Kleine Anwender brauchen fachmännische Unterstützung

Bei der Einführung von SAP kommt es auf die Management-Beratung an

30.10.1992

Im Mittelstand geht es nicht ohne Beratung. Fähigkeiten und Wissen können eingekauft werden. Hierbei an die richtigen Vekäufer dieser entscheidenden Ressourcen zu kommen, ist nicht problemlos. Die folgende checklistenartige Sammlung von Erfahrungen , Aspekten und Hilfestellungen soll die Auswahl des richtigen Beraters erleichtern, wenn der Einsatz von SAP-Software angesagt ist.

Wie immer, wenn sich ein Sachverhalt als problembehaftet und unübersichtlich präsentiert, gibt es ein paar einfache Wahrheiten, die befreiende Schneisen in das Dickicht schlagen, dem man sich gegenübersieht. Im Falle der SAP-Einführung speziell in der mittelständischen Industrie, tut dies eine nüchterne Situationsanalyse, die nach aller Erfahrung mit der Einschaltung externer Experten endet, die wiederum das Management mit fortlaufenden Analysen und zukunftsgerichteten Maßnahmen unterstützen, und zwar mit dem Ziel, dem Unternehmen via SAP-Implementierung Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.

Gerade bei der SAP-Einführung ist es so wichtig wie selten, den richtigen Berater beziehungsweise das richtige Beratungsunternehmen hinzuzuziehen.

Zunächst sei erläutert, wieso der Mittelständler überhaupt in die Lage kommt, auf SAP-Beratung angewiesen zu sein.

In den letzten Jahren hat sich, aus welchen Gründen auch immer; das SAP-Konzept der integrativen DV-Unterstützung aller Unternehmensabläufe am Markt eindeutig durchgesetzt. Für den Unternehmer heißt dies, daß er aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit, aber auch aus Arbeitsmarkterwägungen einen Einstieg in die SAP-Welt nur unter großen Risiken verschieben oder gar ausschließen kann.

SAP-Beratungssituation ist sehr angespannt

Weil also viele Unternehmen auf den Zug in Richtung SAP aufspringen wollen, ist der Markt der dazu notwendigen SAP-Berater derzeit sehr angespannt und gibt auch manchen angeblichen Fachleuten Lohn und Brot, die eher in die Kategorie der Scharlatane eingereiht gehören. Trotzdem kommt der Unternehmer ohne qualifizierte externe SAP-Beratung keineswegs aus, und das aus mehreren Gründen:

- Beim Anbieter SAP selbst hat zumal der kleinere Anwender wenig Chancen auf Support; denn SAP räumt der Beratung nur eine nachrangige Priorität ein und konzentriert sich auf große und Pilotkunden.

- Als Mitarbeiter sind SAP-Spezialisten am Arbeitsmarkt kaum zu bekommen; und für den Mittelständler sind sie kaum bezahlbar.

- Mit dem Trend von R/2 zu R/3-gerade dieser betrifft insbesondere den Unix-orientierten Mittelstand - ergibt sich ein dringender Bedarf nach Datenbank- und Netzwerkspezialisten, die das Konfigurieren und Implementieren von Client-Server-Architekturen beherrschen. Auch diese Profis sind für den Mittelständler oft nur via Beratungsunternehmen verfügbar und bezahlbar.

- Die Einführung und Fortführung einer SAP-basierten betrieblichen Informationsverarbeitung bedarf immer auch spezieller organisatorischer Maßnahmen, deren Umsetzung Fachkenntnisse voraussetzt.

- Die Frage der Einführung oder Nichteinführung neuer SAP-Module ist überhaupt nur dann qualifiziert zu beantworten, wenn das Management sich über die jeweilige strategische Gesamtausrichtung klargeworden ist, sich zumeist also in dieser Hinsicht hat beraten lassen.

Schon diese kurze Aufstellung macht deutlich: Die nicht nur unter technischen, sondern auch unter ökonomisch-organisatorischen Aspekten richtige informationstechnische Ausstattung eines Unternehmens ist keine einfache Aufgabe und auch keine, die man einmal löst und die einen fortan nicht mehr beschäftigt. Im Gegenteil: Diese Aufgabe stellt sich permanent; und sie verlangt einen Entscheider, Berater und Umsetzer, dessen übergreifendes Wissen und profunde Erfahrung dem Unternehmen teure und gefährliche Irrwege ersparen.

Wenn also die Geschäftsleitung eines mittelständischen Betriebs sich im Zuge einer Umstellung auf SAP mit externem Know-how verstärken will, sollte sie sich unbedingt und in erster Linie nach einem potenten Beratungsunternehmen umschauen, dessen Verläßlichkeit sowie Organisations- und Management-Erfahrung, kombiniert mit Branchenkenntnis, über jeden Zweifel erhaben sind. Dieses Consulting-Haus sollte die Gesamtverantwortung für das SAP-Projekt übernehmen und als Berater für das Management zur Verfügung stehen.

Warum es sich nicht empfiehlt, von Einzelfall zu Einzelfall Spezialisten ins Haus zu holen, ist schnell gesagt: Erstens arbeitet jeder von ihnen unabgestimmt auf seine Art - mit schwieriger Ergebnis- und Erfolgskontrolle; zweitens verfügt das mittelständische Unternehmen meist nicht über das Projekt-Managements-Know-how um die Spezialisten optimal einsetzen zu können. Mit anderen Worten: Es kann nicht die Verantwortung für die Erreichung der angestrebten Ziele übernehmen.

Im Grunde ist mithin, wie eingangs gesagt, das Problem der SAP-Einführung kein echtes Problem. Der Schlüssel zur einfachen Lösung ist die Hinzuziehung eines qualifizierten Beratungshauses. Der geeignete Beratungspartner will sorgfältig ausgewählt sein.

Dazu einige Rezepte: Man sollte mehr als einen potentiellen Consultant antreten lassen und stets den Werdegang des Beratungsunternehmens sowie der relevanten Mitarbeiter prüfen. Der Kandidat sollte mit hauseigenen Problemen konfrontiert werden, und er soll einen detaillierten Projektplan einschließlich konkret definierter Ziele und Meilensteine vorlegen.

Den mittelständischen Unternehmen selbst sei dringend ans Herz gelegt,

- das SAP-Projekt als Chefsache zu behandeln; - keine überwältigenden Veränderungen von heute auf morgen zu erwarten;

- auch einschneidenden Neuerungen gegenüber offen zu sein.

So gesehen, muß die SAP-Einführung kein Alptraum sein.