Breko: Telekom täuscht beim VDSL-Ausbau

08.05.2006
Der Verband, in dem sich konkurrierende TK-Gesellschaften organisieren, versucht mit einer eigens initierten Studie zu verhindern, dass die Telekom beim Ausbau ihres VDSL-Netzes von der Regulierung ausgenommen wird.

Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko), der nach eigenen Angaben 90 Prozent der Telekom-Wettbewerber im Festnetz vertritt, beruft sich bei seinen Anschuldigungen auf eine Auftragsstudie von Dialog Consult. Die Duisburger Beratungsfirma untersuchte, ob die Deutsche Telekom mit ihrem VDSL-Ausbau einen neuen Markt mit radikal innovativen Diensten adressiert. Nur unter dieser Bedingung wäre die EU-Kommission damit einverstanden, dass das neue Netz für einen bestimmten Zeitraum von der Regulierung durch die Bundesnetzagentur ausgenommen würde. Der Bonner TK-Konzern wiederum hatte eine entsprechende Änderung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) zur Bedingung gemacht, um mehr als drei Milliarden Euro in den Netzausbau, sprich die Umrüstung von Kupfer- auf Glasfaserleitungen zwischen Hauptverteilern und Kabelverzweigern, zu investieren.

Die Untersuchung der Telekom-Widersacher kommt - wenig überraschend - zu dem Ergebnis, dass die Bonner vor allem "die Vermarktung von Diensten anstrebten, die grundsätzlich auch über den DSL-Standard ADSL2+ realisierbar wären". So seien die Breitbandleitungen der Telekom theoretisch schon jetzt in der Lage, Daten mit einer für die Verteilung von hoch auflösenden Fernsehübertragungen (HDTV) erforderlichen Geschwindigkeit von 16 bis 25 Mbit/s zu transportieren. Voraussetzung dafür wäre jedoch, dass sich der entsprechende Telefonanschluss (TAL) weniger als eineinhalb Kilometer vom nächsten Hauptverteiler entfernt befände.

Wegen dieses K.o-Kriteriums kann die Telekom nach den Untersuchungsergebnissen des Verbands solche Highspeed-Dienste nicht annähernd flächendeckend anbieten. Rund zwei Drittel der Bevölkerung wären wegen der TAL-Längen für den ehemaligen Staats-Carrier nicht erreichbar. In den zehn größten Städten Deutschland ist laut Untersuchung jeder dritte Telefonanschluss technisch nicht in der Lage, eine Bandbreite von mehr als 16 Mbit/s zu unterstützen. Der Breko folgert daraus, dass die Telekom mit dem geplanten Highspeed-Netz keinen neuen Markt erschließen, sondern nur technische Mängel in der bestehenden Netzinfrastruktur ausgleichen will. Indem der TK-Konzern gleichzeitig für das neue Netz eine Befreiung von staatlicher Regulierung fordere, wolle er den Wettbewerbern "das Wasser abgraben", sagte Breko-Präsident Peer Knauer gegenüber der "Welt am Sonntag". "Das Ergebnis unserer Untersuchung zeigt, dass die Telekom ihre Konkurrenten mit unlauteren Mitteln bekämpft", erklärte Knauer. (mb)