Bewerben per Video - YouTube macht's möglich

07.12.2006
In den USA gehen immer mehr Jobsuchende dazu über, ihren Lebenslauf per Video aufzuzeichnen und auf Internet-Plattformen wie YouTube zu veröffentlichen.

Jobvermittler sehen in Videoplattformen eine neue Chance, auf ihre Kandidaten aufmerksam zu machen. Die Bewerber beantworten typische Fragen, die in einem Vorstellungsgespräch relevant werden können, schon vorab in einem Video. Der Link wird dem Bewerbungsschreiben beigefügt, die Personaler können sich ein Bild machen, bevor sie Kandidaten einladen.

Das "Wall Street Journal" berichtet, dass diese Form der Bewerbung auch in den USA noch in einem frühen Stadium ist und vor allem von Unternehmen der Medien- und Unterhaltungsindustrie akzeptiert wird. Erste Online-Jobbörsen haben aber bereits reagiert. Jobster.com etwa bemüht sich darum, dass Jobsuchende ihre Profile um kurze Video-Clips anreichern und auf der Plattform anbieten können.

Personaler sind sich einig, dass hier ein Trend entsteht, der vor allem junge Bewerber betrifft (siehe auch: Arbeitsmarkt: Die Millennials wirbeln die Strukturen durcheinander). Unternehmen sparen eine Menge Zeit und Geld, wenn sie ihre Kandidaten vor der Einladung in einem maximal dreiminütigen Clip sichten können. Erfolg versprechend sind Video-Bewerbungen aber wohl nur dann, wenn sie nicht über das Ziel hinaus schießen. Bewerber sollten gewisse Regeln einhalten, um einen möglichst professionellen Eindruck zu hinterlassen und sich nicht lächerlich zu machen.

Ein Bewerbungsvideo der besonderen Art. Nicht unbedingt empfehlenswert.

Weitläufig bekannt ist das Beispiel von Aleksey Vayner, einem Studenten der Universität Yale. Er wollte als Investment-Banker bei der schweizerischen UBS AG anfangen und reichte ein Video ein mit dem Titel "Nichts ist unmöglich". Vayner produzierte sich als Gewichtsheber, Karate-Meister, Eintänzer und Tennis-As - zum Amüsement der schadenfrohen YouTube-Gemeinde. Vermutlich aufgrund einer Indiskretion in den Reihen des UBS-Personals geriet das Video auf die Youtube-Plattform. Vayner ist nun weltberühmt - aber bei UBS arbeitet er nicht.

Headhunter und erste Dienstleister, die Videos für Bewerber anfertigen, empfehlen, den Videoclip möglichst kurz zu halten. Bewerber können direkt in die Kamera sprechen oder sich von jemandem interviewen lassen. Sie sollten gut vorbereitet sein und sich natürlich geben. Das Ablesen des Textes von einem Manuskript ist absolut tabu. Videos sollten exakt auf den Job zugeschnitten sein, für den sich der Kandidat interessiert. Es ist nicht sinnvoll, mit einem einmal erstellten Video sämtliche Bewerbungen anreichern zu wollen.

Erfordert die angestrebte Position Kreativität, sollte dies auch im Video zum Ausdruck kommen - ein schmaler Grat, denn zuviel Kreativität kann als Aufdringlichkeit empfunden werden. Die Experten raten Bewerbern, die ihr Video privat erstellen wollen, dazu, erst einmal ein Übungsvideo anzufertigen. Außerdem gilt es, bei der Wahl der Plattform Vorsicht walten zu lassen. YouTube muss angesichts der Millionen von Nutzern nicht die erste Adresse sein.

In den USA sind bereits erste Dienstleister wie etwa Wetjello im Markt, die Bewerbern den Upload von Videos bieten. JobBait.com ermöglicht seinen Kunden, Videos einzuschicken, um sie professionell bearbeiten zu lassen. Auch Interactive Video Technologies arbeitet an einem ähnlichen Service, der noch in diesem Jahr starten soll. (hv)