Zentrale und hochverfügbare IT

BayWa bringt Mission Critical und Industriestandards unter einen Hut

28.06.2011 von Thomas Pelkmann
Die BayWa hat die Großrechner für ihre SAP- und Non-SAP-Infrastruktur durch eine einheitliche Blade-Architektur auf Basis der HP Converged Infrastructure ersetzt. Das ermöglicht dem Agrarhandelskonzern die friedliche Koexistenz von Mission-Critical-Systemen und Standard-Servern, die sich mit einer Management-Konsole zentral administrieren lassen.
Sorgt bei der BayWa auf der Basis für IT-Wachstum "auch über 2013 hinaus“: Hans-Gunter Weber von RI-Solution.
Foto: Baywa

Der Handelskonzern BayWa versorgt mit seiner zentralisierten IT-Landschaft insgesamt 1.300 Vertriebsstandorte in elf europäischen Ländern mit Rechenleistung, Netzwerkservice und Storage. Den größten Umsatz erzielt der Konzern mit Produkten aus Land- und Ernährungswirtschaft. Zu den Wachstumsbereichen gehört aber auch der Sektor Erneuerbare Energien.

Vor drei Jahren, 2008, standen bei der IT-Tochter des BayWa-Konzerns, RI-Solution, strategische Entscheidungen an: Das um die Jahrtausendwende eingeführte SAP-Warenwirtschaftssystem entsprach nicht mehr den Anforderungen des Business und hatte zudem in Form einer virtualisierten Unix-Host-Architektur die Altersgrenze erreicht. Diesen Ausgangspunkt nutzte RI-Solution für einen großen Wurf: Die gesamte Systeminfrastruktur wurde damals neu ausgeschrieben, um der BayWa anschließend bis mindestens 2013 eine hochverfügbare, ausfallsichere und leistungsfähige Infrastruktur bieten zu können.

Sorgen bei der BayWa für ausreichend skalierbare Rechenpower in der Converged Infrastructure: Blade-Systeme von HP.
Foto: Hewlett-Packard Development Company, L.P.

Im Zuge der Migration des Alt- auf ein Bladesystem von HP vollzog das Unternehmen zugleich einen Strategiewechsel: Statt auf eine Multi-Vendor-Strategie, die faktisch aus zwei Anbietern bestand, arbeitet die BayWa nun mit nur einem Dienstleister: HP. Der Technologiekonzern gehörte bereits vor dem Großprojekt zu den Partnern der BayWa-Tochter RI Solution. HP versorgte dabei aber vor allem den Non-SAP-Bereich der BayWa mit ProLiant-Servern. Im Zuge des Migrationsprojekts setzt die BayWa nun aber auch in der SAP-Umgebung auf HP-Technologie: Aus der Integrity-Baureihe arbeiten bei RI Solution nun im Auftrag der BayWa 41 Blades und zwei Superdomes 2 unter HP-UX, auf denen das SAP-ERP-System läuft. Zusammen bieten diese Rechner eine Performance von 550.000 SAPS (SAP Application Standard). SAPS ist eine plattformunabhängige Einheit, mit der die Leistungsfähigkeit von SAP-Installationen angegeben wird. HP liefert außerdem sechs HP Storage Works Enterprise Virtual Array (EVA)-Systeme. Mit HP Data Protector, zwei Virtual Library Systems (VLS) und zwei Enterprise Storage Libraries (ESL) löst HP schließlich auch die vorhandene Backup-Infrastruktur ab.

Mit dem Umstieg auf die HP-Server entschied man sich bei der BayWa für eine Scale-Out-Architektur und das HP-Konzept Converged Infrastructure. Die bisherige Trennung der Unix- und Standard-Server-Welt wurde mithilfe einer einheitlichen Blade-Architektur aufgehoben. Die gesamte Infrastruktur, sowohl bei den SAP- als auch bei den Non-SAP-Systemen, wird jetzt mit einer einzigen Management-Konsole überwacht und gesteuert.

BayWa setzt auf zentrale und hochverfügbare IT

Den Vertrag mit HP als Generalunternehmen schloss RI-Solution im Dezember 2008. Das Projekt startete im Januar 2009 und sollte ursprünglich im Oktober 2010 abgeschlossen sein. Durch die Verzögerung der Superdome 2-Lieferung - bedingt durch Verschiebungen beim Tukwila-Prozessor von Intel - musste sich der Agrarkonzern aber übergangsweise mit Superdome 1 zufriedengeben. Erst im März 2011, also rund ein halbes Jahr später, konnte diese "planmäßige Verspätung" mit der Installation der Superdome 2-Rechner aufgeholt werden. "Wir konnten das Projekt on-budget, aber nicht on-time abschließen", resümiert Projektleiter Hanns-Gunter Weber, der bei RI-Solution für die gesamte IT-Infrastruktur verantwortlich ist. Allerdings sei die Verzögerung schon bei Vertragsabschluss absehbar und der dafür nötige Workaround bereits Bestandteil des Vertrages mit HP gewesen, so Weber.

Außerplanmäßig waren dagegen die Probleme mit der Performance der DB2-Datenbank auf dem HP-OX-System. Hier arbeiteten die Techniker von HP und RI-Solution ganze vier Monate daran, die Leistungsfähigkeit des Systems unter Hochlast zu gewährleisten - was am Ende schließlich auch gelang.

Inklusive aller Tests betrug der Aufwand für den Umstieg auf die HP Converged Infrastructure 5.000 Arbeitsstunden - ein echtes Großprojekt für die IT-Tochter der BayWa. "Von unseren 220 Mitarbeitern an den drei Standorten waren zwischen 30 und 35 immer wieder in das Projekt involviert", bilanziert Projektleiter Weber. Für ihn ist das Großprojekt ein Erfolg: "Wir haben sowohl unsere wirtschaftlichen als auch unsere strategischen Ziele erreicht".

Die Entscheidung, die IT-Infrastruktur in den beiden Rechenzentren der RI-Solution zu zentralisieren, fiel bei der BayWa bereits in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Das war nicht ohne Risiko: Wenn im zentralen Rechenzentrum die Server ausfallen, stehen auch die Kassen- und Buchungssysteme in den rund 900 angeschlossenen Vertriebsstandorten still. Fast der gesamte Geschäftsbetrieb des Unternehmens käme dann zum Erliegen.

Auf der anderen Seite bietet die zentrale Verwaltung deutliche Vorteile: Controller, Logistiker und Disponenten können fast in Echtzeit mit realen Verkaufszahlen arbeiten, um Warenflüsse zu steuern, Preise flexibel zu gestalten und Geschäftsentscheidungen zeitnah treffen zu können. "Die hochgradige Integration der Systeme erlaubt es uns, viele betriebswirtschaftliche Prozesse zu automatisieren", erläutert Eugen Berchtold, Geschäftsführer von RI-Solution. "Aber die Integration setzt zugleich voraus, dass die Systeme permanent verfügbar sind. Ansonsten steht der gesamte Warenfluss der BayWa still." Hochverfügbarkeit, Ausfallsicherheit und Performance zählen daher zu den Kernanforderungen an die Technik.

Mission Critical und Industriestandards vereint

Nach Sichtung der Angebote entschied sich die BayWa noch im Jahr 2008 für die Offerte von HP mit dem Leitkonzept der Converged Infrastructure. Die SAP-Systeme der BayWa werden wegen der höheren Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit dabei auf Unix-Servern betrieben, während die Nicht-SAP-Systeme auf x86-Rechnern laufen. Mit der Converged Infrastructure hat HP die technologischen Voraussetzungen dafür geschaffen, Mission-Critical-Systeme und Industriestandard-Server so in eine Infrastruktur einzubinden, dass sie sich mit denselben Werkzeugen administrieren lassen.

Dass mit der Entscheidung zugunsten des HP-Konzepts auch die bisherige Dual-Vendor-Strategie über den Haufen geworfen wurde, war den Worten von Hanns-Gunter Weber zufolge nicht von vorneherein geplant. "Wir haben uns aber diese Option offen gehalten, wenn die Konzepte der beteiligten Partner das zuließen", erinnert sich Weber. Im Zuge der Harmonisierung der SAP- und Non-SAP-Landschaft in der konvergenten Infrastruktur fiel dann aber die Entscheidung zugunsten des einen Anbieters, HP.

Angst vor einem Vendor-Lock-In - der oft ungesunden Abhängigkeit von nur einem Anbieter - hat Weber dabei nicht. "Sollten wir in Zukunft außerplanmäßig wachsen und entsprechend in die Systemlandschaft investieren, muss das nicht notwendigerweise in HP-Produkte sein", stellt der Infrastrukturchef klar. Durch die Scale-Out-Logik der Infrastruktur sowie die Standardisierung des Systems und die weitgehende "Kommoditisierung der Komponenten" seien die Einzelteile im Zweifelsfall eben doch austauschbar.

Andererseits genießt RI-Solution durchaus auch Vorteile durch seine Single-Vendor-Strategie: "HP kennt die Infrastruktur und ihre einzelnen Komponenten sehr genau", so Weber, was die Prozeduren zu Fehlerentdeckung und -behebung deutlich beschleunige.

Mindestens bis 2013 ist mit dem Umstieg auf Blades nun Ruhe an der Infrastrukturfront des Agrarhandelskonzerns. Wenn es denn nicht doch überraschendes Wachstum auf einem ganz neuen Markt gibt: Durch den Ausstiegsbeschluss der Bundesregierung aus der Atomenergie rückt eine relativ junge Konzernstruktur stärker in den Fokus: "Als Vorreiter im Bereich nachwachsender Rohstoffe wird sich die BayWa auch in Zukunft mit aller Kraft für erneuerbare Energien einsetzen", heißt es in einer Selbstdarstellung des Unternehmens. Das könnte dann durchaus noch Neuinvestitionen in die IT-Infrastruktur nötig machen. Aber auch das beunruhigt Weber nicht: "Wachstum ist mit diesem skalierbaren System möglich - auch über 2013 hinaus".