Die Anwendung bestimmt das technische Verfahren:

Business Graphics mit der Speicherröhre

11.03.1983

MÜNCHEN (hh) - Für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche wird CAD/CAM (Computer Aided Design/Computer Aided Manufacturing) heutzutage in Unternehmen eingesetzt. Die Palette der Einsatzgebiete reicht vom Zeichnen einer Landkarte bis hin Zur Konstruktion eines Flugzeugrumpfes. Da die Aufgaben jeweils ganz spezielle Anforderungen an das System stellen, ist im Vorfeld einer Einsatzentscheidung zu klären, welche Technik eingesetzt werden soll.

Das bekannteste und wohl älteste Verfahren für CAD/CAM-Anwendungen arbeitet mit einem Speicherbildschirm. Bei einem System mit Speicherröhre wird das Bild durch eine Schreibkathode aufgebaut, die in eine hinter der phosphorisierenden Mattscheibe angebrachte Gitteranode "Löcher" brennt. Eine schwächere Bild- oder Flutkathode hält das gezeichnete Bild aufrecht, die Bildinformationen werden nur einmal abgerufen.

Mit dieser Technik ist es nur möglich, einem Bild Informationen hinzuzufügen. Drehungen oder das Löschen bestimmter Linien des Objektes sind nicht möglich, da die Gitteranode erst wieder neutralisiert werden muß, bevor ein neues Bild auf dem Schirm aufgebaut werden kann. Dabei entsteht ein sogenannter Löschblitz, der von vielen Anwendern als störend empfunden wird.

Mit Trick dynamisch

Die Anwendungsbereiche einer Speicherröhre werden durch diese Technik eingeschränkt. Da die Speicherröhre in der Regel eine gute Bildauflösungsqualität besitzt, ist der Einsatz überall dort sinnvoll, wo statische Objekte grafisch dargestellt werden sollen. Hierunter zählen zum Beispiel Business Graphics. Dennoch, auch hier behelfen sich die Techniker mit einem Trick. Durch eine programmierte Bildlöschung und -wiederholung ist eine Interaktion am Bildschirm zumindest simulierbar, so daß der Eindruck einer dynamisch veränderbaren Zeichnung entsteht.

Zeile für Zeile

Eine zweite große Gruppe stellen Bildschirme dar, die mit einem Bildwiederholspeicher ausgerüstet sind. Diese Displays unterteilen sich in Raster-Scan-Displays und Vector-Refresh-Schirme.

Ein Raster-Scan ist ähnlich einem Fernseher aufgebaut. Zeile für Zeile erscheint die Bildinformation auf dem Schirm. Durch die konstante Wiederholung wird es möglich, dynamisch an dem Display zu arbeiten.

Optischer Trick

Die Raster-Scanner allerdings haben einen großen Nachteil: Durch den zeilenweisen Aufbau entstehen zum Beispiel bei Geraden unter einem bestimmten Winkel Treppenfunktionen . Auch Kreise oder Ellipsen sind nur mit Hilfe softwaretechnischer Tricks, die eine optische Täuschung hervorrufen, zu gestalten.

So bedient sich zum Beispiel die Applicon GmbH aus München einer Zusatzinformation, die die Nachbarpunkte eines direkt angesprochenen Matrixfeldes mit geringerer Helligkeit aktiviert. Dadurch entsteht für den Betrachter der Eindruck, als sei eine gezeichnete Linie in sich durchgehend.

Die Anwendungen für Raster-Scan-Systeme finden sich hauptsächlich in Bereichen, in denen mit Geraden gearbeitet wird. Eine typische Einsatzmöglichkeit liegt in der Layoutgestaltung eines Chips. Ähnlich wie die Raster-Scan-Displays sind Vector-Refresh-Bildschirme aufgebaut. Auch hier ist es möglich, durch die Wiederholung der Informationen dynamisch mit der Zeichnung zu arbeiten. Im Gegensatz zur Raster-Scannern allerdings sind diese Systeme in ihren Bildpunkten einzeln adressierbar.

Der Vorteil liegt darin, daß auch schwierige Figuren ohne Probleme auf dem Schirm dargestellt werden können. Verschiedene Hersteller wie Vector Graphics, Adage oder Sanders bieten im Rahmen dieser Produkte Generatoren an, die bei Angabe gewisser Parameter, wie Mittelpunkt und Radius, Kreise oder Ellipsen, selbsttätig produzieren. Auch die dreidimensionale Darstellung gewinnt in dieser Technikvariante zunehmend an Bedeutung.

Eine Anmerkung zu den Preisen: Sie werden durch die Konstellation und Aufgabenstellung in entscheidendem Maße beeinflußt. Dennoch stellen Speicherröhren-Systeme in der Regel die kostengünstigste Möglichkeit dar, computerunterstützt in Entwurf , Konstruktion und Fertigung zu arbeiten.