Sattes Zubrot für Mr. Chip

CE-Gründer Erich Lejeune kassiert ab

18.06.2004
MÜNCHEN (mb) - Mit einem Beratungshonorar von 448000 Euro sorgte die CE Consumer AG dafür, dass sich ihr ehemaliger Vorstandschef Erich Lejeune im vergangenen Jahr nicht allein als Motivationstrainer, Buchautor und TV-Talkmaster durchschlagen musste. Über die Angemessenheit der Bezüge soll nun eine Sonderprüfung entscheiden.

Beantragt wurde die Untersuchung von Helmut Kroll, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), auf der Hauptversammlung des Münchner Chiphändlers Anfang Juni. Kroll bezeichnet die an den Gründer und langjährigen Vorstandschef Lejeune gezahlten 82 Tagessätze à rund 5500 Euro "freundlich gesagt als unangemessen". Der 60-jährige "Mr. Chip" habe bereits vor seinem Ausscheiden Anfang 2003 gut verdient und noch rechtzeitig den Großteil seiner Unternehmensaktien veräußert.

Auch das Management kommt bei dem Aktionärsschützer nicht gut weg: "Die Verantwortlichen von CE Consumer bedienen sich ungeniert selbst, anstatt ihre Bezüge der Unternehmenssituation anzupassen." So wurden die jährlichen Aufsichtsratsbezüge im Zuge der Euro-Einführung im Jahr 2001 von vorher 70000 Mark auf 70000 Euro angehoben. Seitdem hätten sie sich auf 131 000 Euro nahezu verdoppelt.

Die finanzielle Situation bei CE Consumer ist in der Tat angespannt: Zwar gelang der "Chipfeuerwehr" im ersten Quartal 2004 mit 400 000 Euro die Rückkehr in die Gewinnzone. Nach drei mageren Jahren für die Halbleiterbranche hat das Unternehmen aber fast zwei Drittel des Eigenkapitals eingebüßt. Ende März standen 11,8 Millionen Euro an liquiden Mittel 22,1 Millionen Euro Bankverbindlichkeiten gegenüber.

Unternehmenssprecher Maximilian Fischer bezeichnete Lejeunes Tageshonorar auf Anfrage der COMPUTERWOCHE als "am oberen Rand". In Anbetracht der Tatsache, dass der 60-Jährige über ein in mehr als 25 Jahren angehäuftes, immenses Branchen-Know-how und ein dichtes Beziehungsnetz verfüge, sei die Bezahlung aber durchaus angemessen. "Man kann so einen erfahrenen Mann nicht einfach gehen lassen", so Fischer. Ob es adäquat sei, in schwierigen Zeiten Geld in dieser Höhe anzunehmen, sei wiederum eine moralische Frage. Fest stehe, dass es einen klaren Zweijahresvertrag gebe und die Honorare vom Aufsichtsrat genehmigt worden seien. Für ein in Deutschland notiertes Unternehmen biete CE Consumer in seinen Geschäftsberichten viel Transparenz - und damit auch viele Angriffspunkte. Das Unternehmen werde sich der Diskussion jedoch stellen.

Die Verdoppelung der Aufsichtsratsbezüge seit 2001 begründete Fischer mit dem Umstand, dass CE Consumer - wie auf der Hauptversammlung beschlossen - die Fixgelder reduziert und stattdessen Sitzungsgelder eingeführt habe. Dass sich das Gremium häufiger als sonst getroffen habe, sei angesichts der schwierigen Situation unvermeidbar gewesen. (mb)