Apps, NFC, M2M

Business Mobility schafft Wettbewerbsvorteile

12.11.2013 von Tillmann Braun  
Wie aktuelle Studien zeigen, lassen sich mit mobilen Technologien wie M2M, Mobile Apps oder NFC nicht nur neue Geschäftsfelder erschließen und Prozesse optimieren, sondern auch die Kundenzufriedenheit deutlich steigern. Ein Selbstläufer ist „Business Mobility“ aber dennoch nicht.
Business Mobility - Noch immer ein Weg, Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
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Mit dem globalen Kampf um Marktanteile geraten viele Unternehmen immer stärker unter Druck. Um weiterhin profitabel zu sein, müssen bewährte Geschäftsmodelle neu überdacht werden. Dies ist schwerer als es klingt: Bereits seit Jahren arbeiten Konzerne wie Mittelständler mit Hochdruck an der Optimierung ihrer Prozesse, weshalb die etablierten Wege in vielen Fällen weitgehend ausgeschöpft sind. Ein echter Wettbewerbsvorteil lässt sich mit klassischen Ansätzen somit kaum noch erzielen. Hinzu kommt, dass die zunehmende Mobilität von Kunden, Mitarbeitern und Partnern neue Herausforderungen mit sich bringt.

Zur Schaffung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile setzen immer mehr Unternehmen auf Business Mobility. Dabei kommen Technologien wie Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M), Near Field Communication (NFC) oder Mobile Apps zum Einsatz. Diese ermöglichen den schnellen sowie gezielten Austausch von Informationen - und das jederzeit, überall und auf diversen Endgeräten. Die notwendige Hardware wie Smartphones und Tablets ist in vielen Fällen bereits vorhanden, sodass Anschaffungskosten entfallen. Fehlende Komponenten wie M2M-Terminals werden gezielt nachgerüstet.

40 Prozent höhere Kundenzufriedenheit

Aus einer von IDC im Juli 2013 durchgeführten Befragung unter 276 IT- und Fachbereichs-Entscheidern aus Unternehmen in Deutschland mit mehr als 100 Mitarbeitern geht hervor, dass mehr als jeder zweite Angestellte (57 Prozent) zumindest teilweise mobil arbeitet. "In den meisten Unternehmen ist die Ausstattung mobil arbeitender Mitarbeiter mit "Smart Devices" heutzutage Standard", so Projektleiter Mark Schulte, Consultant bei IDC in Frankfurt. "Bei der Erschließung des Nutzenpotentials dieser Geräte besteht jedoch häufig noch Luft nach oben."

Wie andere aktuelle Studien zeigen, können Unternehmen auf vielen Ebenen von Business Mobility profitieren. Unter anderem lässt sich die Kundenzufriedenheit teilweise um über 40 Prozent steigern. Darüber hinaus können insbesondere Geschäftsprozesse, die ein hohes Maß an Mobilität und den kontinuierlichen Austausch von Daten erfordern, teils deutlich verbessert werden. Zu den Vorteilen zählen unter anderem der effektivere Einsatz von Mitarbeitern und die Reduktion manueller Tätigkeiten. So lassen sich Fehler oder Fahrt- und Reiseaufwendungen reduzieren sowie die Mitarbeiterauslastung verbessern. Mit den richtigen Applikationen können Unternehmen auch auf der Umsatzseite Steigerungen erzielen, und das teils im zweistelligen Prozentbereich. Darüber hinaus lassen sich in vielen Fällen sogar neue Geschäftsmodelle realisieren.

Einige Unternehmen haben dies bereits erkannt und die entsprechenden Systeme, Strategien und Technologien implementiert. Am weitesten verbreitet ist Business Mobility im Bereich der Finanzdienstleistungen. Hier nutzen bereits über 50 Prozent mobile Lösungen. Auch im Bereich Medien und Entertainment sowie im Gastgewerbe setzt bereits jedes zweite Unternehmen auf Business Mobility. Doch in der IT-Branche selbst ist der Verbreitungsgrad mit 40 Prozent überraschend schwach. In anderen Branchen ist die Verbreitung solcher Technologien sogar noch deutlich geringer.

Apps, NFC, M2M: Viele Technologien führen ans Ziel

Dabei sind die Vorteile, die mobile Lösungen mit sich bringen, mitunter offenkundig - beispielsweise mit einer unternehmensspezifischen Sales-App, die sämtliche Daten des Kundenbeziehungs-Managements mobil auf dem Tablet-PC verfügbar macht. Hierüber hat der Außendienstmitarbeiter alle relevanten Kundendaten jederzeit parat. Umsatzdaten oder Echtzeit-Lagerbestände können so auch von unterwegs abgerufen und Bestellungen direkt vom Kunden aus an die Produktion durchgegeben werden. "Der Einsatz von Mobile-Lösungen in Unternehmen wird immer häufiger nicht nur von den Mitarbeitern gewünscht. Auch Führungskräfte haben erkannt, dass durch den Einsatz solcher Lösungen Prozesse erheblich optimiert werden können", erklärt Taner Kizilok, Leiter der Unit Enterprise Mobility der Fachgruppe Mobile im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW).

Über NFC wiederum können über kurze Distanzen berührungslos Informationen zwischen Geräten ausgetauscht werden, beispielsweise bei Zutrittskarten. Moderne Smartphones verfügen bereits über NFC Chips, sodass Zutrittskarten und Firmenausweise direkt integriert werden können. In sogenannte Mobile Wallets, deren Entwicklung von diversen Mobilfunkanbietern derzeit verstärkt vorangetrieben wird, lassen sich zudem Kontoinformationen und Kreditkarten, Rabatt-Coupons oder auch Bonuskarten integrieren. Selbst Fahrscheine oder Tickets können so ganz ohne Plastikkarten bequem mit dem Smartphone bezahlt werden.

M2M
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Ähnliches hilft auch bei vierbeinigen Streunern...
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Im US-Werk von BMW in Spartanburg gehen Roboter bei der Türmontage den menschlichen Arbeitskräften zur Hand, bisher waren sie wie wilde Tiere hinter Schutzzäunen verbarrikadiert.
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M2M-Szenarien ??
Sie kennen weitere interessante M2M-Anwendungen? Immer nur her damit (mbremmer@computerwoche.de)

M2M-Anwendungen lassen sich mittlerweile ebenfalls in nahezu allen Bereichen einsetzen, wie nicht zuletzt der M2M Summit Mitte September gezeigt hat. Laut Thomas Kiessling, Chief Product and Innovation Officer (CPIO) der Deutschen Telekom AG, geht der Telekommunikationsriese davon aus, dass bis 2018 acht Milliarden M2M-Geräte vernetzt sind. Und auch Jan Geldmacher, CEO Vodafone Global Enterprise, referierte auf der Veranstaltung über die Notwendigkeit für Unternehmen, mit Hilfe von M2M und anderen Technologien ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Mit dem automatisierten Austausch von Informationen können beispielsweise Warenflüsse oder bewegliche Güter und Produktionsmittel nachverfolgt, Zustandsinformationen übermittelt sowie Ferndiagnosen und -optimierungen durchgeführt werden. Störungen im Produktionsablauf lassen sich so in vielen Fällen von vornherein vermeiden, während Reports und Prognosen auf Echtzeit-Daten beruhen und somit präziser ausfallen.

Strategischer Ansatz ist Schlüssel zum Erfolg

Trotz der universellen Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen mobilen Technologien hängt der wirtschaftliche Erfolg von Business Mobility allerdings in erster Linie davon ab, wie die Lösungen auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten sind. "Wichtig ist, dass zunächst die individuelle Ausgangssituation des Unternehmens analysiert wird, um die konkreten Einsatzfelder ableiten und ein Zielkonzept entwickeln zu können, das die vorhandenen Technologien optimal kombiniert", erläutert Torsten Tönnies, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens COCUS Business Solutions. "Das jeweilige Geschäftsmodell muss dabei ebenso berücksichtig werden wie die Wertschöpfungstiefe oder der gegenwärtige Technologieeinsatz. Erst wenn die Strategie steht, sollte die schrittweise Realisierung der definierten Maßnahmen folgen", rät der Experte. Andernfalls kann es durchaus passieren, dass der Einsatz mobiler Lösungen nicht den erwünschten Wettbewerbsvorteil zur Folge hat, sondern sich als Fehlinvestition entpuppt. (mb)