Bewerbungsklassiker in erweiterter Auflage erschienen

15.10.2002
Es herrscht Flaute auf dem Arbeitsmarkt, die Jobsuche entpuppt sich für immer mehr Bewerber als quälend langer Weg. Kein Grund zum Verzweifeln, meint der amerikanische Bestseller-Autor Richard Nelson Bolles in seinem Buch "Durchstarten zum Traumjob" , das gerade in überarbeiteter und erweiterter Auflage erschien.

"Es gibt immer Jobs und viele Wege, sie zu finden. Wenn Sie mit herkömmlichen Methoden keinen Job finden, dann sind Sie persönlich dafür verantwortlich - nicht die Regierung oder eine Vermittlungsagentur." Auf den ersten Blick scheint der amerikanische Karriereexperte Bolles mit den Bewerbern hart ins Gericht zu gehen. Doch wer sich mit seinem Klassiker "Durchstarten zum Traumjob" (Orginaltitel: What Colour ist your Parachute?) beschäftigt, merkt schnell, dass der Autor den Leser nicht mit solchen Feststellungen allein lässt, sondern unkonventionelle Wege der Jobsuche aufzeigt.

Das Handbuch, zu recht als "Bibel der Jobsuchenden" bezeichnet, begleitet den Bewerber Schritt für Schritt in der beruflichen Neu- oder Umorientierung, untersucht Bewerbungsstra-tegien wie über das Internet auf ihre Effektivität hin und spart auch unangenehme Themen wie Depression durch Arbeitslosigkeit nicht aus. Bolles betrachtet die Arbeitssuche als einen Teil der gesamten Lebensplanung, die viel umfassender angelegt ist, als Zeitungen oder das Internet nach offenen Positionen zu durchforsten.

"Der erste Schritt besteht immer in einer genauen Analyse der eigenen Fähigkeiten. Schließlich wissen die meisten Menschen gar nicht, was alles in ihnen steckt", beschreibt die Münchner Karriereberaterin Madeleine Leitner, die Bolles´Buch zum zweiten Mal für den deutschen Markt bearbeitete. Im Buch finden sich dazu auch zahlreiche praktische Übungen. Nach den nun erkannten persönlichen Vorlieben und Neigungen sollen dann berufliche Ziele definiert werden, für die man sich wirklich begeistern kann.

"Eine konkrete berufliche Zielvorstellung eröffnet völlig neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten bei der Jobsuche", ist Leitner überzeugt. "Durchstarten zum Traumjob" unterscheidet zwischen konventioneller und kreativer Jobsu-che. Bei Letzterer spielen der verdeckte Stellenmarkt und das Thema Networking eine große Rolle. "Zwei Drittel aller Positionen werden nicht durch offizielle Ausschreibungen besetzt. Denn bevor ein Arbeitgeber eine Anzeige schaltet, sucht er intern nach geeigneten Kandidaten oder fragt Mitarbeiter, ob sie je-manden kennen, der in Frage käme", sagt Leitner. Darum sei es gerade in Krisenzeiten wichtig, dass sich Arbeitssuchende für Unternehmen mit offenen Stellen sichtbar machen - und nicht nur von zu Hause aus im Internet nach Jobs suchen.

Leitner verficht wie Bolles die so genannte PIE-Methode: Probieren, Information und Einstellung sind die drei Bestandteile dieses strategischen Networking. In der Probierphase sollen die Stellensuchenden ihre Schüchternheit verlieren und durch Gespräche weitere Kontakte knüpfen. "Allerdings darf man sich nie als Problemfall darstellen", warnt Leitner. "Sobald man sagt, dass man einen Job sucht, fällt beim Gegenüber die Klappe ." Ist die Hürde, auf andere Menschen zuzugehen, überwunden, kann der Betroffene zur Informationsphase übergehen. Ob bei Messen, Vorträgen, Arbeitskreisen oder in Wirtschaftsclubs - hier spricht und trifft er Leute, die in der gewünschten Branche arbei-ten und die ihm über Entwicklungen und Probleme der Branche Auskunft geben können.

"Je mehr Gespräche er führt, umso interessanter wird er als Gesprächspartner", erklärt die Karriereberaterin. Er erhöht dadurch seine Sichtbarkeit und wird allmählich als Insider wahrgenommen, da er die Fachausdrücke der Branche mitbekommt. Oft ergeben sich in den Gesprächen schon erste Hinweise auf offene Stellen, so dass die dritte Phase, die der Einstellung, beginnen kann. Nun tritt man zum ersten Mal als Bewerber auf. In Vorstellungsgesprächen sollte dieser zeigen, dass er bereits Insider ist, und glaubhaft unter Beweis stellen, wie er die Probleme des Arbeitgebers lösen kann. Dazu Leitner: "Der Kandidat sollte nicht nur behaupten, dass er etwa teamfähig ist, sondern es am konkreten Beispiel darstellen. Das tatsächliche Verhalten ist immer noch die beste Prognose für die Zukunft."

Durch dieses Vorgehen werde der Kandidat vom "Bittsteller zum Problemlöser". Eine we-sentliche Voraussetzung für die PIE-Methode ist, dass er genau weiß, was er will. "Es genügt nicht, nur den Traumjob zu wollen und sich keine Alternative überlegt zu haben. Arbeitslose sollten sich zuerst nach Alternativen um-schauen, um schnell wieder einen Fuß in der Tür zu haben", beschreibt Leitner.

Richard Nelson Bolles: Durchstarten zum Traumjob. Das Handbuch für Ein-, Um- und Aufsteiger. Aus dem Englischen übersetzt und für die deutsche Ausgabe bearbeitet von Madeleine Leitner, Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-593-37088-3, 21.50 Euro.