Anschreiben, Lebenslauf, Initiativbewerbung

Bewerbungsstrategien für jung und alt

04.07.2020 von Susanne Köppler
Um sich erfolgreich zu bewerben ist es wichtig zu wissen, dass sich die Strategie mit dem Alter verändert. Ob Sie 20, 30, 40 oder 50 Jahre alt sind, hat einen großen Einfluss darauf, wie Sie Sich bewerben und vorstellen sollten.
  • Tattoos und Piercings mindern die Chancen beim Vorstellungsgespräch
  • Young Professionals sollten bei der Bewerbung mit einem originellen Betreff oder einer Initiativbewerbung beim Chef punkten
  • Ältere Bewerber sollten ihre Erfahrung in den Vordergrund stellen

Die Karriere- und Stilberaterin Christina Tabernig von korrekt! weiß genau, worauf es bei Bewerbungen ankommt. Wie alt man ist und welchen Erfahrungsschatz man mitbringt, beeinflusst die Bewerbungsstrategie. In jeder Altersgruppe gibt es typische Fallen, auf die geachtet werden sollte, aber auch Chancen, die in Bewerbungen und in Vorstellungsgesprächen zum Vorteil genutzt werden können.

Wie alt man ist und welchen Erfahrungsschatz man mitbringt, beeinflusst die Bewerbungsstrategie.
Foto: StockLite - shutterstock.com

20 Jahre: Berufseinsteiger

Berufseinsteiger um die 20 Jahre sollten primär die Zukunft im Blick haben. Im Vergleich zu ihren älteren Mitbewerbern können sie nicht mit viel Erfahrung oder ausführlichen Referenzen punkten. Meist kommen Berufseinsteiger gerade von der Uni oder aus der Ausbildung, weshalb es ihnen laut Tabernig häufig schwer fällt, "sich selbst und die eigenen Stärken treffend zu beschreiben". Eine Möglichkeit, das zu trainieren, besteht darin, vor Freunden und der Familie Vorstellungsgespräche zu üben.

Die Karriereberaterin rät außerdem dazu, sich selbst einmal zu googeln und die angezeigten Ergebnisse kritisch zu betrachten. Zusätzlich sollten die verschiedenen sozialen Netzwerke wie Facebook, Xing oder LinkedIn auf den neusten Stand gebracht werden und ungünstige Fotos vom letzten Party-Urlaub entfernt werden - ansonsten droht ein schnelles Ausscheiden aus dem Bewerbungsprozess.

Die richtige Vorbereitung

Ein weiterer Stolperstein zeigt sich dann, wenn man zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Dabei steht häufig die Frage im Raum, was die passende Kleidung ist. Diese hängt nicht nur vom Alter des Bewerbers, sondern in erster Linie von der Branche ab. Dabei sollten sich Bewerber laut Tabernig zufolge nicht älter machen, als sie sind. In manchen Branchen herrscht jedoch ein klarer Dresscode: Wer sich in einer Bank bewirbt, wird um Kostüm oder Anzug nicht herumkommen, wobei für Frauen gilt, dass nackte Beine zum Rock ein absolutes No-Go sind. In kreativen oder sozialen Branchen dürfen Sie sich meist auch individueller kleiden. "Geizen Sie mit Parfum, nehmen Sie Piercings raus und verdecken Sie Tattoos", fasst es die Beraterin zusammen.

Stilvolle Business-Kleidung -
Stilvolle Business-Kleidung
... ist eine hohe Kunst. Lesen Sie unsere Anregungen, um die größten Fettnäpfchen zu vermeiden.
Das Sakko
Daran erkennen Sie die Qualität: Ein teureres Sakko hat an den Ärmeln vier statt drei Knöpfe.
Hemdsärmelig?
Der Ärmel des Sakkos ist eineinhalb Zentimeter kürzer als der Hemdsärmel und reicht bis zum Knochen des Handgelenks.
Seriös wirken
Der korrekte Anzug für den Job hat einen dunklen Farbton.
Das Detail macht den Unterschied
Ein Haifischkragen wirkt deutlich schicker als der gute alte Kentkragen.
Schlichtweg unmöglich ...
... sind Button-down-Hemden in der Führungsetage oder bei Geschäftsveranstaltungen.
Details, Teil 2
Eine Krawatte ist ein Statement. Binden Sie diese deshalb ordentlich, wobei der oberste Hemdknopf geschlossen wird.
Kariert oder gestreift?
Wenn Sie gemusterte Hemden bevorzugen, entscheiden Sie sich für ein unauffälliges Design oder klassische Streifen bei der Krawatte.
Von Kopf bis Fuß
Nichts ruiniert Ihr Outfit schneller, als ein stilloser oder vernachlässigter Schuh. Mit den Klassikern (Oxfords und Brogues) liegen Sie immer richtig.
Farbkombis
Zu schwarzen Anzügen trägt man weder braune Gürtel noch braune Schuhe. Zumindest nicht als Deutscher. Italiener kriegen auch diese Kombi chic hin.
Weniger ist mehr.
Zu einem Nadelstreifenanzug wählen Sie immer ein einfarbiges Hemd.
Noch ein No-Go ...
... sind nackte Männerwaden! Das geht nur beim Sport! Achten Sie darauf, dass die Socken auch beim Beinüberschlag keine Haut zeigen. Auf Nummer Sicher gehen Sie dabei mit Kniestrümpfen.
Ein Mann ist ein Mann ...
... Schmuck ist deshalb im Business-Umfeld nach wie vor nicht akzeptiert. Hier sollten sich Herren auf maximal ein bis zwei Ringe und eine Armbanduhr beschränken.
Manchmal geht auch leger.
Bei Geschäftsessen oder zum Drink nach Feierabend darf die Krawatte auch mal fehlen.
Drauf reingefallen?
Business Casual als Dresscode suggeriert zwar einen Freizeit-Look, jedoch nur im angemessenen Rahmen: Jeans sind absolut tabu, ebenso wie Shorts oder offene Schuhe.
Für Fortgeschrittene
Business Casual, Teil 2: Stilvoll sind Polohemden, farbige Oberhemden und/oder feine Strickpullover in Kombination mit Baumwoll- oder Cordhosen.

Um einen guten Eindruck bei dem potenziellen Arbeitgeber zu hinterlassen, empfiehlt Tabernig, sich ausreichend über das Unternehmen, die ausgeschriebene Stelle und den Gesprächspartner im Vorstellungsgespräch zu informieren. Zudem kann es negativ auffallen, wenn ein Berufseinsteiger zu forsch auftritt: "Anfänger sollten mehr zuhören als selbst reden, sonst wirken sie naseweis", gibt die Expertin zu bedenken.

30 Jahre: Young Professionals

Wer etwa 30 Jahre alt ist und bereits erste Berufserfahrungen gesammelt hat, gehört zu den Young Professionals. In dieser Phase müssen Bewerber auffallen, um im Gedächtnis zu bleiben, da sie wahrscheinlich einer von vielen sein werden. Auffallen bedeutet allerdings nicht, seine Bewerbungsmappe mit Strandbildern zu versehen oder zu offensiv auszutreten. "Mit einem originellen Betreff oder einer selbstbewussten Initiativbewerbung beim Chef persönlich stechen Sie heraus", empfiehlt Tabernig.

Im Vorstellungsgespräch rät die Expertin dazu, nach Aufstiegschancen wie Weiterbildungsmöglichkeiten oder Bildungsreisen zu fragen. Damit betonen Kandidaten ihren Ehrgeiz und ihre Ziele. Wichtig ist außerdem, dem Unternehmen deutlich zu vermitteln, was man zu bieten hat.

Persönliche Fragen

Insbesondere weibliche Young Professionals werden in Vorstellungsgesprächen auf Herz und Nieren geprüft, da das Unternehmen wissen möchte, ob sie wegen Schwangerschaft oder Erziehung längere Zeit ausfallen könnten. Direkt nach solchen Umständen fragen darf der Chef zwar nicht, er wird jedoch in den meisten Fällen versuchen, durch Fragen nach ihrem Privatleben hinter ihre Pläne zu kommen. "Fragen rund ums Privatleben sind verdächtig. Sprechen Sie von Reisen, Hobbys und Sport, behalten Sie die große Liebe und den Kinderwunsch für sich", erklärt die Karriereberaterin.

Unzulässige Fragen im Bewerbungsgespräch -
Schwanger?
So ist zum Beispiel die Frage nach einer Schwangerschaft unzulässig. Eine Ausnahme wäre es nur dann, wenn die Tätigkeit das Ungeborene schädigen könnte.
Fragen nach der Familienplanung
Auch die Frage nach der persönlichen Familienplanung ist unzulässig.
Sind Sie religiös?
Auch hier darf man lügen. Ausnahme: Man bewirbt sich bei einem kirchlichen Arbeitgeber.
Wenn morgen Wahl wäre
Auch hier muss nur geantwortet werden, wenn der Arbeitgeber ein Tendenzbetrieb ist, etwa eine Partei.
Lohnpfändungen und Vermögensverhältnisse
Fragen zu diesen Themen sind ebenfalls unzulässig. Eine Ausnahme besteht nur dann, wenn der Bewerber sich auf eine Position mit umfangreichem Geldverkehr bewirbt.
Vorbestraft?
Die Frage ist unzulässig, außer die Vorstrafe ist von direkter Bedeutung für die Tätigkeit.
Fragen nach Aids-Erkrankung
Fragen nach einer Aids-Infektion müssen dann beantwortet werden, wenn die Tätigkeit andere Menschen gefährden kann. Die Frage nach einer Aids-Erkrankung muss wahrheitsgemäß beantwortet werden.
Gewerkschaftsmitglied
Hier gilt das gleiche wie bei der Konfession und der Parteizugehörigkeit. Wer sich nicht bei einem Tendenzbetrieb bewirbt, darf lügen.
Souverän antworten
Auf unzulässige Fragen lieber nicht "Das dürfen Sie nicht!" sagen. Besser gelassen und souverän reagieren, bei der Wahrheit muss man nicht bleiben.

40 Jahre: In der Lebensmitte

Wer sich mit etwa 40 Jahren bewirbt, darf nicht als Bittsteller auftreten, auch wenn sich Bewerber in diesem Alter oft unsicher sind, ob sie die geeigneten Kandidaten sind. Bewerber, die in der Lebensmitte stehen, haben jungen Bewerbern viel voraus. Sie haben sich bereits ein Netzwerk aufgebaut, können Referenzen vorweisen und bestechen mit Berufserfahrung. Zudem unterlaufen erfahrenen Bewerbern keine Anfängerfehler mehr.

Offenheit ist für Bewerber um die 40 der Schlüssel zum Erfolg. Ihnen stehen noch mindestens 20 Arbeitsjahre bevor. Tabernig rät, dass es wichtig ist, einen Personaler davon zu überzeugen, dass sie ihre Erfahrung gut einbringen können und langfristig für die Arbeit brennen.

50 Jahre: "Alter" Hase

Wenn sich 50-Jährige noch einmal bewerben müssen, sollte sie sich bewusst darüber sein, dass sich Bewerbungsverfahren und Prozesse in den letzten Jahren deutlich verändert haben. Die Expertin rät daher, ein Bewerbungsseminar zu besuchen, um sich mit den Neuerungen vertraut zu machen. "Alte Zöpfe wie 'Hiermit bewerbe ich mich…' sind heute ein No-Go".

Bewerber um die 50 sollen auf die Stellenausschreibungen achten. Wenn von Unternehmensseite eine Online-Bewerbung bevorzugt wird, sollten sie keine Mappe abgeben. Auch der Umgang mit Bewerbungsseiten will gelernt sein. Dafür kann man sich jedoch auch problemlos Hilfe holen, zum Beispiel von den eigenen Kindern. Mit ihrer Berufs- sowie Lebenserfahrung können sie laut Tabernig insbesondere bei erfolgreichen mittelständischen Unternehmen besonders punkten und ihren Erfahrungsschatz voll einbringen.

Tipps zum erfolgreichen Bewerben -
Bewerbungsgespräch
"Warum sollen wir gerade Sie einstellen?" Als Bewerber zahlt es sich aus, auf diese Frage im Vorstellungsgespräch vorbeireitet zu sein. Was Sie sonst noch über eine erfolgreiche Bewerbung wissen sollten, das sagt Ihnen Cornelia Riechers, Autorin des paradoxen Bewerbungsratgebers "So bleiben Sie erfolgreich arbeitslos.", in den folgenden zehn Tipps.
Traumberuf
Der erfolgreiche Bewerber weiß, was er will. Er hat das, was er am allerliebsten tut, zu seinem Beruf gemacht. Die Freude an seiner Arbeit gibt ihm immer genug Kraft, um sich und seine Familie damit zu ernähren, auch in schlechten Zeiten. Wenn er in einer Firma seinen Job verliert, findet er im Handumdrehen etwas Neues oder macht sich selbständig.
Eigeninitiative
Der erfolgreiche Bewerber wartet nicht, wie der Mann auf dem Bild, bis jemand an seiner Haustür klingelt und ihm seinen neuen Job auf dem Silbertablett serviert. Er wird selbst aktiv und setzt alle Hebel in Bewegung. In seine Bewerbungskampagne investiert er genauso viel Arbeit wie in eine Vollzeitanstellung. Rückschläge verkraftet er gut, weil er immer mehrere Eisen im Feuer hat.
Zielgerichtete Bewerbung
Der erfolgreiche Bewerber sieht ein Unternehmen nicht als Anlaufstelle für seine Versorgungsansprüche. Vielmehr agiert er wie ein Verkäufer, der dem Arbeitgeber einen Nutzen bietet und dafür eine Vergütung erhält. Er zeigt dem Unternehmen, was er leisten kann, um dessen Umsätze und Gewinne zu steigern.
Selbstpräsentation
Der erfolgreiche Bewerber knausert nicht und übertreibt nicht. Sein Foto misst etwa sechs mal neun Zentimeter, seine schlichte, praktische Bewerbungsmappe umfasst maximal sieben bis zehn Dokumente. Sein Anschreiben passt auf ein Blatt; sein Lebenslauf darf sich über zwei bis drei Seiten erstrecken. Beim Vorstellungsgespräch tritt er bescheiden, jedoch nicht unterwürfig auf und strahlt Selbstvertrauen aus, ohne arrogant oder anmaßend zu wirken. Achten Sie auf Ihre Körperhaltung: verkrampfte Hände und unruhige Füße wirken unsicher.
Stärken und Schwächen
Der erfolgreiche Bewerber besinnt sich auf seine besonderen Stärken. Dann findet er heraus, welche Unternehmen Bedarf an seinem Können haben. An diese wendet er sich, lange bevor sie ein Stellenangebot veröffentlichen. So erschließt er den verdeckten Stellenmarkt und verschafft sich dadurch Vorteile.
Wege zum Markt
Der erfolgreiche Bewerber kennt mehr als einen Weg zum neuen Job. Er reagiert auf Angebote in Printmedien und Internet-Jobbörsen, er schaltet auch ein eigenes Stellengesuch. Die Möglichkeiten der Agentur für Arbeit schöpft er aus, einschließlich der angeschlossenen Institutionen wie ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung). Er geht von selbst auf Firmen zu, nicht nur per Telefon, Brief und E-Mail, sondern auch persönlich. Sein berufliches und privates Kontaktnetzwerk nutzt er, um seinen Aktionsradius zu erweitern. Und er optimiert seinen Auftritt mit der Unterstützung eines Outplacement- oder Karriereberaters.
Bewerbungsmappe
Der erfolgreiche Bewerber gestaltet seine Bewerbungsunterlagen so, dass der Arbeitgeber seine Eignung für den angestrebten Job erkennt. Er legt den Schwerpunkt auf diejenigen Erfahrungen und Kompetenzen, die ihn dafür qualifizieren.
Anschreiben
Der erfolgreiche Bewerber befasst sich gründlich mit einem Stellenangebot, bevor er es beantwortet. Seine Analyse beginnt ganz oben, bei der Selbstdarstellung des Unternehmens und der Beschreibung der Aufgaben. Er versteht, worauf es bei der ausgeschriebenen Position ankommt, und arbeitet in seinem Anschreiben Punkt für Punkt alles ab, was er in Bezug auf die Anforderungen zu bieten hat. Dabei vergisst er auch seine Englisch- und IT-Kenntnisse nicht.
Vorstellungsgespräch
Im Vorstellungsgespräch zeigt der erfolgreiche Bewerber, dass er sich mit seinem zukünftigen Unternehmen und seiner Tätigkeit dort intensiv beschäftigt hat und dass er die anstehenden Aufgaben lösen kann. Außerdem spürt man seine Freude an genau dieser Arbeit, deshalb hat er die Nase vorn und kann die Konkurrenz ausstechen.
Einarbeitungszeit
In der Probezeit achtet der erfolgreiche Bewerber vor allem darauf, sich in das bestehende Team einzufügen. Er weiß, dass sein Erfolg nur zu zwanzig Prozent von seinen fachlichen Leistungen abhängt. Weil er dafür sorgt, dass sein Chef und seine neuen Kollegen ihn mögen, umgibt ihn automatisch auch der Nimbus des Tüchtigen.