Britische Behörde empfiehlt Linux

29.10.2004
Das britische Office of Government Commerce befürwortet nach einjähriger Untersuchung mit mehreren Pilotprojekten den breiten Einsatz von Open Source in der öffentlichen Verwaltung.

Trotz verstärkter Attacken gegen die Linux-Konkurrenz muss Microsoft im Kampf um Kunden der öffentlichen Hand einen weiteren Rückschlag verdauen. Eine britische Regierungsbehörde befürwortet die breite Nutzung von Open-Source-Software in der Verwaltung. Ähnlich wie das Linux-Projekt der Stadt München könnte die Empfehlung Signalwirkung für andere Behörden haben.

Vorausgegangen waren mehrere Pilotprojekte, in denen die Briten seit etwa einem Jahr prüften, inwieweit Open-Source-Software im Vergleich zu proprietären Systemen Vorteile bringt. Federführend ist das Office of Government Commerce (OGC), das im Auftrag der Regierung unter anderem für Beschaffungsaufgaben verantwortlich zeichnet. In einem jetzt veröffentlichten Bericht bezeichnet das OCG Open-Source-Software als "ernstzunehmende Desktop-Alternative" für die Mehrzahl der Anwender in Regierungsbehörden. Die Pilotprojekte seien positiv verlaufen.

Zu den Behörden, die Linux-Anwendungen testeten, gehören unter anderem mehrere Ministerien, die schottische Polizei und das Büro des stellvertretenden Premierministers. In den Pilotprojekten gehe es nicht darum, sämtliche Microsoft-Produkte zu ersetzen, hatte OCG-Sprecher Martin Day zum Auftakt der Initiative im Oktober 2003 erklärt. Vielmehr suche man nach neuen Wegen, wie die öffentliche Hand durch eine veränderte Geschäftspolitik Geld sparen könne. Allerdings hatte die britische Regierung bereits im Juli 2003 eine Open Source Software Policy angekündigt, deren Ziel es sei, einen fairen Wettbewerb zwischen proprietärer und quelloffener Software sicherzustellen.

Eric Woods vom britischen Marktforschungsinstitut Ovum sieht in der OGC-Empfehlung einen deutlichen Schub für Open-Source-Software. Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten sei das Interesse auf der Insel bislang weniger stark ausgeprägt gewesen. Für den Experten macht der Bericht deutlich, dass billigere Open-Source-Angebote für die meisten Desktop-Nutzer ausreichten. Nur wenige "Power User" benötigten den vollen Funktionsumfang der Microsoft-Produkte. (wh)