Das Skill-Profil als Visitenkarte

Bewerben für Freiberufler

26.02.2011 von Alexandra Mesmer
Wenn sich Freiberufler um einen neuen Auftrag bewerben wollen, ist ihr Lebenslauf nicht so wichtig. Im Vordergrund steht das Skill-Profil, das über technische Qualifikationen und Projekte informiert.
Andre Dathe, GFT: Skill-Profile über zehn Seiten schrecken ab.

André Dathe arbeitet als Teamleiter in der Vermittlungsagentur GFT Resource Management. Täglich sichtet er mit seinen Kollegen hunderte Profile freiberuflicher IT-Spezialisten. Dabei sieht er auch viele Profile, die keinen guten ersten Eindruck hinterlassen: Qualifikationsprofile im Powerpoint Format, mit Bergpanorama im Hintergrund oder einseitige Profile im Querformat mit unterschiedlichsten Schrifttypen. Laut Dathe sollte jedem Freiberufler stets bewusst sein, dass das Qualifikationsprofil seine Visitenkarte ist: "Das Profil ist das Erste, was der Kunde von ihm sieht - und deshalb muss es überzeugen!"

Für die Computerwoche hat Dathe die wichtigsten Bewerbungstipps für Freiberufler zusammengestellt:

1. Foto ist ein Pluspunkt

Im Allgemeinen gilt: Besondere Kreativität ist bei der Erstellung des CVs im professionellen IT-Umfeld nicht gefragt. Viel wichtiger ist stattdessen, dass das Skill-Profil informativ und vollständig ist. Grundsätzlich ist ein Foto, wie in Lebensläufen für Bewerber für Festanstellungen auch, ein wichtiges Element. Viele IT-Projektleiter führen vorab Telefoninterviews mit den Freiberuflern, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Deshalb ist es immer positiv, wenn man ein Gesicht zur Stimme hat mit möglichst aktuellem Foto.

gute Fotos
Zähne zeigen
Dieses Foto wäre perfekt, wenn der Herr Zähne zeigen würde. Denn, so Bewerbungsexpertin Svenja Hofert: "Gute Fotos zeigen Zähne. Diese sind auch im Miniaturformat sichtbar."
Ungünstiger Hintergrund
Hier stimmt gar nichts. Das Foto wirkt zu verspielt und ist sehr unprofessionell. Offenbar liegt die Dame zu Hause auf dem Bett, was vor allem am Hintergrund zu erkennen ist. Wer sein Bild zu Hause macht, sollte darauf achten, dass der Hintergrund neutral ist. Svenja Hofert rät: "Tapeten gehören ins Wohnzimmer, nicht zu Xing. Hintergründe sind neutral, ohne Muster und am besten hell."
Dunkel auf Hell
Apropos Hintergrund: Der sollte also hell sein. Am besten zieht man dazu etwas Dunkles an mit möglichst wenig Muster. Im abgebildeten Foto ist das schon ganz gut. Der Herr sollte jetzt nur noch direkt in die Kamera blicken, dann wäre es perfekt.
Werbeberater
Kleiden Sie sich branchengerecht, wie der Werbeberater auf diesem Foto! Werber sehen nun einmal anders aus als Banker und sollten das auch zeigen.
Ganzkörper-Foto
Ganzkörper-Fotos sind absolut tabu. Ins Internet mit seinen Miniaturbildern gehören nur Porträts vom Gesicht.
Private Fotos
Private Fotos gehören ins Fotoalbum: Xing ist ein Netzwerk für Business-Kontakte.
Fußporträt
Bleiben Sie erkennbar! Nasen- oder Fußporträts sind etwas für StudiVZ oder andere Fun-Plattformen, haben aber im Business-Internet nichts verloren.

2. Aufbau des Profils

Wer sich bewirbt, muss durch seine Fähigkeiten überzeugen.
Foto: Mapoli-Photo/Fotolia.com

Beginnend mit einigen Angaben zur Person werden zu Anfang des Profils alle technischen Skills gesammelt aufgeführt, über die der Berater verfügt. Hierzu gehören Angaben zu verschiedenen Programmiersprachen, Datenbanken, Methoden oder SAP-Modulkenntnisse.

Die Projekthistorie sollte antichronologisch gegliedert sein, damit sofort erkennbar ist, mit welchen Technologien der IT Freiberufler zuletzt gearbeitet hat. Die unterschiedlichen Projekte sollten klar strukturiert beschrieben werden, mit monatsgenauen Projektlaufzeiten, der Rolle im Projekt, den Tätigkeiten sowie der technischen Umgebung. So sollte erklärt werden, mit welchen Releases, Tools, Methoden, Vorgehensweisen, Datenbanken in diesem Projekt gearbeitet wurde.

3. Umfang des Profils

Das Profil sollte einen Umfang von zehn Seiten nicht wesentlich überschreiten, unabhängig davon, wie lange man bereits als Freiberufler aktiv auf dem Markt ist. Wir haben durchaus schon Profile erhalten mit einer Länge von sogar mehr als 50 Seiten. Hier versuchen wir den Freiberuflern dann zu erklären, dass der Entscheider auf Kundenseite nicht nur sein Profil, sondern möglicherweise 15 oder mehr CVs von seinen Lieferanten bekommt. Da Zeit ein knappes Gut ist, wird er keine Zeit haben, ein Profil dieser Länge im Detail durchzulesen. Die Folge: Der Kunde verliert die Lust am Lesen und der Freiberufler wird möglicherweise nicht in die engere Wahl genommen.

Sollten Sie als IT Freiberufler bereits möglicherweise über 20 Jahre IT-Erfahrung vorweisen können, empfiehlt es sich, einen Schnitt bei den letzten zehn Jahren zu machen. Verweisen Sie darauf, dass, falls Interesse besteht, der Zeitraum der früheren Vergangenheit im Detail nachgereicht werden kann. Den Kunden interessiert primär, welche Projekte Sie in jüngerer Zeit realisiert haben. Ein einseitiges Qualifikationsprofil hingegen ist das andere Extrem und natürlich zu knapp.

4. Auf Grammatik und Rechtsschreibung achten!

Abhängig von der Vakanz ist es oft erforderlich, dass die IT-Spezialisten ihre Arbeiten dokumentieren. Hier sind grammatikalisch korrekte Formulierungen ohne Rechtschreibfehler unabdingbar! Auch das muss bereits in Ihrem Profil erkennbar sein. Unser Tipp: Lassen Sie Ihr CV von jemandem noch Korrekturlesen.

Eigenmarketing
1. Schritt: Attention
Nehmen wir an, Sie befinden sich auf einer Messe, bei einem Netzwerktreffen oder bei einer gesellschaftlichen Rahmenveranstaltung. Sie lernen einen Teilnehmer kennen, der das Gespräch nach der Vorstellung vielleicht so eröffnet: "Und was machen Sie so, womit verdienen Sie Ihr Geld?" Ihr Gesprächspartner könnte zu einem wertvollen Geschäftskontakt werden, daher gilt es, sich möglichst kurz und interessant zu fassen, gemäß der AIDA-Formel "Attention - Interest - Desire - Action". Hier ein Beispiel für eine gelungene Antwort beziehungsweise Kurzpräsentation:<br/><br/> "Guten Tag, mein Name ist Peter Müller von PC Müller, ich mache PC’s sicher." (Attention)
2. Schritt: Interest
"Sie kennen sicher die großen Probleme, die mit Datenklau, dem Ausspionieren von Geschäftsgeheimnissen bis hin zur Lahmlegung ganzer PC-Netze immer wieder vorkommen." (Interest)
3. Schritt: Desire
"Ich verhindere so etwas und das ist gar nicht so kompliziert, wie es immer erzählt wird - und auch gar nicht so teuer, wenn man weiß, wie es geht." (Desire)
4. Schritt: Action
"Was für ein Sicherungssystem setzen Sie ein?" (Action)

5. Was der Kunden erwartet

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass uns einige Freiberufler in den Telefonaten erzählen, dass sie Erfahrungen in den geforderten Bereichen haben, diese für uns jedoch nicht im Profil ersichtlich sind. Hier gilt: Ergänzen Sie bitte unbedingt, wenn Sie die vom Kunden geforderten Skills angewendet haben! Das Profil muss das Interesse des Kunden wecken, Sie persönlich kennenlernen zu wollen. Der Entscheider möchte auch nur das möglichst häufig wiederfinden, was er in seinem Anforderungsprofil definiert hat.

6. Ehrlichkeit zahlt sich aus

Wichtig ist: Bleiben Sie immer ehrlich, wenn Sie in Ihrem Profil Ihre Skills aufführen. Gewichten Sie diese nach Erfahrung (Experte / Basiskenntnisse). Ehrlichkeit zahlt sich langfristig aus, und es ist nicht schlimm, in einigen Skills Defizite zu haben. Fachseiten gestalten ab und zu gern das Profil der "eierlegenden Wollmilchsau", sind sich aber durchaus bewusst, dass es kaum Kandidaten gibt, die über alle Skills gleichermaßen gut verfügen.

Quelle Teaserfoto Homepage: Fotolia, MonkeyBusiness