Supplier Relationship Management

Beim Einkauf clever sparen

14.09.2010 von Andreas Schaffry
Angesichts der Krise sparen Unternehmen gerne beim Einkauf, besagt eine Studie des IT-Dienstleisters CSC. Das sei aber gar nicht so clever; die Verbesserung des Einkaufsreportings oder das Einführen von elektronischen Prozessen bei der Rechnungserstellung würden sich mehr auszahlen.

Im Einkauf liegt der Gewinn. So lautet eine alte Kaufmannsweisheit. Eine Einsparung von einem Prozent bei der Beschaffung kann rein buchhalterisch eine Gewinnsteigerung von zehn Prozent bedeuten.

Da sich aufgrund der Globalisierung klassische Wertschöpfungsketten immer mehr auflösen, werden moderne Informationstechnologien zu einem unverzichtbaren Bestandteil in Einkaufsabteilungen. Damit kann der Einkauf Beschaffungsprozesse und Beziehungen zu Lieferanten steuern sowie weltweit neue Lieferketten aufbauen und rund um den Globus Lieferantennetzwerke knüpfen.

Wenig intelligentes E-Procurement

Die meisten Unternehmen handeln in Krisenzeiten wenig intelligent. Sie wollen primär im Einkauf kurzfristig Kostenreduzierungen realisieren.

Speziell in Krisenzeiten verhalten sich Unternehmen bei den Einkaufsprozessen jedoch wenig intelligent. Sie wollen in diesem Bereich ausschließlich Kosten senken. Zu diesem Ergebnis kommt der "SRM-Barometer" des IT-Dienstleisters CSC, der die Untersuchung gemeinsam mit dem Forschungsinstitut TNS Sofres durchführte. Das Verhalten einiger Einkaufsabteilungen, so ein Fazit, könne nur als "wertvernichtend beschrieben werden".

Das Beschaffungswesen spielt in mehr als drei Viertel der befragten Unternehmen eine aktive Rolle bei der Entwicklung und Aufstellung konzernweiter Sparpläne. 15 Prozent gaben an, der Anteil des Einkaufs daran liege bei mehr als 50 Prozent und knapp 24 Prozent schätzen diesen auf 30 bis 50 Prozent. Für 29 Prozent liegt er unter 30 Prozent.

61 Prozent der Befragten gaben an, dass aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation kurzfristige Kostensenkungen ganz oben auf der Agenda stehen. 58 Prozent halten Maßnahmen zur Prozessoptimierung bei der Beschaffung für wichtig und 57 bzw. 55 Prozent eine nachhaltige Entwicklung sowie Verbesserung der Lieferantenbeziehungen. Über eine Umstrukturierung des Beschaffungswesens denken 36 Prozent nach.

Manuelle Rechnungsprozesse dominieren

In vielen Einkaufsabteilungen dominieren manuelle und papierbasierte Abläufe. Elektronische Prozesse bei der Rechnungsstellung oder beim Procurement sind alles andere als selbstverständlich.

85 Prozent der befragten Firmen bezeichnen die Einführung von Informationssystemen als wichtige Maßnahme, um die Abläufe bei der Beschaffung und im Einkauf zu optimieren. Weniger als ein Drittel der Unternehmen hat Prozesse für eine elektronische Rechnungsstellung mit den Lieferanten implementiert. Dadurch müssen Eingangsrechnungen mühselig von Hand bearbeitet und an die Buchhaltung weitergeleitet werden.

40 Prozent wickeln Einkäufe über ein E-Procurement-System ab. 42 Prozent nutzen elektronische Handelsplattformen und jeweils 46 Prozent betreiben Electronic Sourcing oder analysieren systematisch den Einkauf und die Beschaffung.

Die Studienautoren finden es deshalb erstaunlich, dass knapp die Hälfte der Befragten mit ihren Beschaffungsprozessen weitgehend zufrieden ist. 15 Prozent sind sogar sehr zufrieden und nur vier Prozent nicht zufrieden.

BI soll Einkaufsreporting verbessern

Europäische Unternehmen wollen in den nächsten Jahren in erster Linie das Einkaufsreporting optimieren oder Lieferantenverträge zentral verwalten.

In den nächsten zwei Jahren wollen 52 Prozent der Firmen, insbesondere durch Investitionen in Business Intelligence, das Einkaufsreporting nachhaltig verbessern. Die Hälfte der Befragten hat zudem vor, ein System für das Vertrags-Management einzuführen, um Lieferantenverträge zentral zu steuern. Nur 23 Prozent plant Ausgaben für die B2B-Kommunikation mit Lieferanten.

Darüber hinaus wollen Firmen künftig strategisch wichtige Lieferanten besser unterstützen, Logistikketten flexibler an Marktanforderungen anpassen sowie neue Technologien schneller integrieren.

Der eigenen IT-Abteilung vertrauen

Fast 70 Prozent gaben an, bei der Umsetzung entsprechender IT-Vorhaben der eigenen IT-Abteilung am meisten zu vertrauen. 43 Prozent wollen sich von einem ERP-Anbieter und 37 Prozent von einem spezialisierten Software-Händler unterstützen lassen.

Im Rahmen der Studie wurden europaweit 80 Logistik- und Einkaufschefs in privatwirtschaftlichen und halbstaatlichen Unternehmen mit mindestens 1.000 Beschäftigten befragt. Die Firmen kommen aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, Spanien, Belgien, Portugal und Luxemburg.