Smartphone mit Trackpad

BlackBerry Bold 9700 im Test

30.06.2010 von Moritz Jäger
Anzeige  Der BlackBerry Bold war das High-End-Modell der RIM-Smartphones. Der Nachfolger Bold 9700 ist kompakter und hat mehr Ähnlichkeit mit dem BlackBerry Curve. Im Test muss das Smartphone seine Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Der BlackBerry Bold 9700 ist das erste Smartphone, das RIM im ehemaligen Nokia-Standort Bochum entwickelt hat. Wer vom Vorgänger BlackBerry Bold 9000 umsteigt, dem fallen zwei Neuerungen sofort auf: Der Bold 9700 ist deutlich schmaler, und er nutzt ein Trackpad statt des bisherigen Trackballs. Im Inneren hat sich dagegen wenig getan. Der neue Bold bietet die gleiche Rechen-Power, auch der Arbeitsspeicher ist ähnlich dimensioniert. Beim ROM war RIM großzügiger: Der Speicher wurde auf 256 MByte verdoppelt. Wie gehabt bietet der BlackBerry Bold Wireless LAN gemäß 802.11g, mobil gelangen Daten per GPRS, EDGE, UMTS und HSDPA auf das Gerät. (Zur Erinnerung: Der BlackBerry Curve, eine Stufe unter der Bold-Familie angesiedelt, verzichtet auf 3G-Funktionen.) Das verbaute Bluetooth wurde auf Version 2.1 + EDR aufgerüstet. Mittlerweile lassen sich auch Inhalte wie Bilder per Bluetooth übertragen, das Versenden von Kontakten als vCard ist aber immer noch nicht möglich.

Eine durchaus positive Neuerung aber ist das Trackpad. Zu Beginn ist die Steuerung ein wenig ungewohnt, reagiert das Pad doch deutlich präziser als der Trackball. Sobald man sich aber daran gewöhnt hat, möchte man nicht mehr zurück, zumal nun auch Bedienfehler durch verschmutzte Trackball-Lager der Vergangenheit angehören.

Schnittstelle: Strom und Daten gelangen nun über die Micro-USB-Schnittstelle auf das Gerät.

Eine weitere Änderung gegenüber dem bisherigen Modell: RIM verbaut seitlich einen Micro-USB-Anschluss statt des bisherigen Mini-USB-Ports. Darüber wird das Handy nicht nur geladen, auch das Datenkabel findet hier Anschluss. Micro USB soll zwar langfristig zum Standard für Schnittstellen an Mobiltelefonen werden, für Umsteiger von früheren Black-Berrys bedeutet das aber, dass Zubehör wie Ladekabel nicht mehr kompatibel sind. Wer moderne Smartphones in seine Firmenstruktur integrieren will, sollte einige Punkte beachten; die Kaufberatung: Das beste Smartphone hilft Ihnen dabei.

Bildergalerie: BlackBerry Bold 9700.
BlackBerry Bold 9700
Auffällig: Statt dem Trackball setzt der Bold 9700 nun auf ein Touchpad zur Steuerung. (Quelle: RIM)
BlackBerry Bold 9700
Deutlich kleiner: Der neue Bold 9700 (oben) hat gegenüber dem Vorgänger deutlich abgespeckt.
BlackBerry Bold 9700
Schnittstelle: Strom und Daten gelangen nun über die Micro-USB-Schnittstelle auf das Gerät.
BlackBerry Bold 9700
Speicherplatz: Die MicroSD-Speicherkarte wird schräg über dem Akku eingeschoben.
BlackBerry Bold 9700
Rückseite: Der BlackBerry Bold 9700 setzt auf weniger Kunstleder, auch die Anordnung der Kamera ist anders.

PIM, E-Mail, Office

Wie immer kann der BlackBerry beim Thema E-Mail vor allem dann punkten, wenn das Smartphone an einen entsprechenden BlackBerry-Server angeschlossen ist. Dann landen E-Mails ohne Verzögerung im Posteingang. Beim Schreiben der E-Mails rächt sich aber die Verschlankung des Geräts: Verglichen mit dem BlackBerry Bold 9000 verliert der Nachfolger die Größe einer nahezu kompletten Tastenreihe. Da sich die Anzahl der Tasten nicht geändert hat, mussten die Entwickler sie deutlich enger zusammenrücken. So ist das „Z“ beim Bold 9000 sechs Millimeter breit und hoch, beim Bold 9700 muss es jeweils einen Millimeter abgeben. Zwar besitzen die einzelnen Tasten auch wieder eine Erhebung, doch sie sind deutlich schwerer zu treffen. Vor allem Besitzer großer Hände müssen sich umgewöhnen, Rechtschreibfehler sind, zumindest zu Beginn, programmiert.

Deutlich kleiner: Der neue Bold 9700 (oben) hat gegenüber dem Vorgänger deutlich abgespeckt.

Zusätzliche E-Mail-Konten werden bei Privatnutzern über den BlackBerry Internet Service eingerichtet, direkt im Gerät ist das nicht ohne Weiteres möglich. Allerdings bieten verschiedene Freemail-Betreiber, etwa Googlemail, einen speziellen BlackBerry-Client an, der über die App World nachgeladen werden kann. Womit wir bereits bei der App World wären, dem Programmmarktplatz von RIM. Praktischerweise erkennt der Marktplatz, welches Smartphone man benutzt. Dadurch werden nur die für den jeweiligen BlackBerry optimierten Programmversionen angeboten. Die App World ist mittlerweile gut gefüllt, sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Anwendungen sind vertreten – auch wenn noch nicht die Applikationsmassen des Apple AppStores erreicht sind. Unseren Bericht zur App World finden Sie hier.

Bei den anderen Office-Themen unterscheidet sich der BlackBerry Bold 9700 wenig von seinen Vorgängern. Die gängigen Dokumenttypen lassen sich zum größten Teil zumindest anzeigen; wer Dateien unterwegs manipulieren möchte, benötigt dazu die kostenpflichtige Pro-Version von Quickoffice.

Die Verwaltung der Kontakte sowie die Terminplanung finden in den meisten Fällen ebenfalls nicht über das Gerät statt, sondern sind an eine Groupware-Lösung wie Microsoft Outlook oder Lotus Notes gekoppelt. Dennoch ist beides auf dem Smartphone möglich, neu eingetragene Daten werden mit dem Server synchronisiert.

Multimedia und Internet

Die Software des neuen BlackBerrys hat sich nicht großartig geändert, dementsprechend gibt es auch wenige Neuerungen bei Multimedia-Inhalten und für Websurfer. Wie gehabt kommt der BlackBerry mit den gängigen Multimedia-Formaten zurecht, Videos werden über die BlackBerry-Desktop-Software in das passende Format konvertiert. Für Kopfhörer steht ein 3,5-mm-Klinkenanschluss bereit.

Speicherplatz: Die MicroSD-Speicherkarte wird schräg über dem Akku eingeschoben.

Beim BlackBerry-Browser gibt es keine Neuerungen - mit den Browsern des iPhones oder von Android-Geräten kann der BlackBerry nicht mithalten. Glücklicherweise kann man sich mit einem Alternativen Browser, wie etwa Opera Mini oder dem Bolt Browser, behelfen. Wer Instant Messaging nutzt, findet für nahezu alle gängigen Netzwerke den passenden Client in der App World, der BlackBerry Messenger ist bereits vorinstalliert.

Laufzeit

Wie bereits beim Vorgänger ist auch der Bold 9700 wieder mit einem großzügigen Akku ausgestattet. Satte 1500 mAh stehen bereit, die das Smartphone lange mit Strom versorgen. RIM gibt die Laufzeit mit bis zu sechs Stunden Sprechzeit an, im Stand-by-Modus hält das Gerät 17 Tage mit aktiviertem 3G durch. Verzichtet man auf UMTS und HSDPA, verlängert sich die Laufzeit laut RIM auf 21 Tage. Wie bereits erwähnt, sollte man diese Option in jedem Fall überdenken, 3G bringt aufgrund der Komprimierung des BlackBerry-Systems nur selten einen wirklichen Vorteil. Selbst Dienste wie Google Maps lassen sich mit GPRS und EDGE problemlos nutzen.

Ladezeit: In 230 Minuten ist die Batterie des BlackBerry Bold 9700 wieder voll.

In unserem Dauertest hielt der BlackBerry Bold 9700 rund 387 Minuten durch, das entspricht einer Laufzeit von fast 6,5 Stunden. Der Vorgänger schnitt zwar ein wenig besser ab, aber die Laufzeit korreliert mit den RIM-Angaben. Unser Test geht zudem von der schlechtestmöglichen Situation aus; so waren die Bildschirmhelligkeit auf die höchste Stufe gestellt, der Push-Mail-Dienst aktiviert und der Datendienst über 3G hergestellt.

Tabelle: Der BlackBerry Bold 9700 im Überblick

Hardware

Prozessor

Marvell, 624 MHz

Speicher

intern: 256 MByte
RAM: 128 MByte

Erweiterungsslot

ja, MicroSD bis 32 GByte

Display

480 x 360 Bildpunkte

Größe (H x B x T)

60 x 109 x 14.1mm

Gewicht

122 Gramm inklusive Akku

Akku

1500 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GSM / GPRS / EDGE / UMTS / HSDPA

WLAN / GPS

ja / ja

Bluetooth

ja, 2.1 +EDR

Schnittstelle

Micro-USB

Synchronisation

BlackBerry Sever, BIS

Betriebssystem

BlackBerry OS 5.0

Vertrieb und Preis

Hersteller

Research in Motion (RIM)

Preis (voraussichtlich) mit Vertrag

T-Mobile: ab 119,95 Euro
O2: ab 89 Euro
Vodafone: ab 99,90 Euro

ohne Vertrag (UVP)

Etwa 480 Euro

Vertrieb

T-Mobile, Vodafone, O2

Fazit: Übertriebener Schlankheitswahn?

Wer den neuen BlackBerry Bold 9700 das erste Mal sieht, ist verwundert: Äußerlich gibt es kaum einen Unterschied zum billigeren Curve-Modell. Der große, helle Bildschirm wurde ebenso verkleinert wie die Tastatur. Dennoch nutzt das Smartphone beispielsweise die Akkus der Bold-Serie, andere passen nicht. Gut, dem Nutzer steht als Datenübertragung zusätzlich noch HSDPA zur Verfügung. Da das BlackBerry-System aber die meisten Daten sowieso enorm komprimiert, hat der Anwender nur selten einen Vorteil dadurch. Besitzer größerer Hände ärgern sich dagegen über die kleinere Tastatur – das Tippen war auf dem Bold 9000 deutlich angenehmer.

Rückseite: Der BlackBerry Bold 9700 setzt auf weniger Kunstleder, und auch die Anordnung der Kamera ist anders.

Alles in allem hinterlässt der Bochum-BlackBerry einen gemischten Eindruck. Was das Innere anbelangt, macht er eine hervorragende Figur, RIMs Push-Mail-Technologie ist noch immer der Maßstab für mobile E-Mail, und auch bei der Geräteadministration liegt RIM weit vor Apple und Co. Dennoch muss man sich fragen, ob das neue Trackpad, integriertes 3G, größerer Akku und Bluetooth 2.1 + EDR den doch deutlichen Aufpreis gegenüber dem BlackBerry Curve 8900 rechtfertigen – denn was die restlichen Spezifikationen, etwa Bildschirm und Größe, angeht, sind sich beide Geräte sehr ähnlich.

Ein kleiner Hinweis noch: Werfen Sie doch einmal einen Blick auf unser neues Tecchannel Mobil-Portal, zu erreichen unter mobil.tecchannel.de. Hier haben Sie die Möglichkeit, auf die wichtigsten Artikel schnell und übersichtlich von überall aus zuzugreifen. (mje)

Alternative: Der BlackBerry Bold 9000

Der Vorgänger bietet eine größeres Display und größere Tasten. Das Betriebssystem ist ebenfalls noch durchaus aktuell. Greift man zum Bold 9000, hat man gegenüber dem Nachfolger Bold 9700 kaum Nachteile. Unseren Test finden Sie hier.

Alternative 2: Das Nokia E75

Beim Nokia E75 lässt sich die Tastatur unter dem Gehäuse hervorziehen; zudem garantiert Nokia for Exchange eine nahtlose Integration in Microsoft-Umgebungen. Den Test zum Nokia E75 finden Sie hier.