Case-Modding: Der aufgemotzte Rechner

25.09.2002
Dass sich Rechenleistung und Speicherkapazität in den vergangenen Jahren enorm gesteigert haben, ist den meisten PCs von außen kaum anzusehen. Immer mehr Anwender wollen sich damit jedoch nicht mehr abfinden und motzen in Eigenregie das Outfit ihrer Computer auf.

PCs sind ein Paradebeispiel an Understatement: Von Notebooks und Designerstücken wie Apples „Imac“ einmal abgesehen, lässt sich meist nur schwer erkennen, ob es sich um einen betagten 386er Rechner oder einen nagelneuen Multimedia-PC handelt. Da die meisten Computerkäufer primär darauf Wert legen, hochwertige Technik günstig zu erwerben, liefern die Hersteller seit mehr als zehn Jahren nahezu unveränderte Gehäuse im klassischen PC-grau oder -beige aus.

Seit einigen Jahren wächst jedoch die Zahl der überwiegend jungen User, die sich mit dem traurigen Einerlei nicht mehr zufrieden geben. Der Umbau von Computergehäusen, neudeutsch Case-Modding genannt, erfüllt dabei meist auch praktische Zwecke. Insbesondere Anhänger von PC-Spielen versuchen, durch Übertakten das Letzte aus ihrer CPU herauszuholen. Anschließend bewahren den Prozessor nur überdimensionierte Lüfter oder gar eine umfunktionierte Aquarienpumpe vor dem termischen K.O.

Um entsprechende Details - etwa auf LAN-Parties - vorzuführen, ist mittlerweile der Einbau eines Fensters (Window) in die Seitenverkleidung sowie eine Innenbeleuchtung gang und gäbe. Zum Basis-Tuning gehört außerdem eine Airbrush-Lackierung oder ein Austausch der LEDs. Einige Vertreter der Szene schrecken auch vor den extremsten Umbauten nicht zurück. Resultat sind Exemplare mit Plüsch- oder Kunstrasenbezug, in manchen Fällen werden sogar Alukoffer oder Bierkästen zweckentfremdet. Minimalisten basteln sich ein Gehäuse aus Lego-Steinen.

Links

www.dcmm.de

www.case-gallery.de

www.case-styling.de

www.casemodder.de

www.easy-mod.de

www.modding-center.de

Die Ursprünge der boomenden Basteldisziplin sind nicht gesichert, ein hiesiger Kenner der Szene berichtet jedoch, dass bereits vor gut zwölf Jahren die ersten Case-Mods auftauchten. Nach Deutschland kam der neue Volkssport erst etwa 1996/97, nahezu zeitgleich mit den ersten LAN-Parties. Der Durchbruch gelang dem Case-Modding kurze Zeit später, als die ersten Online-Shops Beleuchtungssets, Lüftergitter und anderes Zubehör anboten. Inzwischen sind auch Elektronikriesen wie Conrad auf den Case-Modding-Zug aufgesprungen, einige Hersteller führen sogar bereits aufgemotzte Gehäuse in ihrem Angebot. Bei den Puristen der Szene sind jedoch selbst Auftragsumbauten verpönt.

Auch bei der ersten deutsche Case-Mod-Meisterschaft, die Anfang August in Celle stattfand, hatten Profiarbeiten nichts zu suchen. Gewinner war der Baumeister des „AMD Big Block“, er konstruierte einen Koloss in Form eines V8-Motors, der gleich zwei Rechner beherbergt. Für Interessierte: Auch im kommenden Jahr soll wieder ein Kontest stattfinden.