Tour de France 2015

Big Data macht den Radsport digital

06.07.2015 von Florian Maier
Das berühmteste Radrennen der Welt fesselt auch 2015 Millionen Fans. Dabei wissen viele Radsport-Enthusiasten gar nicht, dass dies die erste digitale Tour de France ist.

Denn für die Tour de France 2015 ist Veranstalter A.S.O. eine Kooperation mit dem Data-Service-Unternehmen Dimension Data eingegangen. So bekommen Fans erstmals in der Geschichte der Tour de France die Möglichkeit, die Performance jedes einzelnen der 198 Tour-Teilnehmer en detail einzusehen.

Bei der Tour de France wird 2015 erstmals eine Big-Data-Analyse durchgeführt - und zwar live im Netz.
Foto: Radu Razvan / shutterstock.com

Tour de Big Data

Möglich wird dies durch den Einsatz von GPS-Sensoren, die unter dem Sattel montiert sind. Die Daten werden direkt an eine Website übertragen. Tour-de-France-Zuschauer können sich so in Echtzeit beispielsweise über die exakte Position und Geschwindigkeit ihres Favoriten informieren. Bislang waren solche detaillierten Informationen lediglich den Teams selbst zugänglich. In Bezug auf bestimmte persönliche Daten des Fahrers wie etwa die Herzfrequenz bleibt das natürlich auch weiterhin so.

Jeremy Ord, Executive Chairman bei Dimension Data erklärt den Mehrwert für die Tour-de-France-Zuschauer: "Bislang war es schwierig zu verstehen, was außerhalb des im Fernsehen übertragenen Geschehens vor sich geht. Die Möglichkeit bestimmten Fahrern zu folgen, genaue Informationen darüber einzuholen wer in einer Gruppe fährt und die Geschwindigkeiten in Echtzeit einzusehen, sind nur einige der Innovationen, die wir mit dieser Lösung umsetzen können."

Digitaler Radsport und neue Sichtweisen

Laut Dimensions Data werden die 198 Teilnehmer der Tour de France für rund 42.000 Geodaten-Punkte und 75 Millionen GPS-Analysen sorgen. Für die Website die der Speicherung und Darstellung der Daten dient, rechnen die Betreiber mit circa 17 Millionen Besuchern und 2000 Seitenaufrufen pro Sekunde.

Christian Prudhomme, seit 2007 Generaldirektor der Tour de France, sieht im Big-Data-Projekt von A.S.O. und Dimension Data eine kleine Radsport-Revolution: "Diese technologische Entwicklung wird eine wesentlich bessere Rennanalyse ermöglichen, den Fokus auf das taktische Geschehen legen und klarmachen, wie wichtig die Rolle des Fahrers innerhalb eines Teams ist. Unsere gemeinsamen Bemühungen werden die Art und Weise wie wir die Tour de France - und den Radsport im Allgemeinen - verfolgen, verändern wird."

Big Data: Neue Berufsbilder
Big Data: Neue Berufsbilder
In den teilweise euphorischen Einschätzungen von Markforschern und IT-Unternehmen ist immer wieder die Rede von neuen Berufsbildern, die Big Data mit sich bringen soll. Dazu zählen unter anderem folgende Tätigkeiten:
Data Scientist
Er legt fest, welche Analyseformen sich am besten dazu eignen, um die gewünschten Erkenntnisse zu erzielen und welche Rohdaten dafür erforderlich sind. Solche Fachleute benötigen solide Kenntnisse in Bereichen wie Statistik und Mathematik. Hinzu kommen Fachkenntnisse über die Branche, in der ein Unternehmen beziehungsweise tätig ist und über IT-Technologien wie Datenbanken, Netzwerktechniken, Programmierung und Business Intelligence-Applikationen. Ebenso gefordert sind Verhandlungsgeschick und emotionale Kompetenz, wenn es um die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen geht.
Data Artist oder Data Visualizer
Sie sind die "Künstler" unter den Big-Data-Experten. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Auswertungen so zu präsentieren, dass sie für Business-Verantwortliche verständlich sind. Die Fachleute setzen zu diesem Zweck Daten in Grafiken und Diagramme um.
Data Architect
Sie erstellen Datenmodelle und legen fest, wann welche Analyse-Tools Verwendung finden und welche Datenquellen genutzt werden sollen. Auch sie benötigen ein umfassendes Know-how auf Gebieten wie Datenbanken, Datenanalyse und Business Intelligence.
Daten-Ingenieur
Diese Aufgabe ist stark auf die IT-Infrastruktur ausgerichtet. Der Dateningenieur ist das Big-Data-Analysesystem zuständig, also die Hard- und Software sowie Netzwerkkomponenten, die für das Sammeln und Auswerten von Daten benötigt werden. Eine vergleichbare Funktion haben System- und Netzwerkverwalter im IT-Bereich.
Information Broker
Er kann mehrere Rollen spielen, etwa die eines Datenhändlers, der Kunden Informationen zur Verfügung stellt, oder die eines Inhouse-Experten, der Datenbestände von unterschiedlichen Quellen innerhalb und außerhalb des Unternehmens beschafft. Außerdem soll er Ideen entwickeln, wie sich diese Daten nutzbringend verwenden lassen.
Data Change Agents
Diese Fachleute haben eine eher "politische" Funktion. Sie sollen bestehende Prozesse im Unternehmen analysieren und anpassen, sodass sie mit Big-Data-Initiativen kompatibel sind. Nur dann lässt sich aus solchen Projekten der größtmögliche Nutzen ziehen. Wichtig sind daher ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten, Verständnis für Unternehmensprozesse sowie Kenntnisse im Bereich Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement (Six Sigma, ISO 9000).