Jobs 2.0

Berufe mit Spaßfaktor

01.02.2010 von Anja Dilk
Sie suchen Spannung, Spaß, Abwechslung in der Arbeit. In Berufen wie Spieleentwickler, Managerin für soziale Communities oder IT-Berater haben drei Einsteiger schon einiges gefunden.

Vivian liebt das Internet. Begeistert ist sie in sozialen Communities unterwegs. Heute hat sie einen Job, in dem sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen kann - als Social-Media-Managerin beim Business-Netzwerk Xing. Tobias mag den Zweiklang: viel technische Tüfteleien, viel Kundenkontakt. Als IT-Consultant beim Berliner Internet-Anbieter Inubit kann er beides verbinden. Patrick war immer ein Spielkind. Auch er liebt das Internet. Bei der Online-Schmiede Gameforge in Karlsruhe fühlt sich der Spieleentwickler darum gut aufgehoben.

Der Spieler

Im Moment fegt er am liebsten durch den Weltraum. Bringt einen leeren Planeten zum Erblühen. Baut eine neue Wirtschaftswelt auf, schickt Flieger durch die Weite des Universums. Patrick Winkler grinst. O-Game ist sein Favorit, schließlich hat er das Online-Spiel, das Science Fiction zu einer greifbar nahen Zeitreise macht, mitentwickelt. Der 26-Jährige hat einen Traumjob, findet er: abwechslungsreich, anspruchsvoll, immer wieder neu. "In der traditionellen Spieleindustrie säße ich drei Jahre an einem Produkt", sagt Winkler. "Bei Gameforge kann ich zwischen 18 Spielen wählen."

Patrick Winkler hat in der Spielebranche seinen Traumjob gefunden.

Natürlich hat Winkler schon immer sehr gern gespielt - vor allem Nintendo. Aber das allein reicht nicht, um als Spieleentwickler eine Chance auf dem Markt zu haben. Das allein hätte ihn auch nicht genug interessiert. Es war die Vielfalt dieses Berufsfeldes, die ihn 2004 dazu bewog, sich für den neuen Studiengang Game Design an der Hochschule der Künste in Zürich einzuschreiben. Design und Freihandzeichnen waren hier ebenso Themen wie das technische Werkzeug für die Spieleentwicklung, kreatives Schreiben und die Auseinandersetzung mit den Erscheinungsformen und der kulturellen Bedeutung von Spielen in der Geschichte der Menschheit: "Die Breite macht den Bereich so spannend". Enttäuscht hatte Winkler zuvor sein Praktikum an der Filmakademie Ludwigsburg abgebrochen. Denn er merkte: Im Film ist jeder nur ein kleines Rädchen in einem großen Getriebe. In der Spieleentwicklung kann der Einzelne dagegen Wesentliches beeinflussen und gestalten.

Seit 2008 sitzt er bei Gameforge fest im Sattel. Während des Studiums hatte er dort ein Praktikum absolviert, nach dem Abschluss wurde er übernommen. Erst war er im Spieledesign, jetzt sitzt er in der Publishing-Abteilung. Tag für Tag prüft er Spiele auf Haken und Hänger. An welchen Stellen drohen die User abzuspringen? Wo muss man die Spiele verbessern, damit möglichst viele User mit ein paar Klicks ihre Regeln verstehen und Lust darauf bekommen, einzusteigen? Wo braucht es Tutorien oder zusätzliche Erläuterungen? Was verraten uns darüber die User-Zahlen, welchen Eindruck haben wir im Selbstversuch? Sind die Schwachstellen ausgemacht, feilt Winkler an einer Lösung. Oder nimmt Kontakt zu externen Spieleentwicklern auf, die oft in Korea sitzen: "Das passt für unsere Kunden nicht, könnt Ihr da was ändern?" Im Moment befasst sich Winkler mit Mmogame.com, dem neuen Spieleportal von Gameforge. Welche neuen Funktionen könnten interessant sein für die Community? Wie kann man den Austausch der Spieler anregen, die Anmeldung vereinfachen, den Wettbewerb um die beste Spielleistung lustvoll anstacheln? Zum Beispiel über eine neue Nachrichtenpinnwand oder schmuckvolle Rangsterne für die Topplätze.

Ist dem Spieleentwickler privat die Lust aufs Spielen vergangen? Winkler schüttelt den Kopf. Ach was. "Man muss doch am Puls der Zeit bleiben und verfolgen, wie sich die Wünsche der Spieler verändern." Seitdem nicht mehr nur Nerds auf Online-Spiele klicken, sondern die Zielgruppe breiter geworden ist, geht der Trend zu leichteren Spielen, die sich zur Unterhaltung auch mal zwischendurch spielen lassen. Winkler: "Und ich merke: Mir geht es genauso."

Arbeitgeber
Siemens
Vor einigen Jahren war Siemens noch der Traumarbeitgeber für den IT-Nachwuchs. Nach massivem Stellenabbau im IT- und TK-Bereich nur noch Rang 8 für den Konzern.
Brigitte Hirl-Höfer, Microsoft Deutschland
Die Personalchefin muss sich keine Sorgen machen: Der Softwarehersteller behauptet seit Jahren seinen Platz unter den beliebtesten Arbeitgebern (Platz 7).
Der iMac von Apple
Auch Apple fällt durch seine Produkte auf. Der Mac-Hersteller verbessert sich von Platz 8 auf Platz 4.
Blizzard Entertainment: World War Craft
Neueinsteiger Blizzard Entertainment landet auf Anhieb auf Platz Vier und belegt damit die große Anziehungskraft der Spieleindustrie auf junge Absolventen.
Die SAP Zentrale Campus Walldorf
Die Softwareschmiede SAP verliert weiterhin: Nachdem die Walldorfer in den vergangenen Jahren Platz eins und zwei belegt hatten, müssen sie sich nun wieder mit dem zweiten Platz begnügen.
Christoph Grandpierre, IBM
Christoph Grandpierre ist Personalgeschäftsführer von IBM und kümmert sich wie auf der CeBIT selbst um die Bewerber. Mit Erfolg: das größte IT-Unternehmen der Welt verbessert sich von Platz drei auf Platz zwei in diesem Jahr.
Google Microkitchen
And the winner is...erneut Google. Der Suchmaschinenbetreiber besticht auch dieses Jahr nicht nur durch ungewöhnliche Niederlassungen wie hier in Zürich,....
Google Meeting Informal
...sondern auch durch Innovation. Die Mitarbeiter dürfen ein Fünftel ihrer Arbeitszeit kreativ sein und wie hier in der Hängeschaukel neuen Ideen nachhängen.

Die Netzwerkerin

Soziale Netze hat Vivian Pein schon immer geliebt. Offene Veranstaltungsformen wie Barcamps. Darin ist sie gern und oft unterwegs. Sie hat das Wordcamp in Hamburg mitorganisiert, später das Artcamp und das Community Camp in Berlin. Irgendwann, als sie der Wirtschaftsinformatik an der Hochschule enttäuscht den Rücken zuwandte ("zu viel Frontalvorlesung"), packte sie in Vaters Gärtnerei mit an, programmierte den Internet-Auftritt der Firma, entwarf einen Gutscheinshop für eine Werbeagentur, surfte für einen Headhunter im Netz nach interessanten Profilen und studierte nebenher an der Fernuniversität Hagen Betriebswirtschaft. Dass sie einmal bei Deutschlands größtem Business-Netzwerk Xing landen würde, hätte Vivian Pein nicht gedacht. Die 28-jährige lacht. "Dabei ist so ein bunter Lebenslauf recht typisch für Social-Media-Manager."

Vivian Pein hat mit 28 schon so einen bunten Lebenslauf wie manche mit 50 nicht. Das prädestiniert sie für ihren Job als Social-Media-Managerin bei Xing.

Als die Community-Managerin von Xing auf die umtriebige Online-Netzwerkerin aufmerksam wurde und vor gut einem Jahr bei Vivian Pein anklopfte, schlug die gleich ein: "Es passte einfach perfekt." Zu dem Zeitpunkt hatte Pein längst berufliche Erfahrungen mit Social-Community-Management gesammelt. Als Projektleiterin baute sie in der Hamburger Personalberatung Gemini Executive Search eine soziale Plattform auf, motivierte die Mitarbeiter zum Mitmachen, gab Schulungen im kleinen Einmaleins des Web 2.0: richtig anmelden, Bilder hochladen, mit Wikis arbeiten, sich am internen Blog beteiligen. Als die virtuelle Gemeinschaft bei Gemini in Bewegung gekommen war, sollte sie wieder in die Abteilung Personalsuche. "Aber ich erkannte, dass meine Leidenschaft woanders liegt." Da kam der Anruf der Hamburger Business-Netzwerker.

Gut findet Pein an ihrem Job bei Xing, dass es so etwas wie Alltag gar nicht gibt: "Jeder Tag ist anders." Mehr als 30.000 Gruppen treffen sich auf der Plattform zu virtuellen Debatten, moderiert von Moderatoren, die eingewiesen werden müssen in die Möglichkeiten der Online-Community. Pein berät und betreut die Moderatoren: Wie können sie am besten eine Gruppe aufbauen? Welche Themenformulierungen ziehen? Ist es für die Gruppe sinnvoll, auf Google sichtbar zu sein, oder nicht? Sie vernetzt die Diskussionsleiter untereinander, ist Ansprechpartnerin bei Fragen und Konflikten, klärt über Rechte, Pflichten und Regeln der Gemeinschaft auf. Manchmal muss sie auch Streitigkeiten in Foren schlichten oder einschreiten, wenn aus hitzigen Debatten beleidigende Tiraden werden. Um den Mitgliedern näher zu sein, greift Pein auch mal zum Hörer. "Die Mitglieder sind ganz überrascht, wenn sich Xing auf eine Frage persönlich meldet - und freuen sich. Der direkte Kontakt ist eben ebenso wichtig in der virtuellen Welt wie im normalen Leben. Wer das nicht begreift, hat die Online-Welt nicht verstanden." Deshalb trifft sich die Social-Media-Managerin gern "auf einen Kaffee" mit den Moderatoren. Über Twitter oder im Xing-Blog kündigt sie an, wenn sie auf Messen oder Kongressen ist. Wer will, kann einen Termin machen. Und ab und an gibt es Moderatorentreffen mit der Community-Managerin in Bars, Restaurants oder auch mal auf dem Weihnachtsmarkt - so persönlich wie möglich. "Wenn sich die Leute einmal kennen gelernt haben, läuft die Kommunikation im Netz ganz anders."

Vivian Pein lacht. "Ohne Leidenschaft geht so ein Job nicht." Was man dafür braucht? Das Wissen, wie die sozialen Medien ticken; Menschenkenntnis und Kommunikationsfähigkeit, ein gerüttelt Maß Stressresistenz, Geduld und Ruhe; und die Lust, auch nach Dienstschluss um 18 Uhr und am Wochenende regelmäßig reinzuklicken und zu schauen: "Hey Folks, alles okay?"

Xing
Kontaktpflege à la Xing
Im Social Network Xing können nicht nur das berufliche Profil wie Lebenslauf oder Interessen hinterlegt, sondern auch Geschäftskontakte gepflegt werden. Acht Tipps zur Kontaktpflege à la Xing hat Kommunikationsberater Klaus Eck:
1. Laden Sie Kontakte ein!
Nach Ihrer Registrierung bei Xing können Sie direkt Ihre Kontakte einladen. Dazu müssen Sie zunächst auf "Kontakte einladen" gehen.
2. So laden Sie per E-Mail ein.
Anschließend können Sie einige Ihrer E-Mail-Adressen individuell eingeben, was jedoch sehr zeitaufwendig sein dürfte, oder Sie integrieren Ihren persönlichen Einladungslink in Ihrer E-Mail-Signatur und laden somit all Ihre Kontakte nebenbei ein. Automatisch hinzugefügt werden die Kontakte dabei nur, wenn Sie dieses wollen.
3. Adressen importieren
Alternativ können Sie außerdem all Ihre Kontakte aus Outlook oder einem anderen digitalen Adressbuch importieren und einige Geschäftspartner zu Xing einzeln oder gesammelt einladen. Das macht vor allem beim Start des Social Networkings Sinn, weil Sie auf diese Weise sehr schnell Ihr Netzwerk auf Xing übertragen können.
4. Kontakte abgleichen
Zudem lassen sich Ihre importierten Adressen mit den Xing-Mitgliedern abgleichen, so dass Sie Ihre Kontakte auf Xing vervollständigen können.
5. Wen man auswählt
Wählen Sie nur die Kontakte aus, die Sie auch wirklich persönlich kennen, damit Sie nicht den Überblick verlieren und noch mit Ihrem Netzwerk arbeiten können. Andererseits sollten Sie den Kreis nicht zu eng anlegen, damit Sie wirklich vom Social Networking auf Xing profitieren können.
6. Wen man ablehnt
Für Kontaktanfragen sollten Sie eine kleine Guideline für sich entwickeln und nicht allen zustimmen. Jemand völlig Fremden hinzuzufügen macht nur Sinn, wenn das Anliegen für Sie tatsächlich von konkretem Interesse ist.
8. Für Suchmaschinen erreichbar sein
Achten Sie darauf, dass Ihr Account für die Suchmaschinen erreichbar ist. Dazu müssen Sie in Ihren Privatsphäre-Einstellungen Ihr Profi auch für Nichtmitglieder zugänglich machen und der Auffindbarkeit in Suchmaschinen zustimmen.
7. Benchmark: 100 Kontakte und mehr
Zu viele Kontakte können Sie eigentlich nie haben, aber es stellt sich immer die Frage des Nutzens. Letztlich hängt die richtige Zahl der Kontakte von Ihren konkreten beruflichen Aktivitäten ab. Weniger als 100 sollten es bei einem Angestellten mit einer gewissen beruflichen Erfahrung jedoch nicht sein. Wer weniger hat, schöpft bei Weitem sein persönliches Potenzial nicht aus.
Klaus Eck: Karrierefalle Internet
Weitere Tipps zum Thema Xing, Twittern und wie man seine Online-Reputation managt gibt Klaus Eck in seinem Buch "Karrierefalle Internet" (Hanser Verlag, 19,90 Euro).

Der Berater

Wenn Tobias Weinert ins Büro kommt, lässt er den Blick schweifen. Die Aussicht aus den hohen Fenstern im fünften Stock reicht bis zu den Wolkenkratzern am Potsdamer Platz. In der Ferne blinkt der Fernsehturm. Versprengte Schlittschuhfahrer drehen ihre Kreise über den Landwehrkanal. Der 30-Jährige genießt die angenehme Atmosphäre in den lichten Büroräumen, den guten Draht zwischen den Mitarbeitern. Vor allem aber seine spannende Aufgabe: Mit dem Kunden IT-Lösungen für knifflige Probleme auszutüfteln. Als Solution Architect beim Berliner IT-Anbieter Inubit.

Immer wieder neue Firmen, Themen, Technologien: Inubit-BeraterTobias Weinert genießt die Abwechslung.

Weinert wollte schon immer etwas Neues entdecken. Deshalb hat er nach seinem Bachelor in Software-Systemtechnik am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam noch den Master in Wirtschaftsinformatik an der Beliner Humboldt-Universität draufgelegt. "Dass die Unternehmensperspektive da im Vordergrund stand, hat mir gefallen", sagt Weinert. Wie lässt sich Software designen, wie eine passgenaue Softwarearchitektur entwickeln, die auf die Abläufe im Unternehmen abgestimmt ist? Als Werkstudent im SAP-Consulting sammelte Weinert erste Erfahrungen, dann wechselte er zu Inubit, Spezialist für Business- Process-Management (BPM). Seit 2008 ist der 30-jährige fest angestellt. "Ein Glücksgriff. Hier kann ich sehr kundennah arbeiten."

Wie in seinem jüngsten Projekt in der Energiebranche. Da die Bundesnetzagentur von den Energieanbietern verlangt, sich untereinander intensiver auszutauschen, suchte der Energielieferant nach einem IT-System, das sein Geschäft möglichst realitätsnah elektronisch abbildet. Mit Kollegen analysierte Weinert zuerst, was der Kunde braucht und welche technischen Voraussetzungen gegeben waren: Wie laufen die Prozesse in der Firma? Zweiter Schritt: Lösung austüfteln. Dritter Schrit: Präsentieren und noch mal gegenchecken: Ist das wirklich die günstigste Möglichkeit, das beste Team für den Kunden? Abschließend ein kleiner Probedurchlauf vor Ort. Weinert: "Es ist sehr anspruchsvoll, sich als technisch und persönlich hochkompetente Person vor dem Kunden gegenüber den Konkurrenten darzustellen. Wem das am besten gelingt, der gewinnt den Auftrag. Gerade das hat mich gereizt."

Weinert genießt die Abwechslung in seinem Job. Sich immer wieder auf neue Themen einstellen. Auf Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen wie Energie, Versicherungen, Handel. Auf Firmen, die völlig verschieden ticken. Auf immer neue technische Finessen oder Technologien, die er im Detail noch nicht kennt. Und sich dann zu fragen: Wo kann ich kreativ mein Wissen einbringen, um mit dem Team Lösungen zu erdenken, die es noch nicht gibt? "Wo sonst hat man zudem die Chance, ganz unterschiedliche Unternehmen von innen kennen zu lernen, vom globalen Konzern bis zum Mittelständler?"

Das Berufsbild ist in Bewegung, auch das macht die Arbeit so spannend. Während sich Berater vor drei Jahren noch mit unvollkommenen Produkten herumquälten, sind die technischen Möglichkeiten heute ausgefeilter. Web-Anwendungen von Hand erstellen? Das muss kein Kunde mehr. BPM-Produkte haben mittlerweile einen Portal-Server integriert, mit dem Kunden fast automatisch ihr eigenes Web 2.0 auf die Beine stellen können. "Ist doch toll", findet Weinert.