Berufsbild nimmt Konturen an

Business-Analyst: Vermittler zwischen Fach- und IT-Welt

11.09.2009 von Hans Königes
Der Beruf des Business-Analysten ist recht neu und gewinnt an Popularität, wie die wachsende Mitgliederzahlen des International Institute of Business Analysis (IIBA) untersteichen. Jetzt bietet die Ibo Beratung und Training GmbH eine Zertifizierung nach internationalem Standard in deutscher Sprache an.

Die Kommunikationsprobleme in Unternehmen scheinen groß zu sein: 71 Prozent der Firmen geben laut einer Studie der Berliner Arcway AG an, dass die Fachbereiche ihre IT-Anforderungen nicht wie erhofft an die IT-Abteilung vermitteln können. Oft funktioniere das nur befriedigend oder sogar schlecht. Arcway hatte im Dezember 2008 300 Groß- und Mittelstandsunternehmen zum Thema Business-Analyse befragt. Als häufigste Ursache nennen die Befragten die unterschiedlichen Sichtweisen der Beteiligten, unklare Anforderungen und eine unzureichende Kommunikation. Die Folge: Projekte verzögern und verteuern sich oder scheitern ganz.

Dozent Axel-Bruno Naumann von ibo plädiert für eine Schärfung des Berufsprofils des Business-Analysten.

Zu den wichtigsten Aufgaben der Business-Analysten gehört, die Anforderungen der Fachbereiche so zu formulieren und zu analysieren, dass sie das technische Personal versteht und möglichst wie gewünscht in IT-Systeme umsetzt - soweit dies technisch machbar ist. Axel-Bruno Naumann, Trainer bei der Ibo Beratung und Training GmbH in Wettenberg, formuliert es so: "Als Vermittler und Dolmetscher ist der Business-Analyst das Bindeglied zwischen Fachabteilung und IT-Team."

Berufsverband für Business-Analysten wächst stetig

Die Übersetzer oder Vermittler zwischen der Fach- und IT-Welt sind mittlerweile sehr gefragt. Nur fünf Jahre nach seiner Gründung kann das International Institute of Business Analysis (IIBA) eine beachtliche Erfolgsbilanz ziehen. Mehr als 10.000 Mitglieder in über 60 Ländern haben sich dem Berufsverband angeschlossen. Die stetig wachsende Mitgliederzahl unterstreicht den Stellenwert, den Business-Analyse inzwischen in Unternehmen erlangt hat. Zugleich setzt die IIBA mit der Prüfung zum Certified Business Analysis Professional einen internationalen Standard. Grundlage für die Zertifizierung ist der Business Analysis Body of Knowledge (Babok). Das von einer Vielzahl von Praktikern verfasste Standardwerk enthält das Fachwissen und die allgemein anerkannten Methoden und Techniken der Business-Analyse.

Allerdings war die Zertifizierung bislang nur in Englisch möglich. Ab Oktober dieses Jahres bietet nun die Ibo Beratung und Training GmbH in Wettenberg bei Gießen eine Ausbildung zum Business-Analysten erstmals in deutscher Sprache an. Interessenten bereiten die Wettenberger in zehn Seminartagen auf die IIBA-Zertifizierung als Business-Analyst vor. Teilnehmen können alle an diesem Thema Interessierten sowie Mitarbeiter von Unternehmen, die ständig, zeitweilig oder künftig in der Business-Analyse arbeiten. Das Seminar gliedert sich in die vier Bausteine Grundlagen, Anforderungen, Lösungen und Prozesse sowie Praxistransfer und Abschluss. Optional bieten die Wettenberger Berater als weiteres Seminar eine kompakte Vorbereitung auf die IIBA-Zertifizierung an.

Jetzt auch deutsche Zertifizierung möglich

Eine Schärfung des Berufsprofils scheint nötig, wie ein Blick in die Stellenangebote der Zeitungen und Internet-Portale zeigt: Die Beschreibung der Tätigkeiten und die gewünschten Qualifikationen zeigen eine gewisse Bandbreite. Das erschwert auch die Ermittlung, wie viele Business Analysten in Unternehmen anzutreffen sind. So gibt etwa die Direktbank ING Diba an, dass auf 1.000 Mitarbeiter etwa drei hauptamtliche Business Analysten kommen, bei steigender Tendenz. Die Schweizer Bank Crédit Suisse beziffert den Anteil ihrer Business Analysten auf fünf bis zehn Prozent. Der Grund dieser Bandbreite: Es gibt keine feste Position des BA, dafür übernehmen IT-Mitarbeiter immer wieder die Rolle eines Business Analysten. In gewisser Hinsicht ist jeder ein Business Analyst, der in irgendeiner Weise im Bereich der Business Analyse aktiv ist - unabhängig von der Stellenbezeichnung im Unternehmen. Folglich sind außer der Bezeichnung Business Analyst andere Titel gang und gäbe: System Analyst, Requirements Engineer, Anforderungs-Manager, Prozess Analyst, Produkt-Manager, Product Owner, Unternehmens-/Organisationsanalyst, IT-Organisator, Business Architekt, Management Consultant oder interner Berater.

Wie Loyalitätskonflikte vermeiden?

Umstritten ist auch, wo im Unternehmen die Business- Analysten angesiedelt sein sollen. In der IT? Oder im Fachbereich? Das ist deshalb von Belang, weil sich der Business-Analyst womöglich der einen oder anderen Seite aus Gründen der Loyalität mehr verpflichtet fühlt. Um solche Loyalitätskonflikte von vornherein zu vermeiden, favorisiert Ibo-Trainer Naumann eine Ansiedlung in der neutralen Abteilung Organisation. Naumann: "Dadurch lässt sich das Ziel der Business-Analyse besser umsetzen, nämlich sich an den Unternehmenszielen zu orientieren und anhand derer die Bedürfnisse und Anforderungen der internen Kunden zu erheben, kritisch zu prüfen und zu kommunizieren." Die nächsten Seminartermine sind 5. bis 7. Oktober, 23. bis 25. November und 25. bis 27. Januar 2010 - alle in Bad Nauheim. Interessenten können sich unter folgendem Link anmelden: http://www.ibo.de/business-analyst. Weitere Informationen bei Barbara Bausch, Telefon 0641/98210-313 oder per Mail an training@ibo.de.