Bea Systems gewinnt Ausschreibung für elektronische Gesundheitskarte

12.07.2007
Der US-Hersteller Bea Systems liefert wesentliche Teile der IT-Architektur für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte. Dazu gehört auch der Web Application Server WebLogic.

Bea Systems setzte sich im Vergabeverfahren mit drei seiner Kernprodukte durch. Neben WebLogic handelt es sich um den Enterprise Service Bus (ESB) "AquaLogic Service Bus" und die "Aqualogic Service Registry". Zuständig für das Bereitstellen der Infrastruktur ist die Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH (Gematik). Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte geht auf das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherungen zurück.

Das Konzept der dafür erforderlichen Infrastruktur basiert auf verteilten Broker-Diensten. Diese sollen mit Hilfe von Aufrufketten das Vermitteln von Nachrichten zwischen Konnektoren, Fachdiensten und anderen Diensten wie der Identitätsprüfung sicherstellen. Nach Angaben von Bea bildet der AquaLogic Service Bus das Herzstück des Systems, als Ablaufplattform dient der WebLogic Server dient. Technisch werden die Broker-Dienste in Form von Web-Services implementiert. Bea bezeichnet die zugrunde liegende Infrastruktur denn auch als Service-orientierte Architektur (SOA). Der Servicebus übernehme dabei unter anderem eine Vermittlerfunktion und stelle die Vailiditätsprüfung von Broker-Sequenzen sicher. Messaging-Funktionen wickelt der Servicebus auf Basis der Standardprotokolle Soap und HTTPS ab (mehr zum Thema Service-orientierte Architekturen im SOA-Expertenrat der COMUTERWOCHE).

Wichtig für den stabilen Betrieb des Systems ist auch dessen Skalierbarkeit. Sie soll mit Hilfe des Bea-Produkts WebLogic Cluster gesichert werden. Hinzu kommen weitere nichtfunktionale Anforderungen wie Hochverfügbarkeit, Sicherheit und Verwaltbarkeit. In punkto Security nutzt die Broker-Architektur unter anderem den Registrierungsdienst Service Directory Service (SDS). Die Basistechnik stellt Bea in Form seiner AquaLogic Service Registry zur Verfügung. Sie dient zugleich als Service-Directory für alle benötigten Fachdienste.

Im Rahmen des Projekts Gesundheitskarte sollen digitale Patientenkarteien einen schnelleren Zugriff auf Daten ermöglichen. Dafür brauchen Nutzer unter anderem neue Scanner-Software sowie Dokumenten- und Content-Management-Systeme. Für den Umgang mit der Gesundheitskarte werden zudem Unterschriften und Rezepterstellung digitalisiert sowie entsprechende Lesegeräte angeschafft. Nach etlichen Verzögerungen startete der erste Feldversuch mit der Gesundheitskarte am 27. Dezember 2006. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) und die koordinierende Gematik wollen das Mammutvorhaben bis 2008 umsetzen.

Bis dahin sind indes nicht nur die administrativen Funktionen der Chipkarte zu testen. Vielmehr setzt die Karte auch eine Telematik-Infrastruktur für den Datenaustausch voraus, die nun offenbar mit Hilfe der Bea-Produkte gebaut werden soll. Neben den rund 70 Millionen Versicherten sollen rund 123 000 niedergelassene Ärzte, 65 000 Zahnärzte, 20 000 Apotheken und 2200 Krankenhäuser die Architektur nutzen und über sie mit den Krankenkassen kommunizieren. Laut einer Studie der Beratungsfirma Booz Allen Hamilton vom September 2006 könnten sich die Gesamtkosten des Projekts über die nächsten fünf Jahre auf bis zu 3,6 Milliarden Euro belaufen. Hinzu kämen noch einmal 585 Millionen Euro für die Verteilung der Karten. (wh)