Kein Wunder, dass nicht nur neuartige Diagnose- und Therapiemuster wie Pilze aus dem Boden schießen, sondern auch skurrile Theorien zu den Ursachen kursieren. Hier setzt das Buch "Burnout" von Julia Scharnhorst an. Mit einer angemessen präzisen Definition nähert sich die Autorin dem Phänomen und beschreibt, wie Führungskräfte ihre Mitarbeiter schützen und ihnen schon bei den ersten Anzeichen einer psychischen Erkrankung zur Seite stehen können.
Scharnhorst weist nach, dass Burnout keine neue Krankheitsform ist. Es gibt nicht einmal eine einheitliche Definition. Fachleute stimmen lediglich darin überein, dass Burnout eine nahe Verwandtschaft zur Depression aufweist. Die Etikettierung "Burnout" macht das Leiden für Betroffene erträglicher, die sich eine Depression nicht eingestehen wollen. Quellen aus der Literatur deuten darauf hin, dass die "lähmende Schwermut" Menschen seit jeher befällt.
Den Mythos einer (zu) hohen Arbeitsbelastung als Ursache für Burnout bezweifelt die Autorin. Untersuchungen zufolge ist das Krankheitsrisiko in allen Berufen dann groß, wenn Menschen das Gefühl haben, ihr Arbeitsengagement werde zu wenig anerkannt. Scharnhorst erläutert die ersten Anzeichen ("Gefährdungsbeurteilung") einer psychischen Überlastung und beschreibt den typischen Krankheitsverlauf: Aggression - Rückzug - Isolation. Anhand zahlreicher Fallbeispiele und Checklisten erfahren Führungskräfte, wie sie ihre Mitarbeiter vor dem "Ausbrennen" schützen und mit Feingefühl eingreifen können, wenn erste Symptome zutage treten. (hk)