Telekom steigt in Kroatien ein

Bellsouth macht MCI Worldcom die Übernahme von Sprint streitig

08.10.1999
MÜNCHEN (CW/IDG) - Im US-TK-Markt bahnt sich eine Übernahmeschlacht um die Telefongesellschaft Sprint an. Nach MCI Worldcom hat nun auch Bellsouth ein Kaufangebot abgegeben.

Nach MCI Worldcom hat nun auch Wettbewerber Bellsouth mit einer eigenen Kaufofferte für Sprint vermutlich eine Übernahmeschlacht in Gang gesetzt, an deren Ende die bis dato größte Unternehmensfusion in der Geschichte stehen dürfte. 93 Milliarden Dollar in Form eines Aktientausches lautete das ursprüngliche Angebot von MCI Worldcom; Bellsouth bot am Montag dieser Woche dem Sprint-Management 100 Milliarden Dollar in bar und in Aktien. Einen Tag später konterte MCI Worldcom nach Informationen des "Wall Street Journal" mit einer Nachbesserung seiner Offerte auf insgesamt 115 Milliarden Dollar.

Beobachter in den USA gingen zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses allgemein davon aus, daß das Sprint-Management um CEO William Esrey zunächst seine bereits begonnenen Gespräche mit MCI Worldcom fortsetzt - weil die Synergieeffekte bei einem Zusammengehen von MCI Worldcom mit Sprint höher eingeschätzt werden. Beide Carrier würden dann im US-Ferngesprächsmarkt zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für Marktführer AT&T (siehe CW 39/99, Seite 12) werden, MCI Worldcom könnte darüber hinaus sein Standing im Mobilfunk verbessern. Bellsouth gilt indes als typischer Vertreter der früheren US-"Baby-Bells" als langfristig zu klein und deshalb - ähnlich wie Sprint - seit längerem als Übernahmekandidat.

Im US-Markt werden die Karten neu gemischt

Das Ringen um die Übernahme von Sprint ist auch vor dem Hintergrund der großen Umwälzungen zu sehen, vor denen der US-TK-Markt derzeit steht. Auslöser einer dort zu beobachtenden Konsolidierungswelle ist der Telecommunications Act von 1996, in dem die strikte Trennung von Ferngesprächs- und Ortsnetzgeschäft aufgehoben wurde. Seither drängen die überregionalen Giganten wie AT&T etwa durch den Kauf lokaler Kabel-TV-Companies, deren Netze sie dann zu breitbandigen Sprach-Daten-Verbindungen aufrüsten, massiv in das Business der regionalen Baby Bells. Diese wiederum haben teilweise durch Fusionen untereinander versucht, überregionale Marktpräsenz zu erlangen.

Nach wie vor kontrovers werden auch die Auswirkungen der vermutlichen Sprint-Übernahme auf die Deutsche Telekom diskutiert. Der Bonner Carrier ist mit zehn Prozent an seinem bisherigen US-Partner beteiligt und ebenfalls seit längerem an einem Kauf interessiert gewesen. Telekom-nahe Kreise erwarten jedoch, daß das Management um Vorstandschef Ron Sommer angesichts der "neuen Lage" kein eigenes Kaufangebot abgeben wird. In Bonn setzt man nun angeblich eher auf Bellsouth. Käme die Gesellschaft bei Sprint zum Zuge, könnte, so die Spekulationen, das Joint-venture Global One, das die Telekom zusammen mit Sprint und France Télécom betreibt, mangels internationaler Präsenz der Amerikaner sogar eine Zukunft haben.

Ansonsten dürfte es bei den großangekündigten Expansionsplänen Sommers in Richtung USA einmal mehr heißen: Fehlanzeige. "Sie wollen den US-Markt und bekommen Kroatien", kommentierte deshalb auch das "Handelsblatt" bissig den jüngsten Kauf der Bonner. Für 850 Millionen Dollar erwarb die Telekom 35 Prozent an der staatlichen kroatischen Telefongesellschaft Hrvatske Telekomunikacije.