Produktvergleich Pentaho, BIRT, JasperReports

Berichtssoftware - warum nicht Open Source?

10.09.2008 von Frank Pientka
Die Konkurrenz für etablierte Business-Intelligence-Produkte wächst. Quelloffene, Java-basierende Reporting-Tools wie Pentaho, BIRT, und JasperReports mausern sich zu Alternativen.

Unternehmen sollten im Rahmen ihrer BI-Strategie auch Open-Source-Produkte näher betrachten, denn mittlerweile können Anbieter wie JasperSoft und Pentaho mit ihren Produktsuiten durchaus viele der typischen Anforderungen abdecken. Speziell für das Reporting ist ferner das Eclipse-Projekt "Business Intelligence and Reporting Tools" (BIRT) sehr beliebt. Dessen Popularität erklärt sich daraus, dass viele Entwickler traditionell quelloffene Werkzeuge für den Aufbau plattformunabhängiger Berichtslösungen mit Java bevorzugen. Diese Tools stellen somit Alternativen zu den Microsoft-Office-Produkten dar, die aber weiterhin sehr häufig noch für kleinere BI-Auswertungen verwendet werden.

Gemeinsame Java-Bibliotheken

Im Detail besitzen die Berichtswerkzeuge von JasperSoft, Pentaho Reporting und BIRT zwar unterschiedliche Produktarchitekturen und adressieren unterschiedliche Einsatzgebiete. Funktional verwenden sie aber für die Berichterstellung in PDF und Excel die gleichen Bibliotheken. Gemein ist ihnen auch, dass sie neben dem klassischen Reporting auch Ad-hoc-Abfragen ermöglichen und sich als Team- oder Einzelplatzlösung einrichten lassen.

Ebenso ist eine Integration in existierende BI-Suiten möglich. Da alle vorgestellten Produkte in Java geschrieben sind, laufen sie nicht nur unter Windows, sondern auch unter Linux und Macintosh.

Unterschiede weisen die Produkte hingegen bei der Datenintegration (gleichzeitig nutzbare Datenquellen und Schnittstellenauswahl) auf. Kleinster gemeinsamer Nenner ist die Unterstützung von JDBC und XMLA (für Olap-Server). Für Unternehmen, die freie Auswertungen gemäß einem Online Analytical Processing (Olap) vornehmen möchten, sind die Produkte weniger geeignet. Sie können sich hinsichtlich ihrer Benutzerfreundlichkeit, Analysefunktionen und Performance nicht mit kommerziellen Olap-Servern messen. Wer auch hier auf Open Source setzen will, sollte sich den Java-basierenden Olap-Server "Mondrian" oder den leistungsfähigeren "Jedox Palo Olap Server" der Firma Jedox anschauen.

Grundfunktionen der Werkzeuge

Grundsätzlich erfolgt die Berichtserstellung mit den Tools in zwei Schritten: Zunächst werden mit Hilfe grafischer "Designer"-Werkzeuge Reports entworfen und als XML-Dateien abgespeichert. Im zweiten Schritt generiert dann der Server zur Laufzeit anhand dieser Vorgaben den Bericht. Je nach Produkt sind unterschiedlich viele Ausgabeformate wie HTML, PDF, CSV, RTF oder Excel möglich (siehe die Tabelle "Bewertung der Reporting-Werkzeuge" auf der letzten Seite des Beitrags).

Neben der reinen Tabellen- und Listendarstellung können Anwender mit Hilfe der Tools auch Diagramme oder sogar multidimensionale Pivot-Analysen erstellen. Diese Aufgabe übernimmt eine integrierte Charting-Engine. Während Pentaho und Jaspersoft hierfür die quelloffene Implementierung "JFreeChart" einsetzen, handelt es sich bei BIRT um eine Eigenentwicklung des kommerziellen BI-Anbieters Actuate, der auch Initiator des Eclipse-Projekts war.

Bis zu einem gewissen Grad können Entwickler Berichte auch über einen Browser erstellen und ausführen lassen. Dazu ist jedoch ein Web-Server mit der dazugehörigen Anwendung nötig. Für die Darstellung von Berichten im Web bietet BIRT mit einer AJAX-basierenden Oberfläche, die als Portlet verfügbar ist, die beste Unterstützung.

Einsatzgebiete

Pentaho Reporting ist eine Weiterentwicklung von "JFreeReport" und bietet Entwicklern zwei Programme zur Definition von Berichten: den "Report Designer" und den "Report Wizard". Mit Letzteren kann selbst ein Endanwender einfach in sieben Schritten einen Ad-hoc-Bericht erstellen. Diese einfache Bedienbarkeit macht sich auch die MS-Access-Alternative "Open Office Base" zunutze, die Pentaho Reporting als Berichtskomponente verwendet. Alternativ zum Report Wizard kann ein Entwickler seine Berichte auch manuell mit dem Report Designer erstellen und über einen Server ausführen und verteilen lassen.

Für BI-Lösungen, die höhere Anforderungen bezüglich eines einheitlichen Aussehens, der dynamischen Anpassung oder komplexeren Darstellung von Berichten stellen, bietet sich JasperReport an. Es ist das älteste und damit reifste der hier betrachteten Open-Source-Produkte. Dank der mit ihm erstellten einfach strukturierten XML-Berichtsdefinitionen, seiner Programmierschnittstelle und der sehr kleinen Laufzeitbibliothek lässt sich das Tool bequem in bestehende Anwendungen einsetzen. Für die Berichtserstellung bietet das kostenlose Designerwerkzeug "iReport" gegenüber dem kostenpflichtigen Produkt "JasperAssistant" den Vorteil, dass es wie die Reporting-Engine vom Anbieter selbst entwickelt wurde und damit eine gute Integration verspricht.

BIRT für Programmierer, Jasper und Pentaho für Fachanwender

Eher an technisch versierte Entwickler richtet sich das auf der Entwicklungsumgebung Eclipse basierende BIRT. Es bietet die weitestgehende Anpassungsfähigkeit und Integrierbarkeit der Berichte an. Möchte man die damit erstellten Berichte auf einem Server automatisiert ausführen und verteilen lassen, so stehen mit dem kostenpflichtigen "iPortal" und dem "iServer" von Actuate ausgereifte Lösungen zur Verfügung, die auch die kommerzielle BIRT-Variante "Actuate BIRT Report Designer" verwendet.

Die Verwendung von BIRT wird durch eine ausführliche Dokumentation, gute Artikel und Tutorials auf der sehr aktiven Community-Seite BIRT-Exchange erleichtert. Hier zeigt sich auch die Strategie von Actuate, das mit BIRT Entwickler gewinnen möchte, die mit Eclipse und Java Lösungen erstellen, die später auch die kommerziellen Produkte benötigen. Die Oberfläche von BIRT ist eher für Java-Entwickler gedacht, die sich mit Eclipse auskennen. Dort steht einem Entwickler der volle Funktionsumfang der BIRT-Schnittstellen zur Verfügung (siehe auch "Eclipse Foundation forciert ihr Reporting-Projekt").

Eine andere Strategie verfolgt JasperSoft mit JasperReport. Der Anbieter verdient sein Geld mit Support und dem Verkauf der Handbücher, da JasperReport oder iReport nur mit einer Kurzanleitung ausgeliefert werden. Diese genügt, um einfache Berichte zu erstellen. Möchte man jedoch die vollen Möglichkeiten dieses Produkts ausschöpfen, sind neben der Unterstützung der Community weitere Dokumentationen nötig. Die Verwendung des grafischen Designers iReport ist auch für Endanwender mit SQL-Kenntnissen geeignet.

Die einfachste Oberfläche enthält Pentaho Reporting. Selbst ein Fachanwender wird durch einen Wizard in wenigen Schritten zur Erstellung eines einfachen Berichtes geführt (mehr zu Pentaho finden Sie hier)

Die Auswahl eines für Endanwender geeigneten Werkzeuges hängt stark von den Anforderungen an seine Bedienbarkeit und die Anpassbarkeit beziehungsweise Komplexität der Berichte ab. Dieses Spektrum wird von allen drei Open-Source-Produkten abgedeckt und geht weit über eine Alternative für Berichte mit Microsoft Excel hinaus.

Kosten und Verbreitung

Betrachtet man nur die Softwarekosten, bieten Open-Source-Produkte im Vergleich zu kommerziellen Lösungen einen schnelleren Return on Investment und eine bessere Total Cost of Ownership (TCO). Das macht sie nicht nur für kleine und mittlere Installationen attraktiv, zumal sie sich dank offener Schnittstellen schnell und günstig anpassen lassen. Oft werden quelloffene Produkte daher auch direkt in Unternehmensanwendungen integriert. Neben dem Neugeschäft lösen Open-Source-Produkte heute immer mehr in die Jahre gekommene Reporting-Lösungen ab (eine Übersicht über Open-Source-Werkzeuge für Charting- und Reporting findet sich auf den Seiten von Sourceforge).

Die freie Nutzung macht es indes schwer, Marktanteile und die Verbreitung produktiv genutzter Lösungen zu beziffern. Die Aktivität einer Community und Download-Zahlen geben aber Hinweise auf ihre Popularität. Ferner interessieren sich Marktforscher zusehends für BI-Tools auf Open-Source-Basis. So erwähnen die Analysten von Gartner dieses Jahr erstmals solche Angebote in ihrem bekannten "magischen Quadranten", da sie die kommerziellen Auswahlkriterien erfüllen. Ein gutes Indiz für den vermehrten Einsatz der Open-Source-Lösungen sind auch die lokalen Niederlassungen in Deutschland und die Existenz von Partnern, die zu einer weiteren Verbreitung beitragen.

Bewertung der Reporting-Clients

Produkt

Business Intelligence and Reporting Tools (BIRT) 2.3

JasperReports

iReports 3.0.1

Pentaho Reporting Engine 0.8.9.5 ;Designer 1.7

Gründung

2005

2001

2004

Lizenz

Eclipse Public License

L/GPL

LGPL, Mozilla Public License

Firma

Actuate

JasperSoft

Pentaho

Diagramme

BIRT Chart Engine

JFreeChart

JFreeChart

Formate

HTML, PDF, CSV, XLS, RTF, SVG

HTML, PDF, CSV, XLS, RTF, SVG, ODT

HTML, PDF, CSV, XLS, RTF

Datenquellen

Mehrere, JDBC, XMLA

Eine, JDBC, Tabellen-Modell, JavaBeans, XML, Hibernate, CSV, OLAP, XMLA

Eine, JDBC, OLAP, XMLA

Betrachter

SWT, Servlet, Portlet

SWING, SWT, Servlet

SWING, Servlet

IDE

Eclipse

Eclipse, NetBeans

Eclipse, OpenOffice

Funktionen

Kreuztabelle, automatischer Zeilenumbruch

Unterbericht, Kreuztabelle, Internationalisierung

Unterbericht, automatischer Zeilenumbruch

Dokumentation

Handbücher (Englisch), große Entwicklergemeinde BIRT Exchange, gute Online-Hilfe

Kostenpflichtige Handbücher, Bücher (Deutsch, Englisch), große Community

Kostenlose Handbücher, Bücher zu OpenOffice Base, kleinere Community

Gesamteindruck

Professionelle Lösung für Entwickler, aus einem Guss, kostengünstige Upgrades

Kleine, gut integrierbare Lösung in Eigenentwicklungen oder in die JasperSoft-BI-Suite, für versierte Anwender

Verbesserte Integration in die Pentaho-BI-Suite, für Endanwender geeignet

Bei der finanziellen Unabhängigkeit der Anbieter ist zu berücksichtigen, dass hinter Pentaho und JasperSoft Risikokapitalgeber stecken, die mit Zusatzangeboten Geld verdienen wollen und müssen. Oft werden daher auch kommerzielle Varianten der Open-Source-Produkte angeboten, welche Funktionen, wie sie bei großen Installationen benötigt werden, beinhalten. Das betrifft vor allem solche zur Verteilung von Berichten oder den Aufbau von Dashboards, um beispielsweise eine Balanced Scorecard besser und einfacher aufzubauen. Bei BIRT sieht das Geschäftsmodell ein wenig anders aus, da die Firma Actuate mit ihren kommerziellen, am Markt etablierten Lösungen bereits Gewinne erwirtschaftet. Wer allerdings mit BIRT oder den anderen Tools Lösungen für ein Performance-Management (Planung, Budgetierung, Forecasting o.Ä.) erstellen will, ist auf kommerzielle Software angewiesen (as).