Digitale Rechnungsverarbeitung

Borussia Dortmund spielt mit Enterprise-Content-Management

11.10.2011 von Wilfried Heinrich
Mit einer Digitalisierungsstrategie peilt Borussia Dortmund schnellere betriebliche Prozesse und eine höhere Kundenqualität an. Dazu gehören die elektronische Bearbeitung der Rechnungseingänge ebenso wie die Handschrifterkennung von Dauerkarten- oder Mitgliedsanträgen und zukünftig auch noch Mobile Enterprise Content Management (ECM).
Borussia Dortmund wird digital.
Foto: Borussia Dortmund

An allererster Stelle geht es im Fußball um Tore, Siege und Niederlagen, Tabellenstände und Meisterschaften. Doch weil die sportlichen Erfolgschancen wesentlich von den wirtschaftlichen Bedingungen der Vereine abhängen, geht es im Hintergrund letztlich um weit mehr als Resultate, Torschützen und vergebene Elfmeter. "Notwendig ist eine nachhaltige Markenführung und emotionale Kundenbindung", beschreibt Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der Geschäftsführung von Borussia Dortmund, seine übergreifende Zielsetzung. Symbolisiert wird diese Ausrichtung durch den Slogan "Echte Liebe" des aktuellen Deutschen Fußballmeisters.

Emotionalisierende Spielergebnisse und Werbemaßnahmen allein reichen jedoch nicht aus, um sich als Marke zu etablieren. Vielmehr haben die BVB-Verantwortlichen erkannt, dass auch in einem Proficlub eine moderne Betriebsorganisation mit IT-gestützten Prozessen notwendig ist. "Wer eine hohe kundenorientierte Qualität sucht und gleichzeitig wirtschaftlich effizient arbeiten will, muss auch im Sport nach den Erfolgsprinzipien klassischer Unternehmen arbeiten", formuliert Marcus Knipping, Direktor Finanzen, die Zielrichtung des Vereins. "Auch die Mitglieder und Fans sollen durch eine höhere Servicequalität von dem Fokus auf moderne IT profitieren."

Prozesse nach dem Vorbild erfolgreicher Unternehmen

Knipping fungiert auch als IT-Verantwortlicher des BVB. In dieser Funktion forcierte er in den vergangenen Jahren eine Digitalisierungsstrategie, die darauf ausgerichtet ist, vielfältige manuelle Prozesse mit technischer Unterstützung weitgehend zu automatisieren. Dazu gehört nicht nur der Einsatz der ERP-Branchenlösung "GWS Sport 7.0", die alle Geschäftsprozesse vom Finance-Management und dem Controlling über die Mitgliederverwaltung bis hin zum Merchandising und dem Sponsoring unterstützt. Das System der GWS Gesellschaft für Warenwirtschafts-Systeme mbH in Münster basiert auf Microsoft Dynamics und wurde um spezifische Funktionen für den Profisport ergänzt.

"Mit der Einführung des betriebswirtschaftlichen Gesamtsystems im Geschäftsjahr 2002/2003 haben wir ganz wesentliche Effekte zur Optimierung unserer organisatorischen Effizienz erzielt", verweist Knipping auf den Nutzen der technischen Offensive und skizziert gleichzeitig die mittelfristige Perspektive. "Mit diesem Schritt haben wir zudem die Basis zur Integration weiterer IT-Innovationen geschaffen, die dazu beitragen sollen, die internen Prozesse schlanker, schneller und übersichtlicher zu gestalten und damit die Prozesskosten zu reduzieren."

Handschriftliche Dauerkartenanträge elektronisch eingelesen

Damit spielt der Direktor Finanzen von Borussia Dortmund nicht zuletzt auf die ECM-Ausrichtung an. Mit dem Dokumenten-Management-System "s.dok" der GWS, das auf der Produktfamilie "d.3" von d.velop basiert, wurden beim BVB verschiedene Lösungen samt elektronischer Archivierung eingeführt. Diese haben laut Anwender sowohl bei der Mitgliederbetreuung als auch im Zusammenhang mit verschiedenen internen Abläufen positive Effekte erzeugt.

Dies betrifft zum Beispiel die Mitgliedsanträge, deren Zahl aufgrund des sportlichen Erfolgs in der vergangenen Saison zahlenmäßig deutlich zugenommen hat. Um auch bei einem hohen Antragsvolumen zu Spitzenzeiten einen schnellen und reibungslosen Ablauf sicherzustellen, erfolgt die Übertragung in das ERP-System auf zwei alternativen Wegen: Entweder wird der Antrag online gestellt und direkt in das System zur Mitgliederverwaltung übernommen, oder der Mitgliedsantrag erreicht den BVB auf einem vorgefertigten Dokument, das dann mit entsprechender Schrifterkennung eingescannt und über einen Workflow automatisch in die IT-Systeme weitergeleitet wird.

Auch die vom Verein verschickten Dauerkartenverträge, die durch die Fans handschriftlich mit Stamm- und Bankdaten vervollständigt und dann zurückgesendet werden, bilden Grundlage für einen modernen Erkennungs-Workflow bei Borussia Dortmund. Die erkannten Werte werden mit existierenden Stammdaten und den Berechnungsmethoden der Deutschen Bundesbank auf Gültigkeit geprüft und bis in das Ticketing geschrieben. "Die Handschrifterkennung bei den Anträgen für Mitgliedschaften und Dauerkarten stellt einen enormen Fortschritt dar, weil durch den Erkennungsgrad von rund 70 Prozent eine erhebliche Automatisierung entstanden ist", zieht Knipping Bilanz und verweist auf die deutlichen Zeit- und Aufwandsvorteile.

Transparentere Rechnungsprozesse

Ähnliches lässt sich für die digitale Eingangsrechnungsverarbeitung sagen, bei der die eingehenden Dokumente elektronisch erkannt und in das d.3-System übernommen werden. "Mit einer kontextbasierten Erkennung der Einkaufsrechnungen werden die Rechnungen mit moderner Technik vollständig ausgelesen. Manuelle Erfassungsaufwände in den Kernprozessen gibt es beim BVB nicht mehr", beschreibt Martin Odinius, Projektleiter ECM-Systeme der GWS das Projekt. Erkannte Rechnungen werden fallweise zur Prüfung und Freizeichnung in Verbindung mit dem Bestellwesen und der Finanzbuchhaltung des ERP-Systems den beteiligten Mitarbeitern im digitalen Workflow zur Freizeichnung vorgelegt.

Hintergrund dieses Vorhabens war die Absicht, die bei Aktiengesellschaften rechtlich vorgeschriebenen Quartalsberichte zügiger und präziser vorzubereiten. "Der Einsatz dieser Lösung von d.velop hat für uns nicht nur einen erkennbaren wirtschaftlichen Nutzen, sondern durch die höhere Transparenz der Eingangsrechnungen haben unsere Bilanzierungsprozesse auch eine höhere Qualität erlangt", zeigt sich Knipping mit den Effekten in der betrieblichen Praxis zufrieden.

Die einzelnen Bearbeitungsschritte funktionieren dabei genauso wie zu den Zeiten der Papierbelege - inzwischen nur wesentlich intuitiver, mit weniger potenziellen Fehlerquellen und außerdem deutlich komfortabler, sagt der Anwender. Außerdem kommt es deutlich seltener zu zeitaufwändigen Rückfragen, denn sämtliche rechnungsrelevanten Dokumente sind ab ihrem Eingang permanent auf Knopfdruck verfügbar und frei von Medienbrüchen. Abgelegt werden sie rechtskonform in einem elektronischen Archiv. Durch die Protokollierung jedes einzelnen Bearbeitungsschritts sind alle berechtigten Mitarbeiter jederzeit über den aktuellen Bearbeitungsstand informiert.

iPad-Anbindung in Planung

Außerdem unterstützen Automatisierungsfunktionen den schnelleren Durchlauf, beispielsweise bei der automatischen Bereitstellung von Dokumenten zur Zahlungsfreigabe. So wird eine Zahlungsvorschlagsliste mit Dokumentenreferenzen als PDF-Anhang an den kaufmännischen Geschäftsführer gesendet. Weiterhin steht auf der Vorteilsliste, dass die Lösung automatisierte Buchungen unterstützt. "Geplant ist zudem auch eine iPad-Anbindung über die d.3 smart mobile Lösung - für einen beschleunigten Genehmigungsprozess", blickt Knipping in die Zukunft.

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