Bauchfreie Motoren Werke

BMW-Entwickler zu sexy und leger gekleidet

12.02.2010 von pte pte
Weil sich einige Mitarbeiter des Automobilherstellers BMW zu leger kleiden, will das Management nun in der kundenfernen Entwicklungssparte eine strengere Kleiderordnung durchsetzen.

Hintergrund der Debatte - über die sich schon Audi, VW und Bosch amüsieren - ist die E-Mail einer BMW-Mitarbeiterin an Entwicklungschef Klaus Draeger. Darin echauffiert sich die Angestellte darüber, dass viele Kollegen im BMW-Forschungs- und Innovationszentrums in "ungepflegter Freizeit- oder gar Strandbekleidung" anzutreffen sind und mit ungebügelten Hemden und Flipflops entwickeln und forschen.

"Ob die Kritik berechtigt ist oder die Mitarbeiterin nur übersensible Wahrnehmungen hat, ist gerade in Bezug auf ohnehin abgeschirmte Bereiche wie Entwicklungsabteilungen von außen nicht ganz einfach zu beurteilen. Die Kernfrage ist, ob lässige Kleidung Produktivität steigert oder verhindert. Das ist von Fall zu Fall anders und hängt maßgeblich von Führungspersonen ab", so Unternehmensberater Bernd Höhne gegenüber pressetext. Die E-Mail scheint nicht unbegründet zu sein. Obwohl die BMW-Entwickler nicht direkt Kundenkontakt haben, werden im Jahr rund 5.000 Besucher durch die internen Forschungshallen geführt.

Um so schlimmer sei, dass durch zu legere Kleidung der Mitarbeiter die Gefahr bestehe, dass man einen falschen Eindruck bei "Angehörigen anderer Kulturkreise und Glaubensrichtungen hinterlässt, die ihre Beobachtungen in der Welt verbreiten", warnt die BMW-Mitarbeiterin in dem Schreiben. Das Fass zum Überlaufen bei der Mitarbeiterin brachte die Begebenheit, dass ihr jemand mit einem T-Shirt samt obszönem Aufdruck während einer Betriebsversammlung begegnet sei. Man stelle sich einmal vor, solch ein Mitarbeiter treffe im Forschungszentrum auf Staatsgäste oder Eberhard von Kuenheim, den schon ungeputzte Schuhe gestört hätten.

"Gewähren verantwortliche Abteilungsleiter ihren Mitarbeitern einen gewissen Spielraum, so kann dies die Produktivität erhöhen. Die Betonung liegt hierbei jedoch auf ,kann'. Andernfalls ist jedoch auch denkbar, dass die Disziplin bei Pünktlichkeit und Genauigkeit nachlässt", sagt Höhne auf pressetext-Nachfrage. Im konkreten Fall sei ein stiller Protest der Mitarbeiter nicht auszuschließen. BMW nimmt die Angelegenheit keineswegs auf die leichte Schulter und hat die Kritik mit der Bitte um Beachtung gleich an 17 Empfänger im Hause weitergeleitet. Kurz danach machte die E-Mail die Runde und gelangte zu Audi, Bosch, Daimler, VW und Liebherr.

Sommersünden
Endlich Sommer!
Barfuss, bauchfrei, Bermuda oder Birkenstock sind auch bei 30 Grad im Büro ein Fauxpax. Klicken Sie sich durch die größten Sommer-Sünden in Sachen Kleidung.
Dazu Knigge-Expertin Christina Tabernig:
Der Ranghöchste beziehungsweise der Gastgeber entscheidet, wann das Sakko auszuziehen ist. Auf einer Hochzeit ist das der Bräutigam oder wie beim Weißwurstfrühstück Joachim Sauer, Ehemann von Kanzlerin Angela Merkel, der stellvertretend für die Gastgeberin auch sein Sakko ausgezogen hatte. Und US-Präsident Barack Obama folgte diesem Beispiel gern.
Das Sakko bleibt an ...
... solange der Vorgesetzte nicht abgelegt und Erleichterung angeboten hat. Frauen müssen den Blazer nicht ablegen, vielleicht tragen sie ja nur ein leichtes Shirt darunter.
Männer in Bermudas oder Shorts ...
... sollten sich in deutschen Büros nicht blicken lassen, auch wenn das Thermometer auf 30 Grad und mehr klettert. Dazu die Faustregel von Knigge-Expertin Tabernig: "Alles, was am Strand nicht auffällt, hat im Büro nichts zu suchen."
Mit Sandalen ...
... oder Birkenstocks ...
... sollte kein Mann im Sommer ins Büro gehen. Mit weißen Tennissocken übrigens auch nicht.
Auch Flipflops ...
... sind nur in der Freizeit erlaubt, wenngleich sie auch bequem und luftig sind.
Auf Socken ...
... können Männer nur in der Mittagspause im Park verzichten, aber niemals im Büro Slipper oder Schuhe ohne Socken tragen.
Es geht auch ohne Sakko und Krawatte ...
... oder mit Kurzarmhemd. Letzeres aber nur ohne Krawatee und Sakko tragen.
Vertriebler und Berater ...
... müssen dagegen in der Regel das Sakko auch im Sommer anziehen. Ihre oberste Richtschnur ist immer der Kunde beziehungsweise die Kleidung in dessen Untenrehmen.
Luftige Sommerkleider ...
... können Frauen im Job gern anziehen, wenn denn die Rocklänge stimmt. Eine Handbreit oberhalb des Knies ist erlaubt, alles andere geht zu weit.
Auch mit Spaghetti-Trägern ...
... und nackten Schultern sollte Frau sich zurückhalten. Freie Schultern gehören nicht ins Büro. Auch beim klassischen Etuikleid muss ein Blazer oder Jäckchen darüber getragen werden.
Dicke Gürtel ...
... sind auch nicht für den Einsatz im Büro vorgesehen.
Bauchfrei, Cut-Outs und Hotpants ...
... taugen für die Disco oder den Strand, sind aber kein Outfit fürs Büro.
In Sachen Schuhe ...
... haben Business-Frauen eine größere Auswahl als ihre männlichen Kollegen.
Geschlossene Schuhe statt offener Sandalen ...
... heißt die Devise für Business-Frauen im Sommer. Rot lackierte Fussnägel lenken den Blick vom Wesentlichen ab. Auch Feinstrumpfhosen sind im Sommer ein Muss.
Slingpumps sind eine Alternative
Noch nie gehört? Das sind Sandalen, die vorne geschlossen und hinten offen sind.
Große Schweißflecken ...
... kommen bei bestimmten Farben (lindgrün, khaki) noch deutlicher heraus. Diese Farben sollte man meiden.
Wenn das Deo versagt und der Schweiß siegt, ...
... kann man das dem schwitzenden Kollegen unter vier Augen und im freundlich-verständnisvollen Ton sagen. Vielleicht fällt ihm selbst der Schweißgeruch ja gar nicht mehr auf.
Eis in der Mittagspause ...
... hilft über so manchen heißen Bürotag hinweg. Was aber, wenn man einen Eisfleck auf der Bluse hat? Wenn Sie keine Sofortlösung wie Reinigungstücher oder Wasser zur Verfügung haben, müssen Sie damit leben.

Die aktuell heiß diskutierte Frage, wieviel Sportlichkeit BMW als Traditionshersteller verträgt, ohne dabei den Premium-Anspruch zu verlieren, sorgt bei den deutschen Rivalen für Spott und Hohn. "Da kann man ja nur lauthals lachen", zitiert das "Handelsblatt" einen der noch freundlicheren Kommentare der Konkurrenz. Als Reaktion darauf heißt es bei den Münchnern lediglich, dass "BMW-Mitarbeiter das Unternehmen repräsentieren und darauf achten sollten, adäquat gekleidet aufzutreten". Ob die "abgeschnittenen Hosen und Flipflops" tatsächlich ein "Ausdruck der Missachtung des Arbeitgebers" ist, wie die Mitarbeiterin beklagt, bleibt offen. (pte)