ärzteportalen bündeln und in ein gemeinsames Projekt mit der Deutschen Krankenhausgesellschaft und dem Fraunhofer ISST einbringen. Das Projekt wird durch einen Beirat aus Vertretern öffentlicher und kirchlicher Krankenhausträger begleitet und soll die Arbeiten der Gematik ergänzen, der Betreibergesellschaft für die eGK. Ziel sei es, Synergieeffekte zu nutzen und die unabhängig von der Gesundheitskarte notwendigen Investitionen in elektronische Patientenakten abzusichern.

Gegenstand des Projekts ist die Spezifikation einer interoperablen Architektur, mit der in Krankenhäusern vorgehaltene Patientendaten über verschiedene Zugangswege etwa für sektorübergreifende Behandlungsszenarien abrufbar sind. Dadurch würden die dezentralen Strukturen der Verwaltung medizinischer Daten beibehalten und Mehrfachspeicherungen vermieden. Neben einem auf den Spezifikationen der eGK basierenden Zugang für Patienten und Ärzte können Daten eines Behandlungsfalls zu einer "Fallakte" zusammengefasst werden, die Medizinern aus verschiedenen Sektoren und Einrichtungen den Datenaustausch ermöglicht. Solche Fallakten können vor allem für Disease-Management-Programme und die zunehmend an Bedeutung gewinnende integrierte Versorgung nützlich sein. Eine Umsetzung der von den Partnern gemeinfrei zur Verfügung gestellten Spezifikationen ist Weber zufolge noch für dieses Jahr geplant.

Ziele und Zwischenergebnisse des Projekts werden am 11. März ab 13.30 Uhr auf der CeBIT in zwei Vorträgen im Rahmen des Innovation Center E-Government (Halle 9, Stand 76 im Public Sector Parc) vorgestellt. Vertreter aller Projektpartner stehen für Gespräche zur Verfügung. Die endgültigen Projektergebnisse sollen zum 30. April vorliegen. (ajf)